Öffentlicher Verkehr Bahnfahren könnte bald wieder teurer werden

SDA

8.5.2019 - 15:24

Teurere GAs, keine Rabatte mehr für Studierende: Ein Ideenpapier der Transportbranche sieht grosse Preiserhöhungen für den öffentlichen Verkehr vor. Entschieden ist noch nichts. (Themenbild)
Teurere GAs, keine Rabatte mehr für Studierende: Ein Ideenpapier der Transportbranche sieht grosse Preiserhöhungen für den öffentlichen Verkehr vor. Entschieden ist noch nichts. (Themenbild)
Source: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Nach Jahren ohne allgemeinen Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr könnte es die Bahnfahrenden mit dem Fahrplanwechsel Ende 2021 hart treffen. Die Transportunternehmen denken laut über teurere Generalabonnemente oder die Abschaffung von Gemeinde-Tageskarten nach.

«Gegenüber dem restlichen ÖV-Sortiment ist der GA-Preis verhältnismässig tief beziehungsweise das Preis-Leistungs-Verhältnis zu gut», heisst es in einem internen Dokument von CH-Direct, einem Zusammenschluss von rund 250 Transportunternehmen.

Das vom «Beobachter» am Mittwoch publizierte Papier datiert vom 6. März 2019 und liegt der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auszugsweise vor. CH-Direct-Mediensprecherin Sabine Krähenbühl bestätigte am Mittwoch auf Anfrage die Echtheit des Dokuments, relativierte aber gleichzeitig, dass es sich dabei momentan erst um «eine Sammlung von Ideen» handle.

Noch keine Entscheide

Die Sitzung des Strategischen Ausschusses von CH-Direct mit Vertretern von SBB, BLS, Postauto und regionalen Verkehrsverbunden werde sich demnächst mit dem Papier befassen. Krähenbühl sagte: «Formell beschlossen ist noch gar nichts.»

Die Tariforganisation untermauerte diese Aussage am Nachmittag in einem Communiqué – und ging kommunikativ sogar noch einen Schritt weiter: Es gelte die Prämisse, das Gesamtpreisniveau nicht weiter zu erhöhen.

Erhöhen und senken

Brisant sind die Pläne dennoch. Nach Jahren, in denen die Branche des öffentlichen Verkehrs auf allgemeine Tariferhöhungen für Einzelbillette und Abonnemente verzichtet hat, wagt sie sich offenbar wieder ans Eingemachte. Gleichzeitig versprechen die Exponenten immer wieder, die Kostenschere zwischen öffentlichem und Individualverkehr nicht weiter öffnen zu wollen.

Im Fokus steht das Generalabonnement, kurz GA. Im Dezember 2021 soll dieses gemäss dem internen CH-Direct-Dokument 10 Prozent teurer werden. Statt wie heute 3860 Franken würde dann ein Jahresabo für die zweite Klasse 4250 Franken kosten. «Eine moderate GA-Preiserhöhung könnte eine Möglichkeit sein, die Preise für andere neue Produkte und Angebote zu senken», heisst es in einer Mitteilung.

Studierenden-GAs auf dem Prüfstand

Zudem: Studierende über 25, die bisher von einem reduzierten Junioren-GA haben profitieren können, sollen diese Möglichkeit künftig nicht mehr haben. Das würde eine Preiserhöhung um 45 Prozent bedeuten. Stattdessen sollen neu «alle 25-Jährigen einen Rabatt von 500 Franken beim GA erhalten im Übergang zwischen GA Jugend und GA Erwachsene». Dieser Rabatt ersetze den heutigen Sonderrabatt für Studierende zwischen 25 und 30 Jahren.

Weiter soll die Möglichkeit, das GA etwa während der Ferien für bis zu dreissig Tage zu hinterlegen, gestrichen werden. Zur Diskussion steht auch eine Abschaffung der beliebten Gemeinde-Tageskarten per Dezember 2020.

Petition lanciert

Gegen die Ideen der Transportunternehmen regt sich bereits Widerstand. Nur wenige Stunden nach Publikwerden der Geschichte haben die Jungen Grünen eine Onlinepetition lanciert.

Diese Pläne schadeten der Verlagerungspolitik des Bundes und würden gerade jüngere Menschen sowie Menschen mit kleinerem Einkommen in ihrer Mobilität beeinträchtigen, schreibt die Jungpartei in einer Mitteilung. Sie fordert die Verkehrskommission des Nationalrats auf, die Aktion zu stoppen.

SBB wollen stabile Preise

Auch die SBB reagierten umgehend. Für sie sei es «zentral, dass die Preise im öffentlichen Verkehr stabil bleiben». Sie würden das auch in die Diskussionen der ÖV-Branche weiterhin einbringen.

Im laufenden Jahr seien für die Verbesserung des Preis-Leistungs-Verhältnisses rund 230 Millionen Franken vorgesehen, schreiben die SBB weiter. Dazu gehörten Sparbillette im Umgang von mehr als 100 Millionen Franken.

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