Der Spezialchemiekonzern Ems ist zum Jahresauftakt weiter gewachsen. Neugeschäfte und eine dynamische Entwicklung in Nordamerika beflügelten den Umsatz. Doch das Unternehmen warnt vor einer anhaltend gedrückten und unsicheren Konjunktur.
Im ersten Quartal 2019 kletterte der Umsatz um 1,5 Prozent auf 604 Millionen Franken, wie die Gruppe am Freitag mitteilte. In lokalen Währungen wären es gar plus 2,9 Prozent gewesen.
Damit setzt sich das Wachstum aus den Vorjahren fort – aber mit einem tieferen Tempo. 2018 etwa war der Umsatz von Ems um 8,0 Prozent gewachsen. Ems sei es gelungen, den Umsatz trotz einem deutlich schlechteren Marktumfeld zu steigern, betonte das Unternehmen denn auch im Communiqué.
Analysten hatten angesichts der schwächelnden Automobilindustrie – diese steht für 60 Prozent der Ems-Umsätze – gar mit einem kleinen Umsatzrückgang gerechnet. Gewinnzahlen gibt Ems zum ersten Quartal jeweils nicht bekannt.
Neugeschäfte und Amerika
Die weltweite Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern hat sich laut Ems insbesondere in China und in Europa deutlich eingetrübt. Und die Autoindustrie habe erhebliche Rückgänge verzeichnet. Doch es sei dem Unternehmen gelungen, zahlreiche Neugeschäfte für seine hochleistungsfähigen Kunststoffe abzuschliessen.
Ems-Polymere kommen nicht nur in Autositzen und anderen Fahrzeugteilen zum Einsatz. Sie werden auch zur Herstellung von Brillen, Skischuhen, Smartphones sowie zahlreichen anderen Anwendungen verwendet.
Gleichzeitig habe Ems in Amerika den Verkauf und die Entwicklung «bedeutend» ausgebaut. Entsprechend positiv habe sich das Geschäft mit Hochleistungspolymeren im amerikanischen Markt entwickelt, wo man auch die Marktposition ausgebaut habe.
Der Bereich prägte denn auch mit einem Umsatzplus von 1,8 Prozent auf 530 Millionen Franken die Entwicklung des Konzerns massgeblich, während der Nebenbereich der Spezialchemikalien um 1,1 Prozent auf 74 Millionen schrumpfte.
Aktie legt deutlich zu
Mit Blick nach vorne rechnet Ems weiterhin mit einer gedrückten und unsicheren Konjunktur. Vor allem im zweiten Quartal dürften «ungeklärte politische und wirtschaftliche Beziehungen unter den Grossmächten» weiter auf die allgemeine Konsumstimmung drücken.
Betreffend die eigenen Geschäftsentwicklung ist Ems aber zuversichtlich und rechnet nach wie vor mit einem Nettoumsatz und einem Betriebsgewinn EBIT mindestens auf Vorjahresniveau. 2018 hatte Ems einen Umsatz von 2,3 Milliarden Franken und einen EBIT von 620 Millionen Franken erzielt.
An der Börse jedenfalls applaudierten die Anleger: Die Aktie legt bis 10.15 Uhr um 4,1 Prozent auf 572 Franken zu. ZKB-Analyst Philipp Gamper etwa erscheint der bestätigte Jahresausblick 2019 nach dem starken Start ins Jahr als eher vorsichtig. Gamper bewertet Ems mit «Marktgewichten».
Etwas anders tönt es bei Markus Mayer, der die Papiere mit einem Kursziel von 485 Franken zum Verkauf empfiehlt. Nach Ansicht des Baader Helvea-Experten könnte Ems zum Jahresanfang von Lageraufstockungen bei den Kunden profitiert haben, die sich für einen möglichen harten Brexit gewappnet hatten.
Da nun ein harter Brexit weniger wahrscheinlich erscheine, besteht laut Mayer nun das Risiko eines Lagerabbaus im zweiten Quartal 2019.
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