Die BKW geht beim Dienstleistungsgeschäft über die Bücher. Das Management unter Robert Itschner wendet sich vom Netzwerk-Ansatz seiner Vorgängerin ab. Künftig dürften die Firmen deutlich weniger eigenständig wirtschaften.
Keystone-SDA, ys
12.03.2024, 07:20
12.03.2024, 13:32
SDA
Die Ertragskraft sei ungenügend, sagte BKW-Chef Robert Itschner am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Daher habe man im vierten Quartal einen sehr tiefen Blick ins Portfolio geworfen.
Ein daraus resultierendes «2-Jahres-Fitnessprogramm» – wie es der BKW-CEO nennt – führte nun im Jahresabschluss 2023 zu Abschreibern bei Projekten und anderen Wertminderungen in der Höhe von insgesamt 90 Millionen Franken. Der Dienstleitungsbereich fiel damit in die roten Zahlen: Der EBIT lag bei -40 Millionen nach einem Plus von 53 Millionen im Vorjahr.
Die Sparte war starken Konjunkturschwankungen, höheren Materialpreisen und schwierigen Lieferkettenbedingungen ausgesetzt. Aber die Probleme waren auch hausgemacht: Es hätten nicht überall die gleichen Massstäbe gegolten, sagte Itschner. Investiert werde nun erst wieder, wenn eine Gesellschaft profitabel ist.
Über den gesamten Bereich sollen zudem viel mehr Synergien geschaffen werden. Das Mass der Zentralisierung hänge dabei aber stark von den unterschiedlichen Bereichen innerhalb des Dienstleistungsgeschäfts ab. Es solle aber volle Transparenz bei den Zahlen geben und möglichst viel Effizienz, sagte Itschner.
Kraut und Rüben
Unter seiner langjährigen Vorgängerin Suzanne Thoma, die im Oktober 2022 von Itschner abgelöst wurde, hatte der Berner Energiekonzern im Dienstleistungsbereich jahrelang aggressiv zugekauft. Das ging so weit, dass die BKW am Ende sogar einen grösseren IT-Dienstleister übernahm. Positiv formuliert ist ein «Potpourri» entstanden, die negative Formulierung wäre wohl «Kraut und Rüben». Itschner sagte bereits kurz nach seinem Amtsantritt, im Dienstleistungsbereich solle nun ein stärkerer Fokus auf das organische Wachstum gelegt werden.
Zu einem Stellenabbau im grossen Stil soll es aber nicht kommen: Es sei nach wie vor kein gruppenweites Restrukturierungsprogramm geplant, sagte Itschner. Punktuell komme es zwar zu Anpassungen bei den Kapazitäten der einzelnen Tochtergesellschaften, sagte er auf die Frage nach einem möglichen Stellenabbau. Dafür würden aber auch anderswo wieder Ressourcen aufgebaut. Von den 12'000 BKW-Mitarbeitern Ende 2023 sind über 9500 im tiefmargigen Dienstleistungsgeschäft tätig.
Im laufenden Jahr will die BKW in der Sparte mindestens wieder eine Marge wie im Jahr 2022 erreichen und auch an das Ergebnis aus dem Jahr anknüpfen, wo diese bei 3 Prozent lag. Die Unternehmensprognose für das laufende Jahr im Dienstleistungsgeschäft sei «kein Homerun». Aber es bleibe noch «harte Arbeit» bis Ende Jahr. An den mittelfristigen Ambitionen habe sich indes nichts geändert. Zuletzt hatte der Berner Energieversorger eine EBIT-Marge im Dienstleistungsbereich von 8 Prozent in Aussicht gestellt.
Strategie-Update im November
Gruppenweit ist es nach den Turbulenzen an den Energiemärkten und dem Ergebnis-Rekordjahr 2022 zu einer Normalisierung der Finanzzahlen gekommen. Die Gesamtleistung ging 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent zurück auf 4,60 Milliarden Franken. Unter dem Strich blieb ein um 15 Prozent tieferer Gewinn von 488 Millionen Franken.
Es sei das zweitbeste Betriebsergebnis in der Geschichte des Unternehmens – nach dem ausserordentlichen Vorjahr, so die BKW. Anfang November will die Gesellschaft an einem Investorentag ein Strategie-Update liefern.
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