Die Latsis-Preisträgerin Maryna Viazovska löste das Kugelpackungsproblem für die 8. und 24. Dimension.
Der Systembiologe Rudolf Aebersold zählt zu den Gründervätern der Proteomik.
Zwei Wissenschaftspreise vergeben
Die Latsis-Preisträgerin Maryna Viazovska löste das Kugelpackungsproblem für die 8. und 24. Dimension.
Der Systembiologe Rudolf Aebersold zählt zu den Gründervätern der Proteomik.
Der Schweizerische Nationalfonds hat die Mathematikerin Maryna Viazovska für den Nationalen Latsis-Preis sowie den Systembiologen Rudolf Aebersold für den Wissenschaftspreis Marcel Benoist ausgewählt.
Erstmals werden die zwei Wissenschaftspreise gemeinsam verliehen. «Damit geben wir dem Wissenschaftsstandort Schweiz eine wichtige Plattform», sagte Bundesrat Guy Parmelin, Präsident der Marcel Benoist Stiftung, gemäss einer Mitteilung des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) vom Montag.
Viazovska stapelt Kugel im Kopf
Im 16. Jahrhundert rätselte Sir Walter Raleigh, wie man Kanonenkugeln stapeln muss, damit möglichst viele in ein Schiff hineinpassen. Der Beweis für das Problem gelang erst 1998 mit riesigen Computerberechnungen.
Das Kugelpackungsproblem existiert aber auch in höheren Dimensionen. Die 39-jährige gebürtige Ukrainerin Viazovska, Professorin für Zahlentheorie an der ETH Lausanne, löste das Packungsproblem für die 8. und 24. Dimension – dem WBF zufolge eine Sensation.
Anwendungsorientierte Forschung
Des Rätsels Lösung ist nicht nur mathematische Grundlagenforschung, sondern beispielsweise auch bei der Analyse von Kristallstrukturen oder in der Fehlerbehebung von Signalübertragungen nützlich. Viazovska hofft, mit dem Preis junge Mädchen für Mathematik zu begeistern.
Der Nationalfonds vergibt den mit 100'000 Franken dotierten Nationalen Latsis-Preis seit 1983 jedes Jahr im Auftrag der Latsis-Stiftung und würdigt damit Forschende unter 40 Jahren, die in der Schweiz tätig sind.
Der Proteinjäger
Der mit 250'000 Franken dotierte Preis der Marcel Benoist Stiftung geht an Rudolf Aebersold von der ETH Zürich. Der Systembiologe zählt zu den Gründervätern der Mitte der 90er-Jahre entstandenen Proteomik – dem Erforschen der Vielfalt aller Proteine eines Organismus.
Etwa 20’000 Gene im menschlichen Körper codieren für zehntausende Proteine, die wiederum hunderttausende Wechselwirkungen miteinander eingehen. Aebersold und seine Mitarbeitenden haben deren Betrachtung mit neuen Messverfahren revolutioniert.
Proteine steuern den Körper
Angeleitet vom genetischen Bauplan einer Zelle steuern Proteine die Chemie des Körpers und sind verantwortlich etwa für Krebs sowie entzündliche und neurodegenerative Erkrankungen.
Der Systembiologe, der in Basel promovierte und später in den USA, Kanada und der Schweiz forschte, beschäftigt sich bereits seit Beginn seiner Karriere mit den Bausteinen der Zellen. «Damals musste man noch jedes einzelne Protein mühsam isolieren, um dessen Art und Funktion zu bestimmen», sagte der 66-Jährige im Gespräch mit Keystone-SDA.
Ende der 80er-Jahre gelang es ihm, die Massenspektrometrie in das Feld einzuführen. Die Analysegeräte zerteilen Eiweisse und ermitteln im Schnellverfahren die Aminosäuren eines Proteinkomplexes, um die Art und Menge der Eiweisse darin zu messen.
Personalisierte Medizin
Die Errungenschaften des emeritierten ETH- und Universität-Zürich-Professors legten einen wichtigen Grundstein für die personalisierte Medizin. Mit dem Preisgeld möchte er zum besseren Verständnis der wissenschaftlichen Arbeitsweise und wissenschaftlicher Resultate in der Schweiz beitragen sowie Nachwuchsforschende fördern.
Die Stiftung Marcel Benoist vergibt den Wissenschaftspreis – auch bekannt als «Schweizer Nobelpreis» – seit 1920 für herausragende Forschung, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. Elf der Preisträger erhielten später einen Nobelpreis.
Die Wissenschaftspreise werden am 4. November von Bundesrat Parmelin in Bern überreicht.
Zurück zur Startseite