Trotz BedeutungsgewinnPandemie verschärft wirtschaftliche Krise der Medien weiter
SDA/uri
25.10.2021 - 10:54
Zeitungen im Regal einer Kiosk-Verkaufsstelle. (Symbolbild)
Bild: Keystone
Die professionellen Medien der Schweiz haben in der Pandemie an Bedeutung gewonnen. Die wirtschaftliche Situation hat sich unterdessen bei vielen Unternehmen weiter verschlechtert. Das zeigt eine neue Analyse.
Keystone-SDA, SDA/uri
25.10.2021, 10:54
25.10.2021, 11:28
SDA/uri
Die Corona-Pandemie hat die wirtschaftliche Situation vieler Medien in der Schweiz weiter verschlechtert. Sogar im Online-Werbemarkt, dem Hoffnungsträger der Branche, sind die Einnahmen erstmals rückläufig. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung von seriösem Journalismus angesichts der steigenden Verbreitung von Desinformation zu.
Die Schweizer Medienbranche zählt auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie zu den wirtschaftlich stark betroffenen Branchen. Dies zeigt das am Montag veröffentlichte «Jahrbuch Qualität der Medien 2021» des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich.
Die Resultate des Jahrbuchs würden zeigen, dass professionelle Medien durch die Pandemie zwar an Bedeutung gewonnen hätten. In wirtschaftlichen Erfolg ummünzen konnten sie dies jedoch nicht.
Abhilfe schaffen könnte allenfalls der Staat. «Es zeichnet sich immer mehr ab, dass qualitativ hochwertiger Journalismus nur durch eine direkte Medienförderung zu finanzieren ist», wird Medien-Experte und Fög-Direktor Mark Eisenegger zitiert.
Gemäss einer repräsentativen Befragung stosse die direkte Medienförderung im internationalen Vergleich auf eine relativ hohe Akzeptanz. 37 Prozent seien der Meinung, dass der Staat private Medien unterstützen solle, wenn diese in Schieflage geraten. Ebenfalls 37 Prozent seien dagegen, 26 Prozent unschlüssig.
Medien helfen gegen «Fake News»
Desinformation – also absichtlich verbreitete Falschnachrichten – wurde gemäss einer vom Fög bereits Ende 2020 durchgeführten repräsentativen Befragung von fast der Hälfte der Befragten als grosses bis sehr grosses Problem eingeschätzt.
Als Hauptquellen für «Fake News» gaben die Studien-Teilnehmenden soziale Medien (62%), Alternativmedien (39%), Videoportale (36%) oder Messenger-Apps (28%) an.
Weniger oft als Quelle von Falschnachrichten genannt wurden professionelle journalistische Angebote wie Newssites (20%) oder das Fernsehen (13%). Weitaus mehr Befragte gaben an, Informationen aus journalistischen Medien (61%) sowie solche von Bund und Behörden (68%) zu nutzen, um den Inhalt von Fake News zu überprüfen.
Keine «Panikmache» wegen Coronavirus
Die Schweizer Medien haben gemäss der Studie auch der zweiten Welle der Coronavirus-Pandemie eine sehr hohe Beachtung geschenkt, allerdings – trotz höherer Fallzahlen – weniger als in der ersten Welle. Das Coronavirus sei zudem seltener ausdrücklich als Bedrohung dargestellt worden als in der ersten Welle.
«Eine 'Panikmache' wie dies den Medien häufig vorgeworfen wird, lässt sich somit empirisch nicht feststellen», wird Fög-Direktor Eisenegger zitiert.
Auch der Vorwurf der «Hofberichterstattung» – also ein hoher Anteil an Medienbeiträgen, die gegenüber Behörden sehr positiv ausfallen – lässt sich nicht erhärten. Nur gerade 0,3 Prozent der Beiträge wurden als gegenüber den Behörden sehr positiv eingestuft.
Zahlen und Statistiken seien von den Medien in der zweiten Corona-Welle deutlich häufiger eingeordnet worden als in der ersten Welle, was positiv zu werten sei.
Qualität bei Pendlermedien gestiegen
Insgesamt ist die Qualität der Schweizer Medien laut der Studie stabil geblieben. Der Anteil von Einordnungsleistungen in Form von Hintergrundleistungen in Form von Hintergrundbeiträgen sei erstmals seit sechs Jahren nicht gesunken. Besonders hohe Qualität attestiert die Untersuchung dem öffentlichen Rundfunk und abonnierten Newssites. Qualitativ zulegen konnten die Pendler- und Boulevardmedien online.
Weiter zugenommen hat jedoch in der Deutschschweiz die inhaltliche Konzentration, also das Teilen identischer Beiträge in mehreren Medien. Dies sei in fast allen Themenbereichen der Fall, insbesondere jedoch in der Kulturberichterstattung.
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