Begehrte Trophäe Von Juli bis April legal: Wolfsjagd in den Wäldern Serbiens

AFP/jfk

19.4.2018

Die Zahl der Wölfe nimmt in der Schweiz zu und damit auch die Angriffe auf Viehbestände. Die Frage des Abschusses ist ein Politikum. In Serbien sieht das völlig anders aus: Hier gelten Wölfe nicht als gefährdet und dürfen gejagt werden.

Der Umgang mit Wölfen ist hierzulande längst zum Thema hitziger politischer Debatten avanciert. Dabei ist es hoch umstritten, unter welchen Umständen das seltene und menschenscheue Tier abgeschossen werden dürfte. Während die Population in der Schweiz auf etwa 40 Exemplare angewachsen ist, leben in Serbien allein im dünn besiedelten Jastrebac-Gebirge im Süden des Landes etwa 800 Graupelze.

Vor allem im Winter greifen die Tiere immer wieder Schafsherden an. «Letztes Jahr haben sie vier meiner Schafe in nur fünf Minuten gerissen», sagt Bauer Ivan Milenkovic aus dem Dorf Dresnica. «Ich habe Scheinwerfer angebracht, die sie abschrecken sollen.»

Wolfsjagd wird mancherorts gefeiert

Andere Bewohner der Gegend greifen zum Gewehr. Die vollkommene Stille im Jastrebac-Gebirge wird durch laute Gewehrschüsse unterbrochen. Die Schützen haben getroffen: Zwei Wölfe sind tot. Während in der Schweiz heftig über die Wolfsjagd zum Schutz von Weidetieren gestritten wird, gibt es in Serbien darüber keine Diskussion.

Jagdsaison ist zwischen Juli und April. Die örtlichen Jagdvereine überwachen den Bestand und legen fest, wie viele Tiere geschossen werden dürfen. Auch in Montenegro, Bosnien und Mazedonien dürfen Wölfe geschossen werden; in Albanien, Kroatien und Kosovo ist die Jagd hingegen verboten.

Die Wolfsjagd in der Nähe der kleinen serbischen Stadt Blace hat inzwischen Tradition und wird wie ein Fest gefeiert. «Gute Sicht und ruhige Hand!», lautet der Gruss der Jäger. Nach ein paar Gläsern Rakija, einem hochprozentigen Obstbrand, geht es los. Die Männer teilen sich in zwei Gruppen, in Fährtenleser und Beobachter. Aus zwei Richtungen bewegen sie sich aufeinander zu, in der Hoffnung, die Wölfe in die Enge zu treiben.

Einen Wolf zu erlegen ist schwierig

Doch eines der schlauen Tiere zu erlegen, ist gar nicht so einfach. «Manche warten ihr ganzes Leben, einen Wolf zu töten», sagt Dejan Pantelic. Ihm ist es in 24 Jahren noch nicht gelungen. Die Tiere haben einen ausgeprägten Geruchssinn und ein sehr gutes Gehör. Ausserdem können sie bis zu hundert Kilometer am Tag zurücklegen.

Borica Vukicevic hat an diesem Tag nach 38 Jahren Jagd zum ersten Mal ein Raubtier erlegt. Mit der Wölfin auf der Kühlerhaube kehrt er zurück und ist sofort umringt von Kindern und Erwachsenen. Viele lassen sich mit dem toten Tier fotografieren. Es hat dunkles, graues Fell und zeigt noch im Tod die scharfen Zähne.

Auch der 24 Jahre alte Nikola Milincic war erfolgreich. «Ich habe die Wölfin etwa 50 Schritte entfernt von mir gesehen, abgedrückt und getroffen», erzählt Milincic. «Das Glück war heute auf meiner Seite.» Der ein oder andere Jäger in der Schweiz dürfte sich wünschen, dass auch er bald einen Wolf ganz legal vor die Flinte bekommt.

Einen Wolf zu erlegen ist auch dort nicht einfach, wo er häufiger vorkommt. Nikola Milincic präsentiert stolz seine Jagdbeute.
Einen Wolf zu erlegen ist auch dort nicht einfach, wo er häufiger vorkommt. Nikola Milincic präsentiert stolz seine Jagdbeute.
AFP/Videobild
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