Von der «Aquarius» ins KlosterVon der «Aquarius» ins Kloster: Mallorca wird zum Flüchtlingshafen
dpa
26.7.2018
Tagelang war die «Aquarius» im Juni auf einer Odyssee im Mittelmeer - bis Spanien das Rettungsschiff anlegen liess. Ein Teil der Flüchtlinge wird nun auf Mallorca untergebracht. In einem ehemaligen Kloster in Palma sollen die Menschen zur Ruhe kommen.
Es ist still in Son Rapinya im Westen von Mallorcas Hauptstadt Palma, fast dörflich. In dieser friedlichen Oase, fernab vom Ballermann-Radau, liegt das ehemalige Kloster der Barmherzigen Schwestern. Bald werden hier zwei Dutzend der «Aquarius»-Flüchtlinge einziehen, die eine tagelange Irrfahrt durch das Mittelmeer erlebt haben. Die meisten kommen aus dem von sozialen und ethnischen Konflikten gebeutelten Sudan. In dem früheren Nonnenkonvent sollen sie einen sicheren Hafen finden und ihr Trauma verarbeiten. Schon am Eingang ist zu lesen, was die Zukunft - so hoffen die Betreuer - für die Menschen bereithält: «Heute ist ein guter Tag zum Lächeln», steht auf Spanisch in grossen roten Lettern an der Wand des Empfangsraums.
Im hübschen Innenhof steht ein schattenspendender Zürgelbaum. Die Zimmer sind spartanisch eingerichtet, aber hell und freundlich. Die Fenster der oberen Stockwerke, mit ihren typisch mallorquinischen grünen Läden, geben den Blick auf die Hügel der Bergkette Na Burguesa frei. «Ich denke, dass die 23 Flüchtlinge Ende der Woche hier sein werden», sagt Tomeu Miralles. Der 41-Jährige ist der Koordinator des neuen Flüchtlingszentrums, das vom Roten Kreuz verwaltet wird. Das Kloster sei erst vor zehn Jahren renoviert worden, erzählt er. «Wir mussten im Grunde nur die Möbel rein stellen.»
Ein Rückblick: Die von der Hilfsorganisation SOS Méditerranée gecharterte «Aquarius» hatte im Juni 629 Menschen vor der libyschen Küste gerettet und an Bord genommen. Fast alle stammen aus afrikanischen Staaten, in denen Bürgerkriege, Milizen oder Despoten wüten und Menschen hungern. Sudan, Südsudan, Eritrea, Nigeria. Dann aber verweigerten sowohl Italiens fremdenfeindlicher Innenminister Matteo Salvini als auch Malta die Aufnahme der Migranten.
Mehrere Tage lang harrte das Schiff auf See aus, während die Lage für die Menschen an Bord immer prekärer wurde. Schliesslich gab die neue sozialistische Regierung Spaniens ihre Zustimmung zur Anlandung - jedoch musste die «Aquarius» 1500 Kilometer zurücklegen und gegen teils meterhohe Wellen ankämpfen, bis sie schliesslich in Valencia ankam. 106 Migranten waren an Bord, zwei italienische Schiffe hatten die restlichen Migranten von der «Aquarius» aufgenommen.
Seither gilt Spanien als eine Art Vorreiter in puncto Flüchtlingspolitik - auch wenn die Regierung schnell deutlich machte, dass sie keineswegs bereit ist, die Verantwortung künftig alleine zu tragen. Aber die Zahlen sprechen für sich: Erst vor wenigen Tagen hatte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitgeteilt, dass Spanien offenbar das neue Hauptziel der Flüchtlinge ist.
Die Zahl der Menschen, die die westliche Mittelmeer-Route wählen, hat sich bis Mitte Juli 2018 im Vergleich zumVorjahreszeitraum fast verdreifacht und übertrifft nun die Ankünfte in Italien und Griechenland. Allein am vergangenen Wochenende wurden im Alborán-Meer und in der Strasse von Gibraltar mehr als 1100 Menschen von der spanischen Seenotrettung aufgegriffen.
In Spanien, wo anders als in Italien oder Deutschland keine rechtspopulistische Partei im Parlament sitzt, treffen Asylsuchende grösstenteils auf offene Arme. Nicht nur die Regierenden, sondern auch die Spanier selbst sehen sich in der Pflicht.
Eine im Juni veröffentlichte Umfrage der NGO Oxfam Intermón ergab, dass der weltweit wachsende Rassismus 80 Prozent der Spanier mit Besorgnis erfüllt. Rund 87 Prozent glauben, dass die europäischen Regierungen mehr tun könnten, um Migranten zu helfen. Und immerhin 65 Prozent wünschen sich, Madrid würde seine Gesetze zur Asylpolitik ändern, um mehr Menschen vor dem Tod auf See zu bewahren. «Wir haben festgestellt, dass die meisten Spanier ihren Werten Vorrang vor ihren Ängsten geben», sagte Oxfam-Expertin Eva Garzón der Deutschen Presse-Agentur. «Die grosse Mehrheit ruft nach einer besseren und humaneren Migrationspolitik.»
