Heikle Russland-Geschäfte Schweizer Banken betreuten Gelder von Putin-Vertrauten

SDA/phi

14.9.2023 - 11:44

Die Bank Julius Bär will sich an die Vorschriften gehalten haben.
Die Bank Julius Bär will sich an die Vorschriften gehalten haben.
Symbolbild: Keystone

Der Bank Julius Bär, aber auch den Privatbanken Pictet, Lombard Odier und Reyl wird vorgeworfen, sich auf Geschäfte mit fragwürdigen Personen aus Wladmir Putins Umfeld eingelassen zu haben.

Keystone-SDA, SDA/phi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Geleakte Dokumente zeigen angeblich, dass die Bank Julius Bär sowie die Privatbanken Pictet, Lombard Odier und Reyl Geschäfte mit Personen aus Wladimir Putins Umfeld gemacht haben.
  • Zum einen geht es um den früheren Minister Leonid Reiman und die Tochter des Oligarchen Alexander Ponomarenko.
  • Julius Bär betont, sich stets an die Regeln zu halten.

Schweizer Banken haben laut einer Recherche des «Tages-Anzeigers» trotz Sanktionen und Geldwäscherei-Vorwürfen Geschäftsbeziehungen mit hohen russischen Beamten und Putin-Vertrauten geführt. Im Zentrum der Berichterstattung steht die Bank Julius Bär, aber auch die Privatbanken Pictet, Lombard Odier und Reyl finden in den geleakten Dokumenten Erwähnung.

Laut dem Bericht hat Julius Bär unter anderen Leonid Reiman bis 2021 als Kunden betreut. Reiman habe dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bis 2008 als Minister für Information und Kommunikation und anschliessend bis 2010 als Berater gedient. Laut einem international anerkannten Gericht soll sich Reiman in den 2000er-Jahren an russischen Staatsvermögen bereichert haben.

26. April 2006 im sibirischen Tomsk: Russland Präsident Wladimir Putin stellt der deutschen Kanzlerin Angelas Merkel seinen Minister Leonid Reiman vor. Im Hintergrund: die heutige Präsidenten der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. Damals war sie Familienministerin.
26. April 2006 im sibirischen Tomsk: Russland Präsident Wladimir Putin stellt der deutschen Kanzlerin Angelas Merkel seinen Minister Leonid Reiman vor. Im Hintergrund: die heutige Präsidenten der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. Damals war sie Familienministerin.
KEYSTONE

Das Gericht habe Geldwäscherei in grossem Stil festgestellt, so der Bericht weiter. Trotz der schweren Geldwäscherei-Vorwürfen und der Nähe zum Putin-Regime hätten die Julius-Bär-Banker mit Reiman weitere Geschäfte betrieben. Die Zahlen dazu stammen aus einem neuen Datenleck vom Zürcher Finanzplatz.

«Julius Bär hält sich an alle Gesetze»

Die Bank Julius Bär kommentiert die im «Tages-Anzeiger» erhobenen Vorwürfe nicht. «Vermeintliche oder tatsächliche Kundenbeziehungen kommentieren wir grundsätzlich nicht», schreibt eine Sprecherin der Bank auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. «Julius Bär hält sich an alle Gesetze und Vorschriften, die für ihre Geschäftstätigkeit gelten», heisst es in der Stellungnahme weiter.

Die geheimen Daten zeigen: Spätestens 2008, gerade nach seinem Wechsel vom Minister zum Präsidentenberater, wurde Reiman Kunde bei Julius Bär und sein Vermögen auf den Zürcher Konten wuchs in den Folgejahren auf über 30 Millionen Euro an. Allein 2010 seien auf den Reiman-Konten (Durchlauf-)Zahlungen von über 140 Millionen dokumentiert.

Weiter habe der Russe im Jahr nach dem Einmarsch russischer Truppen auf der Krim 2014 bei Julius Bär ein Anlageportfolio über 8 Millionen US-Dollar eröffnet. Zudem seien von den Reiman-Konten in den Jahren 2011 bis 2019 Zahlungen von über 13 Millionen Euro an eine italienische Firma getätigt worden, die den Namen eines italienischen Reiman-Weinguts trug.

Ponomarenko-Gelder auf Schweizer Konten

In der weiteren Berichterstattung zu russischen Geldern auf Schweizer Konten schreibt der «Tages-Anzeiger» auch über die Familie von Alexander Ponomarenko, Chef der Firma Moswodokanal, die Front-Soldaten mit Kriegsmaterial ausrüstet.

Die Datenlecks zeigten, dass die Tochter von Ponomarenko und seine langjährige Lebensgefährtin auch während des Kriegs Millionen an Geldern in der Schweiz bunkerten, heisst es. Ende 2022 seien im Kreise der Ponomarenko-Familie auf Konten der Bank Reyl, Julius Bär und Pictet rund 40 Millionen Dollar gehortet worden, schreibt der «Tages-Anzeiger».

Die langjährige Partnerin soll im November 2022 bei Julius Bär ein Portfolio im Umfang von knapp 26 Millionen Dollar gehalten haben, dazu lagen bei Pictet weiter rund 4,5 Millionen. Die Tochter besass 9,5 Millionen Dollar auf einem Konto bei der Bank Reyl und 140'000 Dollar bei Julius Bär.