Er steckt hinter einem Mega-DealEin Milliardär greift im Schatten Trumps nach der Macht
Noemi Hüsser
10.10.2025
Larry Ellison ist Mitgründer von Oracle und einer der einflussreichsten Tech-Milliardäre der USA.
Keystone
TikTok soll US-amerikanisch werden. Hinter Trumps Deal steht ein Mann, den kaum jemand kennt: Larry Ellison. Er agiert im Hintergrund, doch sein Einfluss reicht bis ins Weisse Haus – und weit darüber hinaus.
US-Präsident Donald Trump erleichtert die Übernahme von TikTok durch US-Investoren, wobei Oracle-Gründer Larry Ellison eine Schlüsselrolle spielen könnte.
Larry Ellison ist einer der reichsten Männer der Welt. Er baut seit Jahren gezielt politischen Einfluss auf, insbesondere im Umfeld Trumps.
Ellisons wachsende Macht zeigt sich auch durch seine Beteiligung an Medien, Technologie und Politik – Medien bezeichnen ihn bereits als «Schattenpräsidenten der USA».
Für viele stand die Welt kurz still, als TikTok im Januar in den USA für ein paar Stunden offline war. Die chinesische Mutterfirma ByteDance hatte sich zuvor geweigert, TikTok zu verkaufen, wie es wegen Sicherheitsbedenken gefordert war. Doch US-Präsident Donald Trump verlängerte kurz nach der Deaktivierung die Frist für einen solchen Deal – und TikTok war wieder online.
Ende September unterzeichnete Trump nun eine Anordnung, die den Deal erleichtern soll. So soll ByteDance, die Mutterfirma von TikTok, weiterhin 20 Prozent von TikTok halten, während US-Investoren 80 Prozent bekommen sollen. Offiziell ist noch unklar, wer genau am Deal beteiligt ist. Bei der Unterzeichnung des Abkommens meinte Trump jedoch, dass Oracle und dessen Mitgründer Larry Ellison eine «grosse» Rolle spielen werden.
Larry Ellison ist der zweitreichste Mann der Welt, doch im Gegensatz zu Elon Musk, der auf der Rangliste vor ihm steht, hält er sich oft bedeckt. Doch der Einfluss des unscheinbaren Ellisons reicht sowohl ins Weisse Haus als auch bis nach Hollywood.
Der 81-Jährige ist Mitgründer von Oracle, einem Unternehmen für Datenbanksysteme und Geschäftsanwendungen. 41 Prozent der Firma gehören ihm. Bis 2014 führte er sie als CEO, heute ist er Chief Technology Officer und Verwaltungsratspräsident.
Ellison kam 1944 in New York zur Welt. Seine alleinerziehende Mutter gab ihn nach wenigen Monaten an ihre Tante und deren Ehemann in Chicago, die ihn adoptierten. In seiner Jugend brach er zweimal ein Studium ab und lernte dann selbständig das Programmieren. Er zog nach Kalifornien und arbeitete als Programmierer, 1977 gründete er Oracle. 16 Jahre später war er Milliardär.
Zum geradezu absurden Reichtum katapultierte ihn dann aber erst der KI-Boom. Oracle schloss milliardenschwere Verträge mit OpenAI, Meta und Nvidia. Im Jahr 2020 schätzte «Forbes» sein Vermögen auf rund 59 Milliarden Dollar – heute sind es laut dem Wirtschaftsmagazin 347 Milliarden Dollar.
Als Milliardär entdecke Ellison die Macht
Mit seinem Geld unterstützte er immer auch Politiker: 2002 noch den Demokraten Bill Clinton, im Präsidentschaftswahlkampf 2016 wechselte er dann die Seite und unterstützte Marco Rubio, Republikaner und direkter Gegner von Trump. Seit 2020 steht er hinter Trump. Für dessen zweite Präsidentschaftskandidatur organisierte er einen Spendenabend, erschien dort aber selbst nicht.
Ellison gilt zudem als prominente pro-israelische Stimme – er pflegt ein enges Verhältnis zum israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu, mit dem er seit Jahren befreundet ist. 2017 hat Ellison laut dem «Guardian» 16,6 Millionen Dollar an die Organisation «Friends of the Israel Defense Forces» gespendet, die Programme zur Unterstützung israelischer Soldat*innen finanziert.
Kurz nach Trumps zweitem Amtsantritt trat Ellison dann auch öffentlich mit Trump in Erscheinung. Im Januar 2025 verkündeten sie gemeinsam mit anderen Tech-CEOs die Gründung des Unternehmens Stargate, das die Infrastruktur für künstliche Intelligenz in den Vereinigten Staaten ausbauen soll. «Im Fall von Larry geht es weit über Technologie hinaus – er ist sozusagen der CEO für alles», sagte Trump bei dem Event laut CNN über Ellison.
US-Präsident Donald Trump mit SoftBank-CEO Masayoshi Son, Larry Ellison, und OpenAI-CEO Sam Altman (v.l.n.r) im Januar 2025 im Weissen Haus.
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Und tatsächlich: Ellisons Einfluss geht weit über die Politik hinaus. 2012 kaufte er die hawaiianische Insel Lanai für fast 300 Millionen Dollar. Er besitzt auch ein Tennisturnier und ein Segelteam, mit dem er 2010 und 2013 den America's Cup gewann. 2022 investierte er eine Milliarde Dollar in Elon Musks Twitter-Takeover. Einfach, weil es «Spass machen würde», wie die «New York Times» schreibt.
Ellison besitzt auch 50 Prozent der Produktionsfirma Skydance, die sein Sohn David Ellison gründete und führt. Im August 2025 fusionierte Skydance mit Paramount und übernahm damit auch den Fernsehsender CBS. Als Nächstes wollen die Ellisons mit Skydance den Konzern Warner Bros. übernehmen.
Vor ein paar Tagen gab Skydance bekannt, die konservative Journalistin Bari Weiss zur Chefredakteurin von CBS zu berufen. Bari Weiss kündigte im Sommer 2020 bei der «New York Times», weil ihr deren Berichterstattung zu links war – und steht seither fast sinnbildlich für den Rechtsrutsch der US-Medien.
«Schattenpräsident der USA»
Und nun also TikTok. Eigentlich ist die Übernahme der App durch Ellisons Firma Oracle nur der nächste logische Schritt. