NamenswechselAus für «Mohrenkopf»-Haltestelle in Erstfeld
SDA
16.9.2020 - 16:33
Die jüngste Rassismusdebatte ist auch in der Urner Gemeinde Erstfeld angekommen. Der Gemeinderat hat beim Bundesamt für Verkehr (BAV) einen Antrag gestellt, die Bushaltestelle «Mohrenkopf» beim gleichnamigen Quartier umzubenennen. Sie soll neu «Oberdorf» heissen.
Wer im Bus Nummer 1 von Altdorf nach Amsteg fährt, passiert etwa in der Mitte der Strecke gleich nach dem Bahnhof in Erstfeld die Haltestelle «Mohrenkopf». Diese Bezeichnung habe der Gemeinde Erstfeld bereits in der Vergangenheit vereinzelt Reaktionen etwa von Wanderern eingebracht, sagte Gemeindeschreiber Markus Herger.
Vor rund eineinhalb Monaten habe sich die Gemeinde nun entschieden, ein Gesuch für eine Umbenennung der Haltestelle einzureichen. Herger bestätigte eine Meldung des «Urner Wochenblatts» vom Mittwoch. Man gehe davon aus, dass das BAV dem Begehren entsprechen werde, hinter dem auch der Kanton stehe.
Ob die Änderung bereits auf den kommenden Fahrplanwechsel hin erfolge, sei noch unklar. Die Buslinie sei bereits seit rund 30 Jahren in Betrieb. Nicht angetastet wird die Bezeichnung des gleichnamigen Quartiers, das an der Gotthardstrasse liegt. Innerhalb der Gemeinde habe der Name nie für Kritik gesorgt, sagte Herger.
Eisenbahner-Hintergrund
Beim Strassenschild soll aber eine Tafel angebracht werden, die auf den Ursprung der Bezeichnung hinweist. Laut der gängigen Überlieferung geht diese auf die Heizer der Dampflokomotiven zurück, die in den dortigen Mehrfamilienhäusern untergebracht waren und jeweils mit schwarzen Köpfen von der Arbeit nach Hause kamen.
Nach weltweiten Antirassismus-Protesten nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd hatten im Juni Schweizer Grossverteiler die als «Mohrenköpfe» bezeichneten Süssspeisen aus den Regalen genommen.
In Erstfeld gibt es neben dem «Mohrenkopf»-Quartier auch das Quartier «Kolonie». Dieses hat seinen Ursprung in der Zeit der Eisenbahngenossenschaften. Mit der 1882 eröffneten Gotthardbahn waren im Dorf über 400 Eisenbahner beschäftigt. Als Reaktion auf den Wohnungsmangel wurden Reihenhäuser gebaut, die den Grundstein für die «Kolonie» bildeten.
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