Weil Fachkräfte fehlenArbeitgeber wollen, dass wir bis 70 arbeiten
SDA, tafi
24.4.2023 - 17:57
Arbeitskräfte werden zur Mangelware: In der Schweiz bleiben 2030 eine halbe Million Stellen unbesetzt. Die Arbeitgeber wollen gegensteuern und schlagen unter anderem vor, bis 70 Jahre oder länger zu arbeiten.
Keystone-SDA, SDA, tafi
24.04.2023, 17:57
24.04.2023, 18:06
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Der Schweiz fehlen bis 2030 eine halbe Million Fachkräfte.
Der Schweizerische Arbeitgeberverband will den Mangel mit konkreten Massnahmen bekämpfen.
Unter anderem sollen Arbeitnehmer bis 70 arbeiten, erwerbstätige Ehepaare individuell besteuert werden und Akademiker ihre Ausbildungskosten abbezahlen.
Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) hat einen Massnahmenplan gegen den vorherrschenden Fachkräftemangel präsentiert. Diesen will der Verband unter anderem mit einer Verlängerung der Arbeitszeiten bekämpfen, wie der SAV am Montag mitteilte.
Bis 2030 würden der Schweiz eine halbe Million Arbeitskräfte fehlen. Durch den Rückgang der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit verschlimmere sich die Situation zusätzlich, hiess es weiter in der Mitteilung.
«Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen wir das gesamthaft geleistete Arbeitsvolumen erhöhen und nicht über eine weitere, generelle Senkung nachdenken», wird Daniella Lützelschwab, Leiterin des Ressorts Arbeitsmarkt beim SAV, in der Mitteilung zitiert.
Die Bevölkerung soll länger arbeiten
Der Trend zu kürzeren Arbeitspensen halte zudem vor allem bei Akademikerinnen und Akademikern an, deshalb lohne sich deren teure Ausbildung wirtschaftlich und gesellschaftlich nicht mehr, schrieb der SAV weiter. Diese sollen, ginge es nach dem SAV, ihre Studienkosten deshalb bewusst abarbeiten müssen. Der SAV bringt hierbei auch exponentiell steigende Studiengebühren und Darlehenssysteme ins Spiel.
Auch das Rentenalter 65 sieht der Verband kritisch. Dieses sei eines der tiefsten in Europa. Der Vorschlag in einem Massnahmenkatalog: Es müssten neue Arbeitsmodelle getestet werden, damit die Schweizer Bevölkerung länger arbeitet – bis zu 70 Jahre oder länger.
Der SAV sieht in diesem Zusammenhang das Modell der «Bogenkarriere» als einen vielversprechenden Weg an: Der Beschäftigungsgrad wird mit zunehmendem Alter reduziert und Führungsverantwortung abgegeben, dafür wird bis in ein höheres Alter gearbeitet.
«Heiratsstrafe» soll abgeschafft werden
Als weitere Massnahmen führte der SAV zusätzliche Anreize für eine höhere Erwerbstätigkeit – unter anderem die Abschaffung der «Heiratsstrafe» und die Einführung einer individuellen Besteuerung – auf. Eine individuelle Besteuerung würde bis zu 60'000 zusätzliche Vollzeitstellen generieren, schrieb der Verband.
Auch müsse das Interesse von Jugendlichen und Eltern an einer Berufsbildung wieder vermehrt geweckt werden, hiess es in der Mitteilung. Des Weiteren sprach sich der SAV für eine Modernisierung des Arbeitsgesetzes im Sinne einer Lockerung der Arbeitszeitregelungen aus.
Kritik an den Vorschlägen gab es vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund. Der SGB lehnt die vom SAV geforderten Arbeitszeitverlängerungen ab, wie er mitteilte. Stattdessen müssten die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld verbessert werden. Nur wenn Familie und Beruf vereinbar seien, die Arbeit nicht krank mache und alle gut von ihr leben könnten, habe sie eine Zukunft.