Neue Warnstreiks Hunderte Flüge in Deutschland gestrichen - auch Schweiz betroffen

dpa, uri

10.4.2018

In Deutschland haben neue Warnstreiks begonnen. An mehreren Flughäfen legten Beschäftigte die Arbeit nieder - auch mit Folgen für Schweizer Reisende.

Deutschlandweit haben am Dienstag massive Warnstreiks im öffentlichen Dienst begonnen. Tausende Beschäftigte an Flughäfen, im Nahverkehr, in Kindergärten und anderen öffentlichen Betrieben legten am Morgen die Arbeit nieder. An den bestreikten Airports Frankfurt, München, Köln und Bremen wurden schon vorab hunderte Flüge annulliert.

Auch viele Reisende aus der Schweiz sind betroffen, denn von Basel, Bern, Genf und Zürich aus gehen täglich dutzende Flüge zu den bestreikten Flughäfen. Allein von Zürich aus waren heute (Dienstag, 10. April) 34 Flüge von und nach Frankfurt und München geplant.

Die Lufthansa bittet Passagiere, sich vor dem Reiseantritt auf ihrer Website über den Status ihrer Flüge zu informieren und generell mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen im Bereich der Fluggastkontrollen zu rechnen. Alle Passagiere, die einen Flug von oder über Frankfurt und München gebucht haben, können diesen laut der Fluglinie einmalig kostenlos umbuchen oder für innerdeutsche Strecken in Fahrkarten der Deutschen Bahn umwandeln.

90'000 Fluggäste von Ausfällen betroffen

Die Gewerkschaft Verdi will mit den Warnstreiks kurz vor der dritten Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst den Druck erhöhen. Die Gespräche stehen am 15. und 16. April in Potsdam an. Die Gewerkschaft fordert für bundesweit rund 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat.

Der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske verteidigte die Ausstände. «Mit der massiven Ausweitung der Streiks setzen wir in dieser Woche deutliche Signale an die Arbeitgeber», sagte Bsirske der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Wegen der Warnstreiks strich die Lufthansa für diesen Dienstag rund 800 Flüge. 90'000 Passagiere sollen von den Ausfällen betroffen sein.

An die Adresse der Arbeitgeber sagte Bsirske: «Wir erwarten, dass sie in der dritten Verhandlungsrunde ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen und damit eine gute Lösung am Verhandlungstisch ermöglichen.»

Am Airport Frankfurt legten Beschäftigte der Flugzeugabfertigung und Flughafenfeuerwehr am Morgen die Arbeit nieder. Ausserdem sei die Flugsicherheitskontrolle betroffen, sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport. «Das ist auch das, wodurch wir die extremsten Einschränkungen erwarten.» Am Flughafen München, Deutschlands zweitgrösstem Airport, strich die Lufthansa vorab insgesamt 240 Inlands- und Auslandsflüge, wie eine Lufthansa-Sprecherin am Montag bestätigte. In Köln wurden 70 Flüge gestrichen. In der Folge fielen auch an weiteren Flughäfen wie Berlin-Tegel und Leipzig/Halle Flüge aus.

Ausstände sollen auf Dienstag beschränkt sein

Auch im Nahverkehr der Städte in Nordrhein-Westfalen wurden Verbindungen gestrichen. «Heute fahren keine Bahnen», warnten etwa die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) ihre Kunden per Laufband. Mehre Städte kündigten zudem an, dass Kitas geschlossen bleiben müssen. Daneben können etwa auch die Müllabfuhr, Sparkassen, Stadtverwaltungen, Krankenhäuser und auch der Schiffsverkehr von dem Warnstreik betroffen sein. Die Auswirkungen sind abhängig davon, wie viele Beschäftigte sich tatsächlich beteiligen.

Der kommunale Arbeitgeberverband VKA hatte den Gewerkschaften vorgeworfen, weniger die Arbeitgeberseite als die Bevölkerung unter Druck zu setzen. Der Arbeitgeberverband BDA warf den Gewerkschaften eine massive Schädigung der Volkswirtschaft vor.

An den Flughäfen arbeiten auch nach Privatisierungen noch zahlreiche Beschäftigte der Kommunen. Bestreikt werden sollen unter anderem Sicherheitspersonal für Personenkontrollen und Bodenverkehrsdienste, etwa bei der Gepäckabfertigung und auf dem Rollfeld.

Die Ausstände an den Flughäfen sollen auf Dienstag beschränkt sein. Die Gewerkschaften Verdi und Beamtenbund dbb kündigten bis Freitag allerdings weitere bundesweite Warnstreiks im gesamten öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen an. Betroffen sein sollen unter anderem Kitas, der Nahverkehr und die Müllabfuhr.

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