Schlussbericht Zug in Bern wegen zu schwacher Schiene entgleist

SDA

16.7.2019 - 15:39

Der BLS-Regionalzug entgleiste beim Bahnhof Bern am 29. März 2017, weil beim Befahren eine Weichenzunge brach. (Archivbild)
Der BLS-Regionalzug entgleiste beim Bahnhof Bern am 29. März 2017, weil beim Befahren eine Weichenzunge brach. (Archivbild)
Source: Keystone/Lukas Lehmann

Die Weichenschiene, die am 29. März 2017 im Bahnhof Bern brach und einen Zug zum Entgleisen brachte, war zu schwach für die tägliche Belastung. Das steht im Schlussbericht der Untersuchung.

«Für die hohe Beanspruchung durch das häufige Befahren, insbesondere auch mit Doppelstocktriebfahrzeugen» sei das eingesetzte Schienenprofil der Weichenzunge «zu schwach dimensioniert» gewesen, heisst es im Bericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle (Sust), der am Dienstag veröffentlicht wurde.

In Kombination mit einer Vorschädigung und erhöhten Einsenkungswerten habe die Schiene den Belastungen nicht standhalten können. Gemäss der Datenbank der SBB wird die betroffene Weiche 41 pro Jahr insgesamt 51'000 Mal befahren. 35'000 Fahrten führten über den ablenkenden Strang und 16'000 Fahrten über den geraden Strang.

Zu stark beansprucht

Das Schienenprofil, das bei der Weiche 41 eingebaut war, hätte aber nur bei schwachen Belastungen beziehungsweise in Ausnahmefällen verwendet werden dürfen. Doch mit täglich 140 Überfahrten sei der Wert für eine «schwache Belastung» überschritten gewesen, schreibt die Sust.

Zwar entspreche das eingesetzte Schienenprofil den internen Vorgaben der SBB. Trotzdem empfiehlt die Sust, bei einer Fahrbahnerneuerung im Bereich der Weiche 41 auf ein grösseres und widerstandfähigeres Schienenprofil zu wechseln.

Schäden nicht erkennbar

Die Vorschädigung – ein sogenannter Schwingbruch – hingegen sei für die SBB bei den Kontrollen und Untersuchungen nicht erkennbar gewesen. Mit der Ultraschalluntersuchung sei es technisch nicht möglich, die äusseren Bereiche und die Unterseite des Schienenfusses zu erfassen.

Und bei den periodischen Kontrollen habe das Augenmerk auf Schäden auf der Schienenoberfläche gelegen. Auch sei der Schienenfuss bisher nicht als Schwachstelle betrachtet worden. Die Grenzwerte für die Einsenkung der Weiche seien nicht überschritten worden.

Am 29. März 2017 war eine S-Bahn bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Bern auf einer Weiche entgleist. Es handelte sich um eine NINA-Doppelkomposition der BLS. Die neunzig Reisenden im Zug konnten evakuiert und zum Bahnhof begleitet werden. Verletzt wurde niemand. An den Gleisanlagen und am Zug entstand Sachschaden. Die SBB bezifferte den Gleisschaden auf eine Million Franken.

Das Ereignis ist der zweite bekannte Fall eines Bruchs einer Weichenzunge. Der erste Bruch ereignete sich im Jahr 2009 auf einer anderen Weiche im Bahnhof Bern. Sie führte jedoch nicht zu einer Entgleisung.

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