Affenpocken-Fälle WHO befürchtet lediglich «Spitze des Eisbergs» – Weltärztechef gibt Entwarnung 

AFP/uri

28.5.2022

In Europa werden immer mehr Affenpocken-Fälle registriert. Die WHO warnt, dass die Verbreitung des Erregers erst am Anfang steht. Der Vorsitzende des Weltärztebunds rechnet indes damit, dass das Virus bald unter Kontrolle ist. 

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt, dass die Verbreitung der Affenpocken erst begonnen haben könnte. «Wir wissen nicht, ob wir gerade nur die Spitze des Eisbergs sehen», sagte Sylvie Briand, Direktorin der WHO-Abteilung zur Vorbereitung auf Infektionsgefahren, am Freitag bei der Weltgesundheitsversammlung in Genf. Briand äusserte aber die Hoffnung, dass die Verbreitung bald gestoppt werden könnte.

Die derzeitige Ausbreitung des Affenpocken-Virus sei «ungewöhnlich», sagte Briand. Seit Grossbritannien am 7. Mai die erste Affenpocken-Ansteckung meldete, wurden der WHO 200 Fälle aus Ländern gemeldet, in denen sich das Virus üblicherweise nicht verbreitet. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC registrierte 219 solcher Fälle.

Verbreitung steht «immer noch ganz am Anfang»

In mehreren Staaten in West- und Zentralafrika sind die Affenpocken endemisch, sie treten dort also dauerhaft und gehäuft auf. Zuletzt wurden Affenpocken aber auch in 20 anderen Ländern festgestellt  – unter anderem in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und den USA.

Die Verbreitung sei «immer noch ganz am Anfang», sagte Briand am Freitag. «Wir wissen, dass es in den kommenden Tagen weitere Fälle geben wird», sagte sie weiter, ergänzte aber, es gebe keinen Grund zur Panik. Die breite Bevölkerung müsse «keine Angst haben». Weiter sagte sie: «Es ist nicht Covid-19 oder eine andere Krankheit, die sich schnell verbreitet.»

Experten versuchen demnach weiter herauszufinden, was die derzeitige ungewöhnliche Verbreitung verursacht habe. Die ersten Untersuchungen hätten aber keine Hinweise auf eine Veränderung oder Mutation des Virus geliefert. «Wir haben eine gute Chance, die Übertragung jetzt zu stoppen», sagte Briand weiter. «Wenn wir jetzt die richtigen Massnahmen ergreifen, können wir das auf einfache Weise eindämmen.»

Weltärzte-Chef sieht Thema bald erledigt

Der Vorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, erwartet unterdessen keine unkontrollierte Ausbreitung des Erregers. Es handele sich um eine «im Kern seit Jahren bekannte Erkrankung, die Ansteckungsgefahr ist viel geringer als bei Corona», sagte Montgomery der «Neuen Osnabrücker Zeitung» vom Samstag. Mit Isolation, Quarantäne und Impfung der Gefährdeten sei das Virus schnell einzufangen. «Das Thema Affenpocken wird bald erledigt sein.»

Hand einer mit Affenpocken infizierten Person. (Archiv)
Hand einer mit Affenpocken infizierten Person. (Archiv)
Bild: Getty Images/iStockphoto

Die Affenpocken seien gleichwohl eine Warnung, dass «mit der Zunahme der Weltbevölkerung sowie der zunehmenden Mobilität und der Kontakte zwischen Menschen und Tieren die Zahl der Zoonosen und der daraus abgeleiteten Viruserkrankungen immer weiter steigen wird», sagte Montgomery. Die Abstände zwischen den Infektionen würden immer kleiner.

Um dem zu begegnen, müssten die Warnmechanismen der Weltgesundheitsorganisation WHO und der EU «geschärft werden», forderte Montgomery. Zudem müsse die Bevölkerung schneller über Risiken informiert werden. «Es braucht aber, drittens, auch einen gesellschaftlichen Konsens, dass auf die Wissenschaft gehört wird und nicht auf fachfremde Einwürfe aus der Politik.» Versuche, «bei Gesundheitsgefahren politisch Land zu gewinnen, verunsichern die Menschen und untergraben die Akzeptanz notwendiger Schutzmassnahmen.»

Affenpocken: WHO hält Eindämmung für möglich

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