CoronavirusEntlegene Osterinsel macht die Grenzen dicht
SDA
3.4.2020 - 06:27
Auch vor den entlegensten Gegenden der Welt macht das Coronavirus nicht halt. Im Kampf gegen das Virus hat sich die 3500 Kilometer von der südamerikanischen Küste entfernte chilenische Osterinsel nahezu vollständig abgeschottet.
Strände und Nationalparks sind menschenleer. Doch auf der vom Tourismus abhängigen Insel fürchten viele Bewohner um ihre Existenz.
Die Corona-Krise hat die chilenische Insel mit gut 7700 Einwohnern in eine Ausnahmesituation manövriert. Zwei Coronavirus-Infektionen wurden bisher nachgewiesen, das Testergebnis für zwei Verdachtsfälle steht noch aus. Eine weitere Ausbreitung des Virus könnte zur Katastrophe führen: Inselweit gibt es lediglich drei Beatmungsgeräte.
Die Fälle seien auf zwei Familien beschränkt, die im selben Gebiet lebten, sagt der Bürgermeister der Insel-Hauptstadt Hanga Roa, Pedro Edmunds. «Wir wissen also, wer sie sind, wo sie sich befinden, und wir haben von Anfang an das Krisenprotokoll befolgt.»
Erste Infektionsfälle
Seit am 11. März der erste Infektionsfall auf der Pazifikinsel nachgewiesen wurde, agiert Edmunds als Krisenmanager. Bereits eine Woche, bevor die chilenische Regierung entschied, wegen der Pandemie die Grenzen zu schliessen, schottete sich die Osterinsel ab.
Zwischen dem chilenischen Festland und der Insel verkehrt nur noch ein Flug pro Woche. Zwischen 14.00 und 05.00 Uhr gilt eine Ausgangssperre.
Auf die Ahnen besonnen
In der Krise hätten sich die Inselbewohner auf die Selbstverwaltungstradition ihrer Ahnen besonnen, sagt Edmunds. Die Bewohner der Osterinsel gehören mehrheitlich der polynesischen Kultur der Rapa Nui an.
«Wir haben das Konzept 'Tapu' auf alle Rapa Nui angewandt und es wurde unglaublich gut angenommen», sagt Edmunds. Tapu gehört in der Kultur der Rapa Nui zu den heiligen Prinzipien. Der auf das französische Wort für «Tabu» zurückgehende Begriff steht für eine Art Regelwerk für das Zusammenleben.
Unterdessen scheint sich in der Krise die Natur auch auf der Osterinsel ihren Raum zurückzuerobern: An Stränden und in den Nationalparks ist weit und breit kein Mensch zu sehen. Doch für viele Mitarbeiter in der Tourismusbranche stellen sich nun existenzielle Fragen. Einige sind bereits von der Hauptstadt aufs Land umgezogen und ziehen ein neues Leben als Selbstversorger in Betracht.
Vollständig isoliert
Fast einen Monat lang werde die Insel wohl vollständig isoliert bleiben, sagt Bürgermeister Edmunds. Er rechne aber damit, dass die ersten Menschen schon bald mit existenziellen Nöten konfrontiert sein könnten. «Etwa 3000» Menschen werden nach seiner Einschätzung bald auf Sozialleistungen angewiesen sein.
Rund 100'000 Touristen besuchen jährlich die Osterinsel, die vor allem für ihre als Unesco-Weltkulturerbe eingestuften monumentalen Steinskulpturen bekannt ist.
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