Lago MaggioreZwei italienische Agenten unter den Opfern des Bootsunglücks
uri/SDA
30.5.2023
Vier Tote nach Kentern von Ausflugsschiff auf dem Lago Maggiore
Beim Kentern eines Ausflugsschiffs auf dem Lago Maggiore in Norditalien sind vier Menschen ums Leben gekommen. Laut Feuerwehr herrschte starker Wins, die Behörden sprechen von einer «Windhose».
29.05.2023
Eine Geburtstagsfeier auf dem Lago Maggiore endete in einer Tragödie. Nun wird bekannt: Bei den Todesopfern handelt es um zwei Angestellte des italienischen Geheimdienstes, einen Israeli und eine Russin.
uri/SDA
30.05.2023, 11:42
uri/SDA
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Vier Personen sind am Sonntagabend auf dem Lago Maggiore gestorben, nachdem ihr Ausflugsschiff gekentert ist.
Inzwischen wurden die Identitäten der Opfer bekannt.
Es handelt sich dabei um die 50-jährige russische Partnerin des Skippers, einen 62-jährigen Mann und eine 53-jährige Frau, die für den italienischen Geheimdienst arbeiteten und um einen ehemaligen Soldaten der israelischen Streitkräfte.
Derzeit versuchen Spezialisten das Schiff zu bergen, die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.
Inzwischen wurde mehr zu den Opfern bekannt. Es handelt sich dabei um zwei Mitarbeitende des italienischen Geheimdienstes, einen ehemaligen Angehörigen der israelischen Streitkräfte und die russische Partnerin des Skippers.
Das Hausboot kenterte nach ersten Angaben der Ermittler aufgrund eines plötzlichen Windstosses und sank dann rasch auf 16 Meter Tiefe. Die meisten der 23 oder 24 Passagiere – hier waren die Angaben zuletzt unklar – stürzten ins Wasser. Rund 20 Personen konnten sich selbst in Sicherheit bringen, indem sie ans Ufer schwammen oder wurden von anderen Booten gerettet.
Die «Goduria», so hiess das Hausboot des 53-jährigen Skippers aus Monvalle in der Lombardei und seiner 50-jährigen russischen Partnerin, soll seit Mitte der 1980er-Jahre in Betrieb sein. Es handelt sich laut der Nachrichtenagentur Keystone-SDA um ein 16 Meter langes Boot, das gemäss der öffentlich einsehbaren Unterlagen Platz für 15 Personen bietet.
Geburtstagsfeier auf dem See
Die «Goduria» legte am Sonntagabend von einem Pier in Sesto Calende für eine Geburtstagsfeier unter Freunden in Richtung Arona ab. Gegen 19 Uhr wurden sie wie weitere andere Boote plötzlich von starkem Wind und strömendem Regen überrascht.
Dabei kenterte die «Goduria» in der Nähe von Lisanza. Alle Personen an Bord – ausser der russischstämmigen Frau, die aufgrund des schlechten Wetters zuvor mit ihrem Hund unter Deck gegangen war – wurden laut Keystone-SDA von Bord geschleudert.
«Wir hörten Schreie»
Bewohner*innen der Gegend wurden Zeuge der ersten Hilfsmassnahmen. «Wir hörten Schreie und gingen raus», sagte eine Frau. Kurz darauf seien bereits Helikopter eingetroffen.
Ein Anwohner erklärte, er habe einen jungen Mann an Land gesehen, der wohl als erster rüber geschwommen sei und wohl sofort Alarm geschlagen habe. «Zum Glück kamen sofort Krankenwagen, Feuerwehrleute und Carabinieri», so der Mann.
Vier Opfer
Das israelische Aussenministerium teilte mit, dass eines der Todesopfer ein Mann «in seinen Fünfzigern» aus Israel war, der früher bei den Streitkräften tätig gewesen sei.
Zudem starben ein 62-jähriger Mann und eine 53-jährige Frau, die beide für einen italienischen Geheimdienst arbeiteten, wie die Behörden mitteilten. «Die beiden Angestellten, die dem Nachrichtendienst angehören, nahmen an einem geselligen Treffen teil, das anlässlich des Geburtstags eines Mitglieds der Gruppe organisiert worden war», hiess es.
Bei dem vierten Todesopfer handelt es sich laut italienischen Medienberichten um die 50-jährige Russin, die gemeinsam mit ihrem Partner das Boot für Ausfahrten vermietete.
Experten versuchen das Schiff zu bergen
«Ich bin schockiert, ich wusste nicht, dass er auf diesem Boot war, dann bekam ich heute Morgen die schreckliche Nachricht», sagte ein Cousin des tödlich verunglückten Italieners am Montagmorgen der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Noch während der Bergungsarbeiten kam auch eine Freundin des Skipper-Paares an den Pier, von dem die «Goduria» in See gestochen war. «Ich hatte gehofft, dass mir hier bestätigt würde, dass es nicht die beiden waren. Aber leider ist es nicht so», sagte die Frau unter Tränen: «Sie lebten an Bord, es war ihr Zuhause, ich selbst bin schon mit ihnen gefahren.»
Derzeit versuchen Feuerwehrleute und Tauch-Teams aus Mailand und Turin mit Unterstützung von Wasserrettungsspezialisten das Boot mithilfe spezieller Druckluftballons zu bergen.
Um gesicherte Antworten für die Ursache des Unglücks geben zu können, sind weitere Ermittlungen erforderlich. Dabei wird es auch darum gehen, ob die Sicherheitsstandards an Bord eingehalten wurden und ob das Boot womöglich überladen war.
Unklar war zwischenzeitlich zudem, ob der Unfall durch eine Windhose ausgelöst wurde, wie der Präsident der Region Lombardei, Attilio Fontana, im Onlinenetzwerk Facebook schrieb. Der Meteorologe Jörg Kachelmann hatte eine Ursache gegenüber dem «Tages-Anzeiger» praktisch ausgeschlossen.
Verschiedene Meteorologen bemängelten zudem, dass das Boot überhaupt auf den See hinausgefahren sei, denn es sei bereits bekanntgewesen, dass es Gewittersituation gegeben habe.