Aufsehenerregender Kriminalfall Warum drei junge Russinnen ihren Vater brutal erstachen

tsch

4.10.2018

Sie ist die älteste der drei Angeklagten: Die 19-jährige Christina.
Sie ist die älteste der drei Angeklagten: Die 19-jährige Christina.
Getty Images

36 Mal stachen drei junge Russinnen auf ihren eigenen Vater ein und riefen dann selbst die Polizei. Im Zuge der Ermittlungen tun sich nun Abgründe auf, die die russische Öffentlichkeit schockieren.

17, 18 und 19 Jahre alt sind die drei Mörderinnen, deren Fall die russische Öffentlichkeit derzeit bewegt wie keine andere Kriminalgeschichte. Mit einem Messer und einem Hammer fielen sie am Abend des 27. Juli über ihren Vater her, der in seinem Fernsehsessel schlief, und töteten ihn. Anschliessend verständigten die Schwestern selbst die Polizei und gestanden die Tat.

Obwohl die Faktenlage klar scheint, fordern weite Teile der russischen Öffentlichkeit den Freispruch von Angelina, Christina und Maria. Denn die Details, die im Zuge der Ermittlungen über ihr Opfer Michail Chatschaturjan ans Licht kommen, sind starker Tobak.

Vorwurf der sexuellen Misshandlung

Offenbar ihr ganzes Leben lang mussten die Schwestern unter ihrem Vater leiden. Regelmässig habe Chatschaturjan seine Kinder verprügelt, sagten Freunde und Bekannte der Angeklagten aus, mehrfach habe er ihnen seine Pistole an den Kopf gehalten und mit ihrer Ermordung gedroht. «Er konnte sie in den Bauch treten, würgen, sie anbrüllen, dann Gott um Vergebung bitten, und dann weiter brüllen», zitiert das Magazin «Stern» aus einem Interview, das eine der Schwestern dem russischen Blatt «Meduza» gab.

Auch von sexuellem Missbrauch und Plänen für eine Zwangsverheiratung ist die Rede. Nachdem er die Mutter und den Bruder der drei Mädchen nach jahrelangen Misshandlungen vor die Tür gesetzt hatte, «fing er zuerst an, Angelina anzufassen, dann machte er es auch auch mit Christina».

Die 18-jährige Angelina soll ihren Vater mit einem Hammer geschlagen haben, während eine ihrer Schwestern mit einem Jagdmesser auf ihn einstach.
Die 18-jährige Angelina soll ihren Vater mit einem Hammer geschlagen haben, während eine ihrer Schwestern mit einem Jagdmesser auf ihn einstach.
Getty Images

Die Polizei sah weg

Nachbarn berichteten übereinstimmend, dass die drei jungen Frauen die kameraüberwachte Moskauer Wohnung so gut wie nie verlassen durften. Selbst der Schulbesuch sei ihnen verwehrt worden. Die Aussage wurde von der Schulleitung inzwischen bestätigt: Als man den 57-Jährigen deswegen zur Rede stellen wollte, habe er die Lehrer bedroht und davongejagt. Auch die Nachbarschaft habe vor Chatschaturjan in Angst gelebt: Er habe mit Drogen gedealt, Menschen bedroht und sogar eine Frau angeschossen, dafür aber nie von der Polizei belangt worden – mutmasslich, weil er sie bestochen hatte.

Das Gericht scheint die Aussagen der Schwestern und ihrer Fürsprecher Glauben zu schenken: Obwohl die Verabredung zum Mord nach russischem Strafrecht ein besonders schwerwiegender Tatbestand ist, entliess man die drei Täterinnen am Freitag aus der Untersuchungshaft. Angstfrei werden sie nun dennoch nicht leben. «Wenn ich oder meine Schwestern sterben, dann ist es klar, wer das zu verantworten hat», erklärte der ältere Bruder der jungen Frauen in einem TV-Interview im Hinblick auf die Verwandtschaft seines Vaters. «Mir selbst wurde Geld angeboten, damit ich meine Schwestern umbringe. Von meiner Grossmutter, der Mutter meines Vaters.»

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite