Er wog nur noch 50 KiloRusse überlebt 67-tägige Tortur auf offener See
AP/twei
16.10.2024 - 21:35
Wenn ein russischer Familienausflug zur Todesfalle wird: Trotz karger Vorräten überlebte Michail Pitschugin mehr als zwei Monate in einem Schlauchboot mitten auf einem der kältesten Meere der Welt.
DPA, AP/twei
16.10.2024, 21:35
dpa
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Über zwei Monate lang war Michail Pitschugin auf einem Fischerboot im Ochotskischen Meer gefangen.
Nun wurde der 49-Jährige gerettet: stark abgemagert, unterkühlt und dehydriert.
Dem russischen Staatsfernsehen berichtete er nun von seiner lebensgefährlichen Odyssee – und zwei schmerzhaften Verlusten.
Ein nach mehr als zwei Monaten von einem Schlauchboot geretteter Russe hat Einzelheiten seiner Odyssee berichtet. Der Motor des Bootes sei ausgefallen, als er, sein Bruder und sein Neffe Anfang August nach einer Tour zum Beobachten von Walen zur Küste zurück wollten, sagte der 46-jährige Michail Pitschugin am Mittwoch dem russischen Staatsfernsehen. Dann sei auch noch eines der Ruder gebrochen, so dass sich das Boot nicht mehr habe steuern lassen. Ihr Mobiltelefon habe kein Netz gehabt.
Pitschugin war in dieser Woche von einem Fischerboot im Ochotskischen Meer im fernen Osten Russlands entdeckt und gerettet worden. Sein 49-jähriger Bruder und sein 15 Jahre alter Neffe waren bereits tot. Pitschugin ist nach Angaben von Ärzten im Krankenhaus in Magadan stark abgemagert, unterkühlt und dehydriert, aber in stabilem Zustand.
Zwei Gefährten verstarben auf offener See
Pitschugin berichtete vom Krankenbett aus, er und seine Gefährten hätten einen begrenzten Vorrat an Nudeln und Erbsen an Bord gehabt und versucht, ein paar Fische zu fangen. Ausserdem hätten sie Regenwasser gesammelt. Ihr Handy hätten sie eine Woche lang genutzt, um ihren Standort zu lokalisieren, bis der Akku und eine Powerbank entladen waren. Sie hätten vergeblich versucht, Retter mit Leuchtfackeln auf sich aufmerksam zu machen.
«Ein Hubschrauber flog in der Nähe vorbei, ein weiterer nach drei Tagen, aber sie waren nutzlos», sagte Pitschugin. Es sei auch schwer gewesen, sich warm zu halten. «Es gab einen Schlafsack aus Kamelwolle, der nass war und nicht trocknete», berichtete er. «Man kriecht darunter, wackelt ein bisschen und hat es warm.»
Pitschugin sagte, sein Neffe sei im September an Unterkühlung und Hunger gestorben. Sein Bruder habe begonnen, sich unberechenbar zu verhalten und einmal versucht, vom Boot zu springen. Er habe die Leichen der beiden im Boot festgebunden, damit sie nicht fortgespült werden.
Bei Rettung wog Pitschugin nur noch 50 Kilogramm
Er selbst habe mit Gottes Hilfe überlebt. «Ich hatte einfach keine Wahl, ich hatte meine Mutter und meine Tochter zu Hause», sagte er leise.
Pitschugin wurde schliesslich 20 Kilometer vor der Halbinsel Kamtschatka entdeckt, etwa 1000 Kilometer vom Ausgangspunkt seiner Fahrt entfernt. Er hatte etwa die Hälfte seines Körpergewichts verloren und wog noch zirka 50 Kilogramm.
Das Ochotskische Meer gilt als das kälteste Ostasiens und ist für seine Stürme bekannt.