Strassburg
Bei der weiteren Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat rudert die EU-Kommission zurück. Sie will das Mittel nicht mehr zehn, sondern nur noch fünf bis sieben Jahre in Europa auf dem Markt lassen, wie ein Sprecher sagte.
Am Mittwoch soll der zuständige Ausschuss der EU-Länder darüber beraten. Ob eine Entscheidung fällt, ist offen. Die jetzige Zulassung läuft Ende des Jahres aus. Glyphosat steht im Verdacht, Krebs auszulösen.
Der Kurswechsel der Kommission kam am Dienstag nach einer Forderung des Europaparlaments, das Mittel schrittweise bis 2022 zu verbieten und bis dahin nur unter Auflagen nutzen zu lassen. Dieser Beschluss ist nicht bindend, zeigt aber eine mögliche Kompromisslinie für die Beratungen der Mitgliedsländer auf.
Der Kommissionssprecher sagte, mit der neuen Linie folge man der Risikoeinschätzung des Europaparlaments. Ob die Kommission ebenfalls Auflagen für die Glyphosatnutzung will, liess er offen.
Ziel sei ein möglichst breiter Konsens der Mitgliedsländer in dem zuständigen Expertenausschuss. Eine Mehrheit für oder gegen die weitere Zulassung war dort zuletzt fraglich, unter anderem weil die nur noch amtierende deutsche Bundesregierung keine gemeinsame Position festgelegt hatte.
Der Beschluss des Europaparlaments bekam viel Zustimmung von Glyphosat-Kritikern. So nannte der deutsche Bund für Umwelt und Naturschutz die Vorgaben richtungsweisend, auch wenn man sich ein schnelleres Verbot gewünscht hätte. "Glyphosat hat seine gesellschaftliche Akzeptanz verloren", hiess es.
Die Hilfsorganisation Brot für die Welt wertete den Parlamentsbeschluss als positives Signal auch für Entwicklungsländer, wo der Glyphosat-Einsatz hoch ist. "Die Bevölkerung ist dem schutzlos ausgeliefert", erklärte Brot für die Welt.
Der Branchenverband ECPA (European Crop Protection Association) nannte es "ermutigend, dass das Parlament noch einmal dafür gestimmt hat, es weiter zuzulassen". Es sei allerdings schade, dass die Abgeordneten dem Einfluss von Nichtregierungsorganisationen gefolgt seien. Die Zulassung für nur fünf Jahre sei willkürlich.
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