Das Universitätsspital Zürich (USZ) entlässt den umstrittenen Leiter der Herzklinik Francesco Maisano. Auslöser für die Entlassung ist der Vorwurf, er habe Implantate einer Firma verwendet zu haben, an der er selbst beteiligt ist.
Knall am Universitätsspital Zürich (USZ): Noch bevor die Untersuchung gegen den derzeit beurlaubten Leiter der Herzchirurgie abgeschlossen ist, verlässt er das USZ. Aber auch der Whistleblower, der den Fall ins Rollen brachte, wird gehen.
Das USZ will, dass in der Herzchirurgie endlich wieder Ruhe einkehrt: Man habe sich mit Francesco Maisano einvernehmlich darauf geeinigt, dass er das USZ verlasse, sagte Martin Waser, Präsident des Spitalrats, am Donnerstag vor den Medien. Was das finanziell heisst, will er nicht publik machen.
Noch keine Einigung gibt es mit dem Whistleblower, der die mutmasslichen Verfehlungen Maisanos an die Öffentlichkeit brachte. Aber auch er wird das USZ verlassen.
«Zwischenmenschlicher Konflikt»
Der Whistleblower müsse aber nicht gehen, weil er mit der Sache an die Öffentlichkeit gegangen sei, betonte Spital-Direktor Gregor Zünd. «Grund dafür ist vielmehr der zwischenmenschliche Konflikt, den wir trotz aller Bemühungen leider nicht lösen konnten.»
Für den Whistleblower ist es bereits das zweite Mal innert kurzer Zeit, dass er das USZ verlässt. Er wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Maisano entlassen, kurz darauf aber wieder eingestellt. Er und Maisano lieferten sich in den vergangenen Monaten aber offenbar einen veritablen Kleinkrieg, der völlig eskalierte und auch die Mitarbeitenden der Klinik belastete.
Mittlerweile sind die Vorgänge auch Thema für die Justiz, weil sich die Akteure gegenseitig anzeigen. Mehrere Strafanzeigen sind mittlerweile hängig, gegen Maisano, gegen den Spitalrat, gegen Unbekannt, weil nach wie vor Daten an die Öffentlichkeit gelangen.
Mitarbeitende sollen sich konzentrieren können
Indem beide das USZ verlassen, soll nun wieder Ruhe einkehren. «Die Mitarbeitenden müssen sich auf ihre Arbeit konzentrieren können.» Die Patienten hätten schliesslich immer noch höchste Priorität, sagte Zünd weiter.
Auslöser der ganzen Sache ist der Vorwurf gegenüber Maisano, Implantate einer Firma verwendet zu haben, an der er selber beteiligt ist, und diese Interessenbindung nicht deklariert zu haben. Zudem soll er Operationsberichte geschönt haben.
Für ihn sind die ganzen Vorwürfe «ein unfundiertes Konstrukt», um ihm zu schaden. Die Untersuchung dieser Vorwürfe durch die Universität Zürich ist noch nicht abgeschlossen.
Interne Schwächen
Die Spitalleitung gibt sich selbstkritisch: Die vergangenen Monate hätten interne Schwächen zutage befördert, so Waser weiter. So etwa was die Honorar-Anreize für die Spitzenmediziner betrifft. Weder Spitaldirekton noch Spitalrat konnten bis anhin korrigierend eingreifen, weil die Direktoren die Verteilung selbst vornahmen.
Inzwischen wurde die Zürcher Politik aktiv und will einen Lohn-Deckel für Kader-Ärzte einführen. «Wir sind zuversichtlich, dass es in absehbarer Zeit zu einer wesentlichen Verbesserung des heute nicht mehr zeitgemässen Systems kommen wird.»
Plattform für Whistleblower
Nachholbedarf hat das USZ gemäss eigenen Angaben auch, was die Transparenz bei Beteiligungen und Nebenbeschäftigungen betrifft. «Ein reines Verbot von Nebenbeschäftigungen und Beteiligungen ist aber keine Option», stellte Waser klar. Die Verbindung zur Industrie ermögliche Patienten den frühzeitigen Zugang zu neuen Therapien.
Ab Herbst soll es aber ein Transparenz-Register geben, das Beteiligungen ausweist. Nebenbeschäftigungen der Ärztinnen und Ärzte werden zudem neu auch auf der USZ-Website aufgeführt, nicht nur bei der Universität selber.
Auch beim Umgang mit Whistleblowern will das USZ etwas ändern: In den nächsten Wochen will es mit einer externen Firma eine Plattform lancieren, auf der Mitarbeitende mögliche Missstände melden können. Die Anonymität bleibe dabei gewährleistet.
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