Vom Flohmarkt zu Sotheby's Seltene Schale für viel Geld versteigert

dpa

17.3.2021 - 20:33

Viel Bares zahlte ein Käufer bei Sotheby's für einen Flohmarktfund aus der Ming-Dynastie. (Symbolbild)
Viel Bares zahlte ein Käufer bei Sotheby's für einen Flohmarktfund aus der Ming-Dynastie. (Symbolbild)
Bild: keystone

Zum Glück ging in all den Jahrhunderten nichts zu Bruch: Bei einem Hinterhofverkauf stösst jemand auf eine besondere weisse Schale und erahnt deren Einzigartigkeit. Und tatsächlich: Bei einer Auktion bei Sotheby's wird der stolze Schätzpreis weit überboten.

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Erst taucht die äusserst seltene Schale aus dem China des 15. Jahrhunderts auf einem Privatflohmarkt in Connecticut auf und wird für 35 Dollar verscherbelt, dann bei Sotheby's für eine stolze Summe versteigert: Rund 605’000 Euro legte eine Käuferin oder ein Käufer bei der Auktion für das weisse Porzellangefäss mit kobaltblauen Blumenverzierungen und anderen Zeichnungen auf den Tisch, wie das renommierte Auktionshaus mitteilte. Von dieser Schale gebe es nach aktuellem Wissensstand nur sechs weitere in der Welt, die zumeist in Museen ausgestellt seien, sagte Angela McAteer, Chefin der Abteilung für chinesische Artefakte bei Sotheby's.

Die Schale war unter einer Vielzahl chinesischer Kunstwerke, die am Mittwoch im Rahmen einer Asienwoche des Hauses angeboten wurden. Den Schätzwert des Gefässes bezifferte Sotheby's auf 300’000 bis 500’000 Dollar. 15 Gebote wurden für die Schale abgegeben, übers Internet fing jemand mit 200’000 Dollar an, am Ende hielt eine andere Person mit 580’000 Dollar dagegen. Der offizielle Verkaufspreis, der noch etliche Gebühren umfasste, lag dann bei 721’800 Dollar.

Auf das gute Stück aus der sogenannten Ming-Dynastie im damaligen Kaiserreich China stiess laut Sotheby's ein Antiquitätenliebhaber im vergangenen Jahr bei einem Hinterhofverkauf in der Gegend New Haven. Die Person habe sich gedacht, dass die Schale etwas Besonderes sein könnte. Später schickte sie per E-Mail Informationen und Fotos an Sotheby's und bat um eine Schätzung.

«Es war sofort offenkundig, dass wir uns da etwas wirklich sehr, sehr Ausserordentliches anschauten», sagte McAteer der Nachrichtenagentur kürzlich. «Der Malstil, die Form der Schale, sogar allein die Farbe des Blaus ist ziemlich charakteristisch für diese Phase des Porzellans im frühen 15. Jahrhundert.»

Erst der fachmännische Blick aus der Nähe bestätigte Sotheby's, was da auf einem Flohmarkt in Neuengland gelandet war. Wissenschaftliche Tests können einen solchen Beleg nicht erbringen, nur das geschulte Auge und die Hände von Spezialisten. Die Schale fühlte sich sehr geschmeidig an, die Glasur war glatt und die Farben und Zeichnungen typisch für die Ära.

Das Gefäss stammt aus der Herrschaft von Yongle, dem dritten Kaiser der Ming-Dynastie. Gefertigt wurde es für dessen Hof in der Stadt Jingdezhen, an dem eine neue Art von Porzellan-Verarbeitung eingeführt wurde, wie Sotheby's erklärte. Wie die Schale auf einem Flohmarkt in Connecticut landete, bleibt ein Rätsel. Möglich sei, dass sie von einer Generation einer Familie an die nächste weitergereicht worden sei, die von deren Einzigartigkeit keine Ahnung gehabt habe, mutmasst McAteer.

Von den nur sechs anderen Schalen seien jedenfalls zwei in dem nationalen Palastmuseum in Taipeh in Taiwan ausgestellt, zwei in Londoner Museen und eines im Nationalmuseum in Irans Hauptstadt Teheran. Über den Verkäufer und den neuen Besitzer der Schale aus Connecticut bewahrte Sotheby's Stillschweigen.