Die Mehrheit der gehörlosen und hörbehinderten Arbeitnehmenden sind noch nie befördert worden. Sie sind viel seltener in Führungsfunktionen vertreten als hörende Menschen. Und ihre Arbeitslosenquote ist drei- bis viermal höher, nämlich rund zehn Prozent.
Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Studie zur Arbeitsmarktsituation von Hörbehinderten in der Schweiz. Durchgeführt wurde sie von der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund. In der Schweiz leben demnach rund zehntausend Gehörlose im erwerbsfähigen Alter und rund eine Million Menschen mit einer Hörbehinderung.
Die an der Studie teilnehmenden Gehörlosen und hörbehinderten Arbeitnehmenden hätten im Vergleich zu Hörenden etwa die gleichen Ausbildungsabschlüsse. Rund vierzig Prozent von ihnen hätten eine höhere Ausbildung abgeschlossen. Nur drei Prozent aller hörbehinderten Arbeitnehmenden seien in Führungspositionen. Bei der Gesamtbevölkerung seien es gemäss Bundesamt für Statistik 26 Prozent. 69 Prozent der erwerbstätigen Gehörlosen und Hörbehinderten seien noch nie befördert worden.
«Unter ihrem Potenzial rekrutiert»
Es bestehe die «Vermutung, dass viele Hörbehinderte und Gehörlose unter ihrem Potenzial rekrutiert werden», lässt sich Anina Hille, Studienleiterin und Dozentin an der Hochschule Luzern, in einer Medienmitteilung zitieren. Arbeitgebende, die noch keine Erfahrung mit hörbehinderten oder gehörlosen Angestellten gemacht hätten, unterschätzten deren Mehrwert für das Unternehmen. Zudem bestünden bei vielen Firmen Vorurteile und unbegründete Sorgen, wenn es um eine Anstellung gehörloser Menschen gehe.
Gemäss Harry Witzthum, Geschäftsführer des Schweizerischen Gehörlosenbundes, soll die Studie dazu beitragen, mögliche Handlungsfelder und Massnahmen aufzuzeigen, damit unerfahrene Organisationen von den Erfahrungen anderer Firmen profitieren könnten. Das Ziel sei «echte Chancengleichheit» für Gehörlose und Schwerhörige auf dem Arbeitsmarkt.
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