Was erwartet die Migranten von der «Aquarius» nun auf Mallorca? «In den ersten sechs Monaten versuchen wir ihre Grundbedürfnisse abzudecken und sie langsam auf das Leben auf der Insel vorzubereiten», sagt der gelernte Sozialpädagoge Miralles. Dazu gehören neben medizinischer und psychologischer Betreuung auch Sprachkurse und Workshops, die Behördengänge sowie Job- oder Wohnungssuche erleichtern sollen. Zudem werden Ausflüge und Aktivitäten wie Yoga oder Theaterkurse angeboten. Pro Monat erhält jeder Flüchtling ein Taschengeld von 50 Euro.
In einer weiteren sechsmonatigen Phase sollen die Flüchtlinge eine eigene Wohnung suchen und spätestens nach 18 Monaten einen Job gefunden haben - so zumindest ist der Plan. Natürlich seien Konflikte zu bewältigen, sagt Miralles. «Keiner dieser Menschen möchte wirklich hier sein. Wenn sie in ihrer Heimat eine Chance hätten, würden sie da bleiben. Das führt zu Frustration.» Zudem sei der Standort Mallorca wenig attraktiv. «Die meisten Migranten bevorzugen es, auf dem Festland zu bleiben, da haben sie mehr Mobilität.»
Tatsächlich ist das Nonnenkonvent erst die zweite Flüchtlingsunterkunft auf Mallorca. Eine weitere an der Playa de Palma eröffnete vor zwei Jahren mit einer Kapazität für 50 Menschen. Viele Touristen zeigen derweil Mitgefühl, so wie eine Urlauberin aus Norddeutschland, die sagt: «So viele Leute aus verschiedenen Ländern suchen auf Mallorca ihr Glück. Dann sollten diese Menschen, die nun wirklich gar nichts haben, auch eine Chance bekommen.»
Bräuche zur Weihnachtszeit: Wie lange hast du an das Christkind geglaubt?
Der Samichlaus, das Christkind und der Weihnachtsmann spielen eine grosse Rolle in der Adventszeit. Doch wie lange hast du daran geglaubt? blue News stellt diese Frage und noch mehr an die Passanten in Zürich.
10.12.2024
Erpressungsfall Schumacher: Prozess beginnt
Es ist ein spektakulärer Erpressungsversuch: Mit privaten Fotos und Videos soll ein Trio aus dem Raum Wuppertal versucht haben, die Familie von Ex-Rennfahrer Michael Schumacher um 15 Millionen Euro zu erpressen. Nun beginnt der Prozess in Wuppertal DE.
10.12.2024
See-Schnee-Effekt: In 30 Minuten können bis zu zwei Meter Schnee fallen
Manche US-Bundesstaaten sind von heftigen Schneefällen betroffen. In Pennsylvania schneite es am 30. November bis zu 70 Zentimeter. Das hat mit einem Wetterphänomen zu tun, dem «Lake snow effect».
02.12.2024
Notre-Dame öffnet: Was Touristen wissen müssen
Fünfeinhalb Jahre nach einem verheerenden Brand öffnet die Kathedrale Notre-Dame ab 8. Dezember seine Türen.
Ab dem 16. Dezember ist die Kathedrale in der Regel von 8.00 bis 19.00 Uhr geöffnet, donnerstags bis 22.00 Uhr.
Der Rundgang kostet nichts – wer die Schatzkammer sehen möchte, muss 10 Euro Eintritt dafür zahlen, ermässigt 6 Euro.
07.12.2024
Trump in Paris erwartet: Erste Auslandsreise seit Wahlsieg
Trump in Paris erwartet: Anderthalb Monate vor seiner Amtseinführung macht der designierte US-Präsident Donald Trump an diesem Wochenende seine erste Auslandsreise seit dem Wahlsieg. Auf Einladung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron wird Trump am Samstagabend in Paris bei der feierlichen Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame erwartet. Bereits am Nachmittag wollen sich Macron und Trump im Élysée-Palast für ein bilaterales Gespräch zusammensetzen. Im Anschluss erwartet Macron dort auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
07.12.2024
Sicherheitsbehörde in Deutschland warnt vor Wahlbeeinflussung durch fremde Mächte
Beeinflussung der Bundestagswahl: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik rechnet mit möglichen Versuchen der Einflussnahme von aussen.
05.12.2024
Bräuche zur Weihnachtszeit: Wie lange hast du an das Christkind geglaubt?
Erpressungsfall Schumacher: Prozess beginnt
See-Schnee-Effekt: In 30 Minuten können bis zu zwei Meter Schnee fallen
Notre-Dame öffnet: Was Touristen wissen müssen
Trump in Paris erwartet: Erste Auslandsreise seit Wahlsieg
Sicherheitsbehörde in Deutschland warnt vor Wahlbeeinflussung durch fremde Mächte