Katastrophe nach Pilotenfehler Vor zehn Jahren verschwand Air-France-Flug 447 über dem Atlantik

tmxh / SDA

29.5.2019

Vor zehn Jahren stürzte Air-France-Flug 447 auf dem Flug von Rio nach Paris in den Atlantik. Die Piloten waren mit der Maschine in einen Sturm geraten und völlig überfordert. Alle Passagiere kamen ums Leben.

Genau eine Dekade ist es her, dass ein Flug der Air France mitten auf dem Atlantik plötzlich spurlos vom Radar verschwand. Der Airbus war vom Himmel gefallen, alle Passagiere starben. Nur langsam konnte damals in der Folge nachvollzogen werden, was an jenem Pfingstmontag 2009 mit Flug 447 tatsächlich geschah. Es sollte Jahre dauern, bis das Mysterium aufgeklärt werden konnte.

228 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben, unter ihnen drei Schweizer. Sie waren auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris, als die Maschine in 11'000 Metern Höhe in ein schweres Gewitter geriet und die Sonden vereisten. Erst 2011, nach zahlreichen spektakulären Suchaktionen im Atlantik, wurde das Wrack der Maschine gefunden. 

Verzweifelte Angehörige bei einer Trauerfeier für die Opfer.
Verzweifelte Angehörige bei einer Trauerfeier für die Opfer.
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Massgeblich durch Pilotenfehler

Das abschliessende Erxpertengutachten kam 2012 zu dem Schluss, dass die Katastrophe massgeblich durch Pilotenfehler verursacht wurde. Wie die Unfallermittler damals mitteilten, sei die Crew, bestehend aus  nach einer Vereisung der Geschwindigkeitssonden mit der grundsätzlich beherrschbaren Situation überfordert gewesen.

Sie habe im Cockpit der Airbus-Maschine komplett die Kontrolle verloren, hiess es im Gutachten. Durch die Vereisung der Sonden, sei eine  Geschwindigkeitsmessung fast unmöglich geworden. Die beiden Ko-Piloten im Cockpit, die in der Situation auf sich gestellt waren, weil sich der Kapitän zurückgezogen hatte, besassen keine Ausbildung für eine solche Extremsituation. Das Ergebnis: die Maschine fiel wie ein Stein ins Meer.

Die Daten der im Frühjahr 2011 aus 4000 Metern Tiefe geborgenen Flugschreiber hatten ergeben, dass die Piloten vor allem auf Warnungen über einen Strömungsabriss an den Tragflächen falsch reagiert hatten. Angesichts des Flugmodus bei deaktiviertem Autopiloten und der Flughöhe seien die Reaktionen der Piloten unangemessen und überzogen gewesen.

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Strömungsabriss durch Hochziehen

Die Reaktion der Piloten bestand vor allem aus einem Hochziehen des Flugzeugs, was letztlich zu einem Strömungsabriss führte. Zudem gaben gemäss Bericht der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) die Bordgeräte auch falsche Anweisungen. Als Kapitän Marc Dubois, ein erfahrener Pilot mit rund 11'000 Flugstunden zu den beiden Kopiloten David Robert und Pierre-Cedric Bonin stiess, war es bereits zu spät.

«Die Besatzung war in der Lage praktisch völlig verloren», hatte der BEA-Ermittlungsleiter Alain Bouillard damals gesagt. Es habe keine genauen Anweisungen für einen solchen Fall gegeben. 

In der Folge der Katastrophe hatten Hinterbliebene der Opfer damals Air France verklagt. In zwei Fällen bekamen sie Recht: Ein brasilianisches Gericht sprach den Hinterbliebenen einer Staatsanwältin aus Rio etwa 950'000 Franken zu, später billigte ein französisches Gericht den Angehörigen einer Flugbegleiterin etwa 22'500 Franken zu.

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