Coronavirus Experten zweifeln an Modernas Impfstoff

SDA/Reuters/dor

20.5.2020 - 03:27

Impfstoffexperten melden Zweifel an der Wirksamkeit des Corona-Impfstoffkandidaten von Moderna an. Der Basler Pharmazulieferer Lonza produziert den Wirkstoff für die Impfung des amerikanischen Biotechunternehmens. Lonza investiert Millionen in die Produktion.

Ein Medienbericht weckt Zweifel an der potenziellen Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs, an dem das amerikanische Unternehmen Moderna Therapeutics derzeit arbeitet. Die vorgelegten Zwischenergebnisse würden keine kritischen Daten liefern, die zur Bewertung der Wirksamkeit nötig seien.

Dies berichtet der auf den Gesundheitssektor spezialisierte US-Nachrichtendienst Stat News in der Nacht auf Mittwoch unter Berufung auf Experten. Der Bericht belastete umgehend die Moderna-Aktien. Am Montag waren sie um 20 Prozent nach oben geschossen, nachdem die Firma über ermutigende Zwischenergebnisse bei klinischen Studien für ihren Impfstoffkandidaten berichtet hatte.

Der Verwaltungsratspräsident und Konzernchef ad interim des Basler Pharmazulieferers Lonza, Albert Baehny, stellte in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» vom Mittwoch zudem klar, dass sein Unternehmen nicht den Impfstoff, sondern die aktive pharmazeutische Zutat, also den Wirkstoff, für Moderna produziere. Der Wirkstoff gehe dann zu einer anderen Firma, wo er mit anderen Zutaten kombiniert und die Impfung fertiggestellt und abgefüllt werde. «Bislang sind nur Resultate von Phase 1 da», sagte er weiter. Die Phase 1 ist eine klinische Studie, bei der ein Wirkstoffkandidat, der zuvor nur an Tieren getestet wurde, erstmalig an gesunden Freiwilligen testet. Das Hauptziel liegt dabei in der Evaluation von Aufnahme des Wirkstoffs, Verträglichkeit und Sicherheit.

Der Lonza-Konzern hat klargestellt, dass er für das Unternehmen Moderna einen Wirk-, aber nicht den Impfstoff für eine mögliche Coronavirus-Impfung herstelle. (Symbolbild)
Der Lonza-Konzern hat klargestellt, dass er für das Unternehmen Moderna einen Wirk-, aber nicht den Impfstoff für eine mögliche Coronavirus-Impfung herstelle. (Symbolbild)
Keystone

Lonza investiere Millionen, ohne zu wissen, ob der Impfstoff funktionieren werde. «Das ist eine Art Wette», sagte Baehny. «Und da sollte man als Schweizer sehen, dass wir unsere soziale Verantwortung wahrnehmen, und uns danken.»



Lonza hofft auf Endresultate bis Ende 2020

Lonza hofft laut Baehny auf Endresultate per Ende Jahr, sodass der Schweizer Konzern dann Anfang nächsten Jahres mit der Produktion beginnen könne. «Aber Moderna hat die Verantwortung», führte der 67-jährige Manager weiter aus. Der Wirkstoff sei zwar die kritischste Komponente, aber Lonza besitze den Impfstoff eben nicht, betonte Baehny weiter. Es sei die alleinige Verantwortung des in Cambridge (Massachusetts) ansässigen Biotechnologieunternehmens, zu entscheiden, an wen die Impf-Präparate verkauft würden, sagte er. Moderna wurde 2010 gegründet und hat noch kein Produkt auf den Markt gebracht, was angesichts der jahrelangen Entwicklung von marktreifen Medikamenten und Impfstoffen normal ist.

Es sei daher denkbar, dass es nach Fertigstellung des Impfstoffes zu Verteilungskonflikten komme. Auf die Frage, ob die Schweiz nicht gefordert habe, dass der Impfstoff fair verteilt werden müsse, sagte der Manager, dass die Gespräche mit dem Bundesrat und dem Bundesamt für Gesundheit BAG diesbezüglich noch liefen. Die Schweizer Behörden seien aber über alles bestens informiert, sagte Baehny.

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