31. Oktober 2020Willkommen auf dem Retro-Flughafen BER
dpa
3.1.2020
Er sah schon mal frischer aus, der neue Berliner Grossflughafen. Doch nach jahrelanger Baukatastrophe soll der berüchtigte Airport dieses Jahr endlich eröffnen. Passagiere werden sich die Augen reiben.
«Willkommen auf dem modernsten Flughafen Europas» – der Satz war überall zu lesen: auf Broschüren, Einladungen, Kaffeetassen. Vor acht Jahren wurde zur Eröffnungsfeier des neuen Hauptstadtflughafens geladen.
Was folgte? Die Welt hat herzhaft gelacht über die vermeintliche deutsche Ingenieurkunst. Viele Jahre, einige Rücktritte und mehrere Milliarden Euro später soll es nun dieses Jahr wirklich so weit sein, am 31. Oktober. Doch allzu modern ist der BER jetzt nicht mehr. Passagiere werden auf Zeitreise gehen.
Ankunft in der Haupthalle: Auf beigem Jura-Kalkstein führt der Weg zu den Check-in-Inseln. Das sind grosse vertäfelte Kisten in edlem Holzfurnier – Design der Nuller-Jahre. Da wurde der Bau geplant. Dass Passagiere selbst einchecken und ihr Gepäck aufgeben, daran dachte niemand. Damit das 2020 geht, erhalten die edlen Schalter nun Aufbauten. Die Flughafengesellschaft hat bewusst Technik geordert, die «retrofit» ist, wie es hiess.
Der Retro-Flughafen BER. Seit 2006 wird er gebaut, schon 2011 sollte er ursprünglich in Betrieb gehen. Daraus wurde nichts. Weil die staatliche Flughafengesellschaft und ihre politschen Kontrolleure dachten, es werde besser und billiger, wenn sie selbst den Bauhelm aufsetzten, nicht ein Generalunternehmer. Weil sie ständig umplanten, um grösser und schöner zu bauen. Weil sie politische Eröffnungstermine ohne technischen Sinn und Verstand setzen.
750 Bildschirme für nichts
2012 platzte die Inbetriebnahme wenige Wochen vor dem Termin. Alle Einladungen waren verschickt, «Let's write history». Da ging den Verantwortlichen auf, dass sie sich etwas vorgemacht hatten. Die Baustelle lag im Chaos, und das blieb lange so. Manager kamen und gingen, Richtungs- und Machtkämpfe frassen Energie. Der Bau erlahmte, die Kosten stiegen trotzdem.
2,17 Milliarden Franken wurden bei Baubeginn genannt, nun sind bis zu sieben Milliarden Franken möglich – mindestens 2,9 Milliarden Franken davon sind Steuergeld. Auch der heutige Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup verschob nach einigen Monaten auf der Baustelle die Eröffnung um zwei Jahre – auf Oktober 2020.
Auch Lütke Daldrup war überrascht, wie viel noch zu lichten war im Wirrwarr von Rauchklappen, Brandmeldern, Sprinklern und Entrauchungsanlagen. Dabei hatte er im Aufsichtsrat gesessen.
Manches im «modernsten Flughafen Europas» musste inzwischen erneuert werden. Da sind etwa die Monitore im Terminal. 750 Bildschirme waren jahrelang in Betrieb – bis sie schrottreif waren und entsorgt wurden. Inzwischen braucht auch die S-Bahn-Strecke zum BER neue Technik. Am Check-in hängt noch das alte gelbe Logo der Lufthansa.
Zeit des A-380 ist vorbei
Und viel Papierkram ist nötig, damit bei der Terminal-Abnahme nicht über Dübeln der Daumen gesenkt wird. Sie sind seit Jahren verbaut, doch die Normen sind inzwischen andere.
