Studie deckt aufHier scheitert die Schweiz am Traum vom Eigenheim
Samuel Walder
4.11.2025
Eine Umfrage zeigt: In der Schweiz ist Wohn-Eigentum nur für Gutverdienende erreichbar.
Bild:Keystone
Die Schweiz ist ein Mietland – auch weil Eigentum für viele unbezahlbar bleibt. Eine neue Umfrage von Comparis zeigt, wie stark Einkommen, Bildung und Lebensphase die Wohnsituation prägen.
Eine neue Umfrage von comparis.ch zeigt, dass die Wohnsituation in der Schweiz stark vom Einkommen, Bildungsgrad und Lebensabschnitt abhängt – insbesondere der Zugang zu Wohneigentum bleibt für viele unerreichbar.
57 Prozent der Bevölkerung leben zur Miete, wobei die Eigentumsquote mit steigendem Einkommen wächst.
Für eine Hypothek in Städten ist meist ein Einkommen von über 12’500 Franken monatlich nötig.
Standard sind Wohnungen mit 4 bis 4,5 Zimmern und 71 bis 110 Quadratmeter Fläche, während Luxusflächen und Attikawohnungen zunehmend Dachräume ersetzen – besonders Paare (mit oder ohne Kinder) prägen die Haushaltsstruktur.
Eigentum, Wohnfläche, Zimmerzahl – all das hängt nicht nur von persönlichen Vorlieben ab, sondern vor allem vom eigenen Budget.
Das belegt eine aktuelle Umfrage, die der Online-Vergleichsdienst comparis.ch gemeinsam mit dem grössten Immobilienportal der Schweiz durchgeführt hat.
«Die Umfrage macht sichtbar, wie unterschiedlich die Wohnrealität in der Schweiz aussieht – in verschiedenen Einkommensklassen und Lebensphasen», sagt Comparis-Immobilienexperte Harry Büsser.
Mietland Schweiz – aber mit deutlichen Unterschieden
Trotz steigender Löhne und dem Wunsch nach den eigenen vier Wänden lebt die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer zur Miete – und das oft notgedrungen.
Laut einer neuen Umfrage von comparis.ch in Zusammenarbeit mit dem grössten Immobilienportal der Schweiz wohnen 57 Prozent der Befragten in einer Mietwohnung. Bei den 18- bis 35-Jährigen sind es gar satte 68 Prozent.
Der Weg zum Eigenheim ist eng verknüpft mit dem Einkommen – und dem Alter. Während bei Haushalten mit einem Bruttoeinkommen von bis zu 4’000 Franken rund 70 Prozent zur Miete wohnen, sind es bei Einkommen über 8’000 Franken immerhin nur noch 45 Prozent.
Doch auch in dieser Einkommensklasse bleibt das Eigenheim oft Wunschdenken: Gerade einmal 24 Prozent der Befragten besitzen ein Haus, nur 12,5 Prozent eine Eigentumswohnung. Immobilienexperte Harry Büsser von Comparis bringt es auf den Punkt: «Je höher das Einkommen, desto wahrscheinlicher ist der Weg ins Eigentum – das sehen wir in allen Altersgruppen.»
Doch der Weg ist steinig, vor allem in den Städten. «Wer sich dort ein Eigenheim leisten will, braucht nicht selten eine Hypothek von einer Million Franken», so Büsser. Dafür reicht ein Haushaltseinkommen von 8’000 Franken monatlich bei weitem nicht aus. Die magische Grenze liegt bei rund 12’500 Franken im Monat – erst ab diesem Einkommen wird eine Hypothek in dieser Grössenordnung überhaupt realistisch.
4 bis 4,5 Zimmer sind Standard
Wenn es ums Wohnen geht, ist für viele Schweizerinnen und Schweizer die goldene Mitte genau richtig: Ein Drittel der Befragten lebt laut einer aktuellen Umfrage von comparis.ch in einer Wohnung mit 4 bis 4,5 Zimmern – der unangefochtene Spitzenreiter unter den Wohnungsgrössen.
«Viereinhalb Zimmer sind wohl ein idealer Kompromiss: gross genug für Familien, aber noch bezahlbar», erklärt Comparis-Experte Harry Büsser.
