Drohende VerlusteCS-Aktien setzen Abwärtstrend fort
uh
30.3.2021 - 13:06
Die Aktien der Credit Suisse haben sich am Dienstag zwar anfänglich vom Absturz am Vortag leicht erholt, sind bis am Mittag wieder klar ins Minus gefallen.
Keystone-SDA, uh
30.03.2021, 13:06
30.03.2021, 13:13
SDA
Investoren gehen davon aus, dass die Papiere der zweitgrössten Schweizer Bank volatil bleiben werden, solange nicht mehr über das Ausmass der Verluste aus den beiden Problemfällen Archegos und Greensill bekannt ist.
Die CS-Aktie notiert gegen 12:30 Uhr in einem leicht freundlichen Gesamtmarkt 2,8 Prozent im Minus auf dem Stand von 10,45 Franken. Am Montag hatte die CS-Aktie bekanntlich per Handelsschluss 13,8 Prozent eingebüsst, nachdem die Bank einen «möglicherweise sehr bedeutenden und wesentlichen» Verlust wegen Zwangsverkäufen eines Hedgefonds angekündigt hatte. Gemäss übereinstimmenden Presseberichten handelt es sich dabei um Archegos Capital des Investors Bill Hwang, der mit viel Fremdkapital auf steigende Kurse bei Technologieaktien gesetzt hatte.
Milliarden-Verlustschätzungen
Die CS war zusammen mit einer Handvoll anderer Banken Prime Broker für Archegos – sie hat also dem Hedgefonds Kredite gegeben und für ihn Dienstleistungen ausgeführt. Während die japanische Nomura-Bank von einem Verlust von 2 Milliarden US-Dollar zu Marktpreisen vom letzten Freitag sprach, wollte die CS keine Grössenordnung nennen.
Das dürfte denn auch das Problem für die Aktienkursentwicklung in den folgenden Tagen und Wochen sein, heisst es im Markt. Die britische Financial Times (FT) etwa hat mit Bezug auf Insider eine Verlustschätzung von 3 bis 4 Milliarden Dollar genannt. Ob diese Zahl der Wahrheit nahe kommt, ist allerdings auch für Analysten schwer abzuschätzen. «Über die Höhe der Verluste wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr als das, was wir in der Presse lesen», meinte etwa der zuständige Analyst der britischen Barclays Bank in einem Kommentar. Auch Andreas Venditti von der Bank Vontobel sieht sich nicht in der Lage, die genannte Grössenordnung zu kommentieren, wie er gegenüber AWP sagte.
In diesem Zusammenhang fragt man sich bei Barclays etwa auch, ob es eine Unterscheidung zwischen «Mark to Market» (nach Marktwert berechneten) Verlusten und wirklich auch realisierten Verlusten geben könnte. Dies dürfte davon abhängen, wie die Bank ihre Risiken manage, so der Analyst.
Zu spät gewesen mit Verkauf
Interessant ist auch, dass die Aktien der CS und von Nomura sehr stark gelitten haben, während etwa die Titel der US-Banken Goldman Sachs, Morgan Stanley oder auch UBS, die ebenfalls als Prime Broker für Archegos gewirkt haben sollen, lediglich wenige Prozente einbüssten.
Gemäss FT dürften die Probleme bei Nomura und Credit Suisse damit zusammenhängen, dass sie im Vergleich zu ihren Konkurrenten langsamer gewesen seien beim Verkauf der als Sicherheit gehaltenen Aktienpakete.
Fragen um Aktienrückkaufprogramm
Spekuliert am Markt wird nun auch, ob die Credit Suisse ihr dieses Jahr begonnene Aktienrückkaufprogramm wegen des Verlustes bei Archegos, aber auch wegen der ebenfalls noch nicht bezifferten Verluste mit den sogenannten Lieferketten-Fonds von Greensill stoppen muss. Gemäss Vontobel-Analyst Venditti hat die CS am Montag, aber auch am Dienstag wieder eigene Aktien zurückgekauft. Daraus lasse sich aber nicht schliessen, ob der Rückkauf allenfalls gestoppt werde, z.B. sobald eine Verlustschätzung publiziert sei.
Gemäss Barclays gehen die meisten Investoren aber davon aus, dass im Falle von Verlusten das Rückkaufprogramm gestoppt wird bzw. gestoppt werden muss. Auch bei der Bank Berenberg geht man davon aus, dass die CS zumindest kurzfristig das Programm stoppen muss. Einige Investoren sehen aber auch das Risiko, dass die Dividende für 2020 gestrichen werden könnte. Auch eine mögliche Kapitalerhöhung ist ein Thema. Aber auch das hänge mit der Höhe des Verlustes zusammen und dazu liesse sich ebenfalls noch keine Aussage machen, so Venditti von Vontobel.
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