Es gibt am BER eine extragrosse Fluggastbrücke für die A380. Die Aussicht auf das Mega-Flugzeug brachte die Augen der Verantwortlichen derart zum Leuchten, dass sie für den Prestigeflieger die Pläne umwarfen. Dabei wurde längst gebaut. Die Brücke ist mit einer riesigen Perlenkette dekoriert – Kunst am Bau.
Jedoch: Dort wird die A380, wenn überhaupt, nur selten andocken, wie in der Branche zu hören ist. Das Riesenflugzeug bekomme man in Berlin gar nicht voll. Die grosse Zeit der A380 ist eh vorbei, Airbus will bald keine mehr bauen.
Vorerst fehlt dem BER auch ein Merkmal, dass ihn tatsächlich zu einem modernen Flughafen machen soll: dass alle Terminals zwischen den beiden Start- und Landebahnen liegen, wie etwa in München. Das verkürzt Rollwege, Flugzeuge können nach dem Einsteigen früher abheben.
«Modular erweiterbar»
Doch das ursprüngliche BER-Terminal ist zu klein. Es ist für 27 Millionen Fluggäste im Jahr konzipiert, und selbst diese Zahl sei zu hoch gegriffen, warnte der frühere Betriebsleiter kürzlich. Es wird angebaut, mit Terminal 2.
An den bestehenden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld wurden 2019 zusammen bereits 35,65 Millionen Fluggäste gezählt. «Die Berliner Flughäfen wachsen seit Jahren stärker als der Bundestrend», sagt Lütke Daldrup. Er versichert: «Der BER als modular erweiterbarer Flughafenstandort wird bis 2040 über die Kapazitäten für 55 Millionen Fluggäste verfügen und der Region einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung bringen.»
Zunächst aber sollen die Abfertigungsgebäude am früheren DDR-Zentralflughafen Schönefeld noch jahrelang offen bleiben, vor allem für Ryanair. Aber diese Terminals liegen gut zwei Kilometer entfernt. So gesehen startet der BER als Provisorium.
Ein Grund zu Feiern? «Es wird keine grosse Party geben», hat Lütke Daldrup klargemacht. Zunächst kommt ein Härtest: 20'000 Freiwillige sollen im Frühjahr und Sommer Passagiere spielen, alle Abläufe proben. Anders als früher hat der BER nun zwar alle Genehmigungen und eine TÜV-Plakette. Doch er war bislang immer für eine böse Überraschung gut.
Das gute kann so nah sein: Zürich hat einen der besten Flughäfen der Welt, ermittelte Skytrax. Er landete in einer Passagierumfrage auf Platz 10.
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Auf dem neunten Rang steht der Narita International Airport in Tokio – der erste von drei (!) japanischen Flughäfen in diesem Ranking.
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Londons Heathrow Airport ist Europas betriebsreichster – und mit Platz 8 im Ranking der zweitbeliebteste des Kontinents.
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Der beste Flughafen Europas liegt in München: Platz 7.
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Der Chubu Central Japan International Airport in der Ise-Bucht besticht mit einer Mischung aus Tradition und Moderne. Das ist den abstimmenden Passagieren Rang 6 wert gewesen.
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Mehrfach gewann der Hong Kong International Airport schon den Titel Flughafen des Jahres. Diesmal war nur Rang 5 drin.
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Hamad International Airport in Katars Hauptstadt Doha gilt als einer der ruhigsten der Welt, ausserdem fällt er mit Kunst auf. Rang 4.
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Auch der Incheon International Airport in Seoul war bereits der weltbeste: Zuletzt 2012, bevor die Siegesserie eines anderen Flughafens begann.
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Tokios Haneda Airport gewann den Titel sauberster Airport. Ein gutes Argument, um auf Platz 2 zu landen.
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Seit sieben Jahren führt Singapurs Changi Airport das Ranking an. Das dürfte sich wohl nicht so schnell ändern: Im April soll der Flughafen noch einen Indoor-Wasserfall als neue Attraktion erhalten.
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