Gast bei Markus Lanz Woran Natascha Kampusch heute noch leidet

tmxh / tsch

9.10.2019

13 Jahre, nachdem sie sich aus einem jahrelangen Martyrium befreite, stellte sich das Entführungsopfer Natascha Kampusch den Fragen von Markus Lanz. 
13 Jahre, nachdem sie sich aus einem jahrelangen Martyrium befreite, stellte sich das Entführungsopfer Natascha Kampusch den Fragen von Markus Lanz. 
Source: ZDF

Entführungsopfer Natascha Kampusch hat viel erlebt und ihr schlug viel Hass entgegen, auch nach ihrer Befreiung. In der Sendung von Markus Lanz erzählt die 31-Jährige nun, was besonders belastend war.

Es ist ein Fall, der um die Welt ging und die Menschen bis heute bewegt: Am 23. August 2006 entkam die damals 18-jährige Natascha Kampusch ihrem Entführer, der sie acht Jahre lang in einem Kellerverlies gefangen gehalten hatte.

Der Ausbruch aus der Gefangenschaft wurde zum internationalen Medienereignis, im Zuge dessen auch Zweifel an der Geschichte der jungen Frau geäussert wurden. Sie sah sich mit offenen Anfeindungen und Hass konfrontiert. Nun, 13 Jahre später, sprach Kampusch als Gast in der deutschen ZDF-Sendung «Markus Lanz» über diese Zeit. «Ich bin von einem Feind in ein Umfeld mit vielen Feinden gekommen», erinnerte sie sich.

Zu Gast bei Markus Lanz berichtete Natascha Kampusch über Anfeindungen und Hasskommentare in sozialen Medien. «Ab und zu habe ich darüber nachgedacht, ob es den anderen Leuten vielleicht lieber wäre, wenn ich Selbstmord begehen würde», eröffnete die heute 31-Jährige.
Zu Gast bei Markus Lanz berichtete Natascha Kampusch über Anfeindungen und Hasskommentare in sozialen Medien. «Ab und zu habe ich darüber nachgedacht, ob es den anderen Leuten vielleicht lieber wäre, wenn ich Selbstmord begehen würde», eröffnete die heute 31-Jährige.
Source: ZDF

Sie habe «gegrübelt und gegrübelt, was in der Sache wohl mein Fehler gewesen sein könnte», berichtete die Österreicherin. Schliesslich sei sie zum Schluss gekommen, dass es ein «Fehler war, dem überhaupt zuzuhören», sagte sie in Bezug auf den Medienrummel. Von Anfang an habe sie Misstrauen gespürt, auch in den Kreisen der Polizei, erinnerte sich die heute 31-Jährige.

Anfeindungen aus der «untersten Schublade»

Besonders belastend seien jedoch die Reaktionen der Gesellschaft gewesen. «Leute haben gemurmelt oder auf mich gezeigt», beschrieb Kampusch. Das sei «unterste Schublade» gewesen. Auf Nachfrage von Markus Lanz, wo sich solche Vorfälle zugetragen hätten, entgegnete das Entführungsopfer: «Meist auf der Strasse, wo die Leute auch schnell wieder wegkonnten. Die hätten das nicht ausgehalten, mir minutenlang gegenüber zu sein.»

Zudem habe sie das Gefühl gehabt, «dass diese Emotionalität, die diesem unfassbaren Verbrechen entgegengebracht wurde, dann auf einmal auf mich umschlug, weil der Täter nicht mehr lebte». Trotz ihrer misslichen Lage habe sie jedoch nie über Suizid nachgedacht, wie Kampusch erläuterte: «Nein, ich hatte mich ja selbst befreit. Ab und zu habe ich darüber nachgedacht, dass es den anderen Leuten vielleicht lieber wäre, wenn ich Selbstmord begehen würde.» Bis heute erreichen die 31-Jährige Hasskommentare in den sozialen Medien, wie sie ausführte, etwa «Wärst du doch im Keller geblieben» oder «Geh sterben».

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