Nationalbank Jordan sagt, warum er die Negativzinsen behalten will

SDA/tjb

26.4.2019

Thomas Jordan, Präsident des SNB-Direktoriums, bekräftigte die Notwendigkeit der Negativzinsen. 
Thomas Jordan, Präsident des SNB-Direktoriums, bekräftigte die Notwendigkeit der Negativzinsen. 
Archivbild: Keystone/Gaetan Bally

Nationalbank-Präsident Jordan will an den ungeliebten Negativzinsen festhalten. Denn ihr Ende hätte kaum Einfluss auf die Pensionskassen oder den angeheizten Häusermarkt.

«In der gegenwärtigen Situation ist der Negativzins genauso wie unsere Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, ... unerlässlich», sagte Präsident Thomas Jordan gemäss Redetext an der Generalversammlung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die am Freitag in Bern stattfindet.

Nur mit den ungeliebten Negativzinsen und den Währungskäufen könne die SNB in der Schweiz die Zins- und Wechselkursbedingungen aufrechterhalten. Und das ist wiederum nötig, um die Hauptaufgabe der Nationalbank zu erfüllen: Preisstabilität zu gewährleisten und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung zu tragen. «Hielten wir den Negativzins zur Erfüllung unseres Mandats nicht für absolut notwendig, würden wir auf ihn verzichten», sagte Jordan.

Angst vor teurerem Franken

SNB-Chef Jordan ist sich sicher, dass der Negativzins wichtig war, um die Schweizer Wirtschaft «gut durch eine schwierige Zeit» zu führen. Und er trage auch heute noch entscheidend dazu bei, dass sich die Schweizer Wirtschaft gut entwickle, auch wenn weltweit viele Unsicherheiten bestehen würden.



Vor den Aktionären stellte Jordan dann die (rhetorische) Frage, ob es den Bürgern in der Schweiz ohne den Negativzins besser gehen würde. Nicht überraschend kommt er zum Schluss, dass dem nicht so wäre.

Jordan ist sich darum sicher: «Eine Aufhebung des Negativzinses würde der Schweizer Wirtschaft heftig zusetzen». Die kurzfristigen Zinsen in der Schweiz lägen dann wieder höher als in anderen Ländern, was Anlagen in Franken deutlich attraktiver machen würde.

Fliessen wieder grosse Beträge in Franken-Anlagen, würde der Kurs der Währung erneut stark steigen. Das wiederum hätte schlechte Auswirkungen auf die Wirtschaftsdynamik der Schweiz, würde die Arbeitslosigkeit erhöhen und die Teuerung in den negativen Bereich drücken, folgert Jordan.

Kaum Auswirkungen für Pensionskassen

Unter dem Strich würde ein Ende der Negativzinsen die Lage von Sparern, Pensionskassen, Lebensversicherungen und Banken kaum verbessern. Denn fielen sie weg, gerieten die Gewinnaussichten der Unternehmen stattdessen wegen der abgeschwächten Konjunktur unter Druck.

Ausserdem würden sich die Kapitalmarktzinsen wegen den verschlechterten Wirtschaftsaussichten «wenig verändern», auch wenn die kurzfristigen Zinsen in der Schweiz nicht mehr negativ wären.

Gleiches gilt laut Jordan auch für den Immobilienmarkt. Zwar könnte eine Aufhebung des Negativzinses die Dynamik hier etwas dämpfen. Da sich jedoch am tiefen Zinsniveau wenig ändern würde, bliebe die Wirkung beschränkt. Alles in allem kommt der höchste Schweizer Währungshüter zum Schluss: «Die Aufhebung des Negativzinses in der heutigen Situation wäre nicht im Gesamtinteresse unseres Landes.»

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