Chipindustrie Chip-Riese Intel investiert 4,2 Milliarden Euro in Breslau

tp

16.6.2023 - 10:56

In Breslau sollen künftig Chips aus Wafern herausgeschnitten werden. (Archivbild)
In Breslau sollen künftig Chips aus Wafern herausgeschnitten werden. (Archivbild)
Keystone

Der weltgrösste Chipkonzern Intel will im polnischen Breslau (Wroclaw) eine grosse Chipfabrik bauen, in der Mikroprozessoren montiert und getestet werden. Das kündigte Konzern-Chef Pat Gelsinger am Freitag in der Stadt an.

Gelsinger bezifferte das Investitionsvolumen auf umgerechnet 4,2 Milliarden Euro. In der Anlage selbst sollen bis zum Jahr 2027 rund 2000 hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Intel erwartet ausserdem, dass indirekt mehrere Tausend weitere Jobs geschaffen werden, zusätzlich zu eventuellen Neueinstellungen bei Zulieferern.

In der Chip-Herstellung unterscheidet man zwischen Wafer-Fabriken sowie Halbleiter-Montage- und Testanlagen. In den Wafer-Fabriken entstehen grosse Silizium-Scheiben ("Wafer"), auf denen sich die integrierten Schaltkreise befinden. Solche «Wafer-Fabs» betreibt Intel unter anderen in den USA, Irland und Israel. Auch in Magdeburg ist eine Wafer-Fab geplant. In einem Montage- und Test-Werk, wie es nun in Breslau geplant ist, werden die Chips aus dem Wafer herausgeschnitten, dann in eine Art Gehäuse mit den notwendigen Schnittstellen gepackt ("Packaging") und schliesslich getestet, bevor sie in Computern, Autos oder anderen Geräten verbaut werden.

Staats-Subvention

Wie bei quasi allen neuen Chip-Fabriken weltweit war die Entscheidung für den Standort Breslau mit einer Subventionszusage durch den Staat verbunden. Wie hoch die Zuschüsse der polnischen Regierung ausfallen, teilte Intel nicht mit. Die geplante Investition in Polen werde zusammen mit der bereits bestehenden Wafer-Fertigung in Leixlip (Irland) und der geplanten Wafer-Fab in Magdeburg dazu beitragen, eine einzigartige, durchgängige Wertschöpfungskette für die Halbleiterproduktion in Europa zu schaffen, betonte der Konzern.

Anders als in Polen gibt es in Deutschland eine politische Debatte um die Höhe der Subventionen aus dem Bundeshaushalt. Ursprünglich hatten sich Intel und der Bund auf 6,8 Milliarden Euro an Finanzhilfen für das Chipwerk in Magdeburg geeinigt. Nach einer zeitlichen Verzögerung des Baubeginns fordert der Konzern wegen gestiegener Kosten und des schlechteren Euro-Kurses nach Medienberichten eine Erhöhung auf 10 Milliarden Euro.

Die Standortentscheidungen in Breslau und in Magdeburg stehen im Kontext mit den Bestrebungen der Europäischen Union, sich von China technologisch unabhängiger zu machen. Daher hat die EU grünes Licht für milliardenschwere Subventionen gegeben, grosse Anlagen von internationalen Chipherstellern in Europa anzusiedeln.

tp