Inkassoterror trotz ausbleibender Leistung Beauty-Firma geht pleite – Aargauerin wird dennoch betrieben

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27.5.2025 - 14:16

Die Beautykette Hair & Skin musste in Konkurs gehen – so auch die Filiale in Luzern.
Die Beautykette Hair & Skin musste in Konkurs gehen – so auch die Filiale in Luzern.
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Nach dem Konkurs der Beautykette Hair & Skin erhalten ehemalige Kunden Betreibungen für nicht erbrachte Leistungen. Ein Fall zeigt, wie eine Kundin erfolgreich gegen die Forderung vorging.

Dominik Müller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine Kundin bleibt nach dem Konkurs der Firma Hair & Skin Medical AG ohne Behandlung, wird für ausstehende Rechnungen aber trotzdem betrieben.
  • Dabei handelt es sich offenbar nicht um einen Einzelfall.
  • Die zuständige Betreibungsfirma besteht auf der rechtlichen Gültigkeit der Forderungen.

Im Juli 2024 hatte sich Sonja Hähne aus dem aargauischen Baden für 16 Haarbehandlungen bei der Firma Hair & Skin Medical entschieden, um volleres Haar zu bekommen. Die Kosten von 7000 Franken sollten in Raten von 210 Franken an die Inkassofirma MF Group gezahlt werden – sie treibt für Hair & Skin offene Schulden ein.

Doch nach der ersten Behandlung ging die Firma in Konkurs, Hähne erhielt keine weiteren Behandlungen. Das hielt das Unternehmen aber nicht davon ab, Mahnungen und schliesslich eine Betreibungsandrohung für den Restbetrag zu schicken, wie der «Beobachter» berichtet.

Auf der Rechnung standen demnach zusätzlich fast 1000 Franken für Verzugsschaden, Zinsen und «Bonitätsprüfungskosten», ausgestellt vom Inkassobüro Infoscore. Hähne schaltete ihre Rechtsschutzversicherung ein – und reichte letztlich erfolgreich Rechtsvorschlag ein. Nach einem Dreivierteljahr war der Fall für sie abgeschlossen.

Kein Einzelfall

Hähne ist offenbar nicht die einzige Betroffene. Rund ein Dutzend Personen wandten sich an das «Beobachter»-Beratungszentrum, um sich über die Inkassomethoden im Namen von Hair & Skin zu beschweren. Einige berichteten, dass ein Anwaltsbüro Druck ausübte, um den Rechtsvorschlag zurückzuziehen.

Die MF Group habe von den Kunden, die vermeintlich noch Geld schulden, den Vertrag mit Hair & Skin als Beweis dafür gefordert, dass die Betreibung unbegründet ist. Allerdings haben viele, darunter Hähne, nie einen Vertrag erhalten. Laut Gesetz ist hingegen derjenige, der Gold fordert, in der Bringschuld und muss nachweisen, dass der Betrag geschuldet ist.

MF Group und Infoscore sind Teil der deutschen Riverty-Gruppe, die zum Bertelsmann-Konzern gehört. Die Riverty-Pressestelle erklärt auf Anfrage des «Beobachters», dass die Forderungen rechtlich unabhängig vom Konkurs bestehen und weiterhin geschuldet sind. Sie betonen, dass bei Nachweis der nicht erbrachten Behandlung die Forderung storniert würde.


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