Neuer Asterix-Band ist da Was ist drin, im Erfolgs-Zaubertrank der Gallier?

Noemi Hüsser

24.10.2025

«Asterix in Lusitanien» ist der 41. Asterix-Band und ab dem 23. Oktober erhältlich.
«Asterix in Lusitanien» ist der 41. Asterix-Band und ab dem 23. Oktober erhältlich.
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Asterix bleibt Asterix – weil sich alles verändert: Der Erfolg der Reihe liegt im Spagat zwischen Zeitgeist und Zeitkritik. Der neue Asterix-Band führt nach Portugal und greift dabei bis ins Silicon Valley.

Noemi Hüsser

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im neuen Asterix-Band «Asterix in Lusitanien» reisen Asterix und Obelix ins heutige Portugal, um dem zu Unrecht inhaftierten Fischsaucen-Hersteller Schãoprozes zu helfen.
  • Die Reihe bleibt ihrer Tradition treu: 44 Seiten, ein Festmahl am Ende und zahlreiche Anachronismen, die aktuelle Themen humorvoll ins antike Gallien übertragen.
  • Text, Zeichnung und Übersetzung entstanden parallel, um eine gleichzeitige Veröffentlichung in 23 Ländern zu ermöglichen.

Am Donnerstag ist der neuste Asterix-Band «Asterix in Lusitanien» erschienen. Im 41. Band reisen Asterix, Obelix mit Hündchen Idefix nach Lusitanien, dem heutigen Portugal. Dort sollen sie beweisen, dass der Fischsaucen-Hersteller Schãoprozes unschuldig im Gefängnis sitzt, weil der römische Präfekt Fetterbonus mit seiner minderwertigen Fischsauce den Markt erobern will und nicht davor zurückschreckt, die Konkurrenz hinter Gitter zu bringen. Also ruft ein Freund die gallischen Helden zu Hilfe.

In Lusitanien treffen sie auf «Kabeljão», Pastel de Nata und Vinho Verde statt «Wildsãu» – und auf das Klischee, die Portugies*innen neigten zu Melancholie und Pessimismus. «Mich deprimiert, dass ich so glücklich bin», meint Obelix, als er sich als Lusitanier verkleidet.

«Asterix in Lusitanien» hat eine Startauflage von fünf Millionen Exemplaren und erscheint gleichzeitig in 23 Ländern und in 19 Sprachen und Dialekten. Über 400 Millionen Asterix-Bände sind seit der ersten Ausgabe verkauft worden. Doch woher kommt dieser Erfolg? Was ist drin, im Zaubertrank der Gallier?

Elonmus, Marcus Zuckergus und Fetterbonus

Ein Blick zurück zeigt, wie konsequent die Marke gebaut wurde. Erfunden wurde Asterix 1959 von René Goscinny und Albert Uderzo. Gemeinsam veröffentlichten sie 24 Bände, bis Goscinny 1977 starb. Uderzo zeichnete und textete allein weiter, bis schliesslich Didier Conrad 2013 die Zeichnungen übernahm. Zwischen 2013 und 2021 schrieb Jean Yves Ferri die Geschichte. «Asterix in Lusitanien» ist nun der zweite Band mit Texten von Fabrice Caro.

Goscinny und Uderzo etablierten drei inoffizielle Regeln für einen Asterix-Band: 1. Er ist 44 Seiten lang. 2. Am Ende gibt es ein Festmahl. 3. Die Geschichten arbeiten mit Anachronismen. Das bedeutet, berühmte Persönlichkeiten, Phänomene und politische Debatten aus der Gegenwart werden in die Zeit der Gallier gelegt.

Auch der neue Band hält sich an diese Regeln. Mit den Römern Elonmus und Marcus Zuckergus, dem Geschäftsmann Fetterbonus, und dem Gallier Mandarfjanix, der sich mit einer Rentenreform schwertut, finden das Silicon Valley, Globalisierungs- und Kapitalismuskritik sowie ein Wutbürger ihren Weg in die Geschichte.

Sie führen die Asterix-Reihe weiter: Autor Fabrice Caro (l.) und Zeichner Didier Conrad.
Sie führen die Asterix-Reihe weiter: Autor Fabrice Caro (l.) und Zeichner Didier Conrad.
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Viele, die schon als Kind Asterix lasen, tun dies auch heute noch, weil sie mittlerweile diese Wortspiele und Anachronismen erkennen, während sie sich früher auf die Abenteuergeschichte fokussierten. So bleibt das Publikum über Jahrzehnte hinweg treu.

Diese Gratwanderung zwischen Zeitgeist und Zeitkritik bringt Asterix viel Lob. Über «Die weisse Iris», den ersten Caro-Band von 2023, schreibt die «Zeit», er sei «der beste Asterix seit René Goscinny». Die Pointen seien präzise und teilten in alle Richtungen aus. Beim «Tages-Anzeiger» heisst es, Fabrice Caro tue der Reihe mehr als gut. Der «Spiegel» nennt den neuen Band gar «einen Triumph».

«Asterix kann man nicht übersetzen, den muss man adaptieren»

Albert Uderzo

Asterix-Erfinder

Gleichzeitig kritisieren andere, die Klischees seien überzeichnet, Frauen spielten Nebenrollen und Schwarze Figuren würden rassistisch stereotyp dargestellt. Auf Letzteres haben die Autoren inzwischen reagiert: Der Schwarze Pirat wurde überarbeitet – seine überzeichneten Lippen und der Sprachfehler sind verschwunden. «O tempora, o mores», meint der Kapitän dazu nur («O Zeiten, o Sitten»).

Diese Anachronismen machen Asterix auch beim Übersetzen zur Herausforderung. «Asterix kann man nicht übersetzen, den muss man adaptieren», soll bereits Uderzo gesagt haben. Jede Sprachversion erfindet deshalb eigene Wortspiele und Witze. In der deutschen Fassung von «Die weisse Iris» tauchen etwa Klimaaktivist*innen auf, die sich auf die Strasse kleben.

Dabei wird jeder Band am Schluss noch einmal ins Französische zurückübersetzt, damit die Autoren jede Pointe prüfen können. Das Texten, Zeichnen und Übersetzen passiert übrigens zeitgleich: Noch während Fabrice Caro die Geschichte schreibt, beginnt Didier Conrad zu zeichnen – und parallel entstehen die Übersetzungen. Nur so sei es möglich, seit 2013 etwa alle zwei Jahre einen neuen Asterix-Band nach dem Rezept der Erfinder zu veröffentlichen.

44 Seiten, am Ende ein Fest – das bleibt gleich. Nur die Gegenwart verändert sich.


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