Ganz anders sieht es am unteren Ende der Skala aus: Nur 3 Prozent der Haushalte kommen mit 1 bis 1,5 Zimmern aus. Ein Blick auf die Wohnfläche verrät ebenfalls klare Tendenzen: 40 Prozent der Befragten leben auf einer Fläche zwischen 71 und 110 Quadratmetern – je rund 20 Prozent verteilen sich dabei auf die Kategorien 71 bis 90 m² und 91 bis 110 m².
Luxuriöser geht es bei 12 Prozent der Befragten zu – sie wohnen auf mehr als 150 Quadratmetern. Wenig überraschend: Wer so viel Platz hat, wohnt in der Regel im Eigentum. «Wer sich grössere Flächen leisten kann, wohnt sehr oft im Eigentum», bestätigt Büsser.
Und tatsächlich: Eigentümer verfügen im Schnitt über deutlich grössere Wohnflächen als Mietende. Doch nicht nur das Einkommen entscheidet über die Wohnverhältnisse – auch der Bildungsgrad spielt eine Rolle. Die Daten zeigen: Höhere Bildung führt tendenziell zu grösserem Wohnraum.
Für Büsser ein logischer Zusammenhang: «Es ist naheliegend, dass Bildungsniveau und Wohnsituation zusammenhängen – nicht zuletzt, weil Bildung langfristig das Haushaltseinkommen beeinflusst.»
Wie Investoren unsere Dächer verändern
92 Prozent der Befragten verfügen über einen Keller oder ein Kellerabteil. Dagegen haben nur 41 Prozent Zugang zu einem Estrich oder Estrichabteil. «Keller gelten in der Schweiz als Grundausstattung, ein Estrich nicht», sagt Büsser.
«Das liegt auch daran, dass im Kalten Krieg in der Schweiz Schutzräume Pflicht und damit Stauräume im Untergeschoss quasi der Normalfall wurden», erklärt der Experte. «Zudem zählen Kellerflächen – im Gegensatz zum Estrich – meist nicht zur anrechenbaren Wohnfläche», erklärt Büsser.
Das sei ein grosser Vorteil beim Einhalten der Bauvorschriften. Zudem hängt der Rückgang an Estrichen in Schweizer Wohnhäusern stark mit dem Aufstieg der Attikawohnungen zusammen. Die obersten Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus werden oft auch Penthouse genannt und können teuer vermietet oder verkauft werden.
Sie bringen deutlich mehr Rendite als ein unausgebauter Dachboden, der als Estrich dient. «Früher war unter dem Dach Platz fürs Gerümpel – heute gibt's da Luxuswohnungen mit Seesicht», sagt Comparis-Experte Harry Büsser.
Zwei Drittel der Haushalte sind Paare
Zwei Drittel der Haushalte in der Schweiz bestehen aus Paaren – mit oder ohne Kinder. In der Altersgruppe 36 bis 55 Jahre lebt sogar fast die Hälfte der Befragten als Paar mit Kindern zusammen. In jungen Jahren (18–35) verteilen sich die Wohnformen gleichmässiger: Paare mit Kindern (30 Prozent), Singles (28 Prozent), Paare ohne Kinder (24 Prozent).
Bei den über 56-Jährigen wohnen fast die Hälfte als Paar ohne Kinder. «In der Altersverteilung der Haushalte spiegelt sich die typische Lebensbiografie – junge Erwachsene wohnen alleine oder als Paare ohne Kinder, später dominiert das Familienmodell, im Alter bleibt meist das Paar zurück», so Harry Büsser.
Bei Personen mit hoher Bildung lebt ein deutlich grösserer Anteil als Paar mit Kind(ern) – ein oder mehrere Kinder (39 Prozent) – als bei jenen mit mittlerer oder niedriger Bildung (26 Prozent). Dort dominiert das Paar ohne Kind(er) (32 Prozent). Auch gibt es bei niedriger Bildung mehr Alleinerziehende (7,4 Prozent vs. 4,5 Prozent).
Es ist überraschend, dass gemäss Umfrage höher Gebildete öfter als Paar mit Kind zusammenleben als weniger Gebildete. Allerdings gilt zu bedenken, dass die Umfrage nichts darüber aussagt, wie viele Kinder es sind. Bei höher gebildeten Paaren ist es möglicherweise öfter nur ein Kind, während es bei weniger Gebildeten häufiger mehr sind.
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