KonjunkturEconomiesuisse warnt vor Lieferengpässen und reduziert BIP-Prognose
tp
2.6.2022 - 11:34
Economiesuisse senkt wegen der globalen Lieferengpässe BIP-Prognosen für die Schweiz (Archivbild)
Keystone
Steigende Energie- und Rohstoffpreise, anhaltende Lieferengpässe und eine sich abschwächende Nachfrage belasten die Schweizer Wirtschaft gemäss Economiesuisse stark.
Keystone-SDA, tp
02.06.2022, 11:34
SDA
Der Wirtschaftsdachverband korrigiert nun seine Prognose für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr nach unten.
Dieser «ökonomische Giftcocktail» übertrage sich auf die Schweizer Wirtschaft, heisst in dem am Donnerstag veröffentlichten neuen konjunkturellen Ausblick der Economiesuisse. Der Wirtschaftsverband erwartet nun, dass das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr noch um 1,8 Prozent zulegen wird. Zuvor war er noch von einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent ausgegangen.
Angezogene Handbremse
Zwar sei die Auftragslage nach wie vor gut, so Economiesuisse. Die Lieferkettenproblematik treffe allerdings die stark auf die internationale Arbeitsteilung ausgerichtete Schweizer Wirtschaft besonders heftig. Dazu belasteten steigende Inputpreise die Margen der Unternehmen. «Die Schweizer Wirtschaft fährt derzeit mit angezogener Handbremse. Und die Lage wird sich nicht so rasch ändern.»
Auch in der Schweiz ziehen die Preise zudem an, wenn auch nicht so stark wie im Ausland, wie Economiesuisse feststellt: Im Jahresdurchschnitt erwartet Economiesuisse 2022 eine Teuerung von «knapp drei Prozent». Auch nächstes Jahr sei mit einer für Schweizer Verhältnisse hohen Inflationsrate zu rechnen. Positiver sind die Aussichten für den Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote dürfte bei durchschnittlich 2,2 Prozent zu liegen kommen, prognostiziert der Verband.
Preiserhöhungen geplant
Die jüngste Unternehmensumfrage von Economiesuisse vom Mai zeigt, dass sich die Lieferengpässe offenbar auch für die Schweizer Unternehmen weiter verschärft haben. Zwei von drei befragten Unternehmen müssen laut den Angaben aufgrund der Lieferengpässe in den kommenden Monaten ihre Preise erhöhen. Die meisten Firmen würden nicht mit einer Normalisierung rechnen.
Der Ukraine-Krieg trägt derweil zu höheren Energiepreisen bei und erschwert für die Firmen den Bezug von Rohstoffen und Vorprodukten. In der Economiesuisse-Umfrage geben 70 Prozent der Unternehmen an, durch den Ukraine-Krieg direkt oder indirekt betroffen zu sein – mehr als eineinhalb mal so viele wie noch im März.
Langsame Normalisierung
Die Lieferketten-Problematik wird derweil von der strengen Corona-Politik Chinas befeuert, die zu Frachtschiff-Staus und geschlossenen Fabriken führt: 62 Prozent der befragten Unternehmen sehen darin einen Grund für die anhaltenden Lieferschwierigkeiten. Eine Normalisierung werde noch «viele Monate dauern».
Grosse Sorgen bereitet den Unternehmen aber auch die schwierige Rekrutierung von Fachkräften: Mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen gaben an, nicht genügend ausgebildetes Personal zu finden.
Schocks
Insgesamt bleibe die Unsicherheit für den Konjunkturverlauf hoch, so Economiesuisse. Während einzelne Risiken wie der Fachkräftemangel und die Lieferengpässe die Konjunktur bremsen, könnten andere diese völlig abwürgen: So hätten eine Energiemangellage im kommenden Winter oder eine Eskalation des Ukraine-Kriege «schockartige, negative Auswirkungen» mit rezessiven Folgen. Davon geht die aktuelle Economiesuisse-Prognose allerdings nicht aus.
Mit Bus oder Bahn unterwegs zu sein wird teurer. Egal, ob Deutschlandticket, Einzel-, Mehrfahrten- oder Zeitkarten: Bei vielen Verkehrsbünden steigen die Preise ab Anfang nächsten Jahres im Schnitt um fünf bis sechs Prozent. Andern Orts wurden die Tickets schon teurer, zum Beispiel im Grossraum Leipzig-Halle.
Die Gründe dafür sind überall gleich: gestiegene Kosten bei Personal, Energie und Infrastruktur. Aber auch das Deutschlandticket spielt eine Rolle in der Preiserhöhung. Seit seiner Einführung führte das Ticket bundesweit zu weniger Einnahmen – oft kostet es nämlich weniger als die regionalen Monatskarten der Verkehrsunternehmen und -bünde. Bund und Länder wollen eigentlich für diese Einnahmeausfälle aufkommen, doch die Finanzierung ist weiterhin umstritten.
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Der SGV stützte seine Erkenntnisse auf eine Umfrage, an welcher seine Kantonalsektionen teilnahmen.
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