UBS-Chefökonom zum Börsen-Absturz «Es könnte noch viel schlimmer werden» 

Samuel Walder

7.4.2025

Die Börse kämpft. Der SMI verliert innert Sekunden über 6,3 Prozent. (Stand 09.30 Uhr)
Die Börse kämpft. Der SMI verliert innert Sekunden über 6,3 Prozent. (Stand 09.30 Uhr)
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Die Börsen in Europa stürzen am Montagmorgen ab – UBS-Chefökonom Daniel Kalt spricht von einem «Crash». Grund sind neue US-Strafzölle und Gegenreaktionen aus China und Europa.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die US-Zölle unter Präsident Trump und Chinas Gegenmassnahmen haben einen starken Börseneinbruch ausgelöst.
  • Der SMI fiel am Montagmorgen deutlich. 
  • UBS-Chefökonom Daniel Kalt warnt vor möglichen weiteren Zollschritten, die zu einer globalen Rezession führen könnten.
  • Auch Pensionskassen spüren die Marktturbulenzen, sind laut Kalt jedoch breit genug aufgestellt.

Die US-Zölle von Präsident Donald Trump schlagen auch in der Schweiz ein. Der Swiss Market Index (SMI) taucht am Montag zwischenzeitlich um fast 7 Prozent. 

Im Gespräch mit blue News sagt UBS-Chefökonom Daniel Kalt: «Es ist natürlich schon ein grosser Fall. Es ist nicht unangebracht, von einem ‹Crash› zu sprechen.» 

Der Absturz in der Schweiz, aber auch in anderen Märkten, sei im Vergleich zu den vergangenen Jahren heftig. Verantwortlich sei die Politik von US-Präsident Trump, sagt Kalt. «Die Zölle sind sehr hoch ausgefallen. Jetzt haben wir eine Reihe weiterer Faktoren, die zusätzlich auf die Kurse gedrückt haben.» So habe China mit 34 Prozent Gegenzöllen zurückgeschlagen. «Auch Europa könnte nun Gegenmassnahmen ergreifen», vermutet Kalt.

Falls Trump dann nochmals reagiert und weitere Gegenzölle verhängt, könnte das laut Kalt böse Folgen haben: «Es könnte weiter hohe Schwankungen geben. Abzuschätzen, wann der Markt Boden findet, ist schwierig.»

Die Börse könnte sich aber auch in die andere Richtung entwickeln. «Vergleicht man den Börsenstand Anfang März, waren wir mit dem SMI bei 13'000 Punkten. Jetzt ist er bei unter 11'000 Punkten.» Das sei zwar ein Rückgang von etwa 17 Prozent. «Hier muss man aber auch bedenken, dass wir sehr stark ins Jahr 2025 gestartet sind», erklärt Kalt.

So lag der SMI am 20. Dezember 2024 bei 11'400 Punkten. Das wäre ein Rückgang von «nur» 6 Prozent.

Kommt jetzt die grosse Rezession?

Historisch gesehen sagt Kalt: «Märkte beginnen nun, ein globales Rezessionsszenario in die Preise einzubauen.» Die Börse sei aber noch nicht an dem Punkt angelangt. 

In der Wirtschaftswissenschaft bezeichnet man als Rezession eine Phase des Konjunkturrückgangs, in der die Wirtschaftstätigkeit auf breiter Front zurückgeht. Es handelt sich dabei nicht um ein kurzes Zucken der Märkte, sondern um eine spürbare Abschwächung, die ganze Wirtschaftssektoren erfasst.

Auch Pensionskassen spüren eine Veränderung

Zu beobachten ist: Die Deckungsgrade der Pensionskassen sinken ebenfalls teilweise. Muss man sich nun Sorgen um die Zukunft machen? Daniel Kalt gibt Entwarnung: «Bei gewissen Pensionskassen wird der Deckungsgrad sinken. Dazu muss man aber sagen, dass Pensionskassen meist sehr breit aufgestellt sind.»

Man habe alternative Anlagen wie Gold oder Immobilien. Auch Staatsanleihen seien bedingt durch die Situation gestiegen. Kalt sagt deshalb: «Ich würde nicht in Panik verfallen, was die Renten betrifft.»

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