Forschende der Universität Bern haben in einer grossen Übersichtstudie den Anteil der Covid-19-Infizierten bestimmt, bei denen die Krankheit nicht ausbricht. Dieser beträgt demnach etwa zwanzig Prozent, wie sie im Fachmagazin «PLOS Medicine» berichten.
Wäre die Zahl symptomfreier Menschen hoch, dürfte die sogenannte Herdenimmunität schon bald erreicht sein, so eine These. Aber: «Dem ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so», sagte die Epidemiologin und Letztautorin der Studie, Nicola Low, von der Uni Bern gegenüber Keystone-SDA.
Über das Ausmass symptomfreier Infizierter sind sich Fachleute bisher uneinig. Denn der Teufel liegt im Detail: Wer als Infizierter einmalig symptomfrei getestet wird, kann später noch Symptome entwickeln – man spricht präsymptomatischen Patienten.
Kinder bleiben eher symptomfrei
Das Team um Low wertete nun 79 Studien aus, die Infizierte zwischen März und Juni über längere Zeit auf Symptome testeten. Demnach blieben von 6'616 Personen nur 1'287 während der gesamten Krankheitsdauer asymptomatisch. Bei etwa 80 Prozent hingegen traten früher oder später Symptome auf.
Bei einer engeren Auswahl von Studien, bei denen die Probanden zufällig ausgewählt wurden – nicht etwa nur Patienten in Spitälern –, pendelte sich die Zahl asymptomatisch Infizierter auf 30 Prozent ein. Die Forschenden fanden auch heraus, dass bei Kindern die Krankheit seltener ausbricht als bei Erwachsenen.
Das Problem präsymptomatischer Patienten
Die Übersichtsstudie untermauert, dass asymptomatisch Infizierte bei der Verbreitung des Virus eine relativ kleine Rolle spielen. Das Problem seien die präsymptomatischen Patienten, die noch nichts von ihrer Infektion wissen, sagte Low.
Um die Pandemie aufzuhalten, sei es deshalb umso wichtiger, generelle Massnahmen wie Maskentragen und Abstandhalten konsequent einzuhalten.
Neue Erkenntnisse zu Symptomen
Low und ihr Team werden Studien zu asymptomatischen Krankheitsverläufen weiterhin im Auge behalten – seit der Fertigstellung ihrer Übersichtsarbeit erschienen denn auch weitere 900 Studien, die laut der Epidemiologin relevant sein könnten.
Inzwischen wisse man nämlich, dass das Spektrum der Symptome breiter sei als zu Beginn angenommen – neben Husten und Atemnot kamen etwa der Verlust von Geschmack- und Geruchssinn sowie Gliederschmerzen hinzu. Mit diesen neuen Erkenntnissen lasse sich die Zahl asymptomatischer Krankheitsverläufe künftig noch genauer bestimmen.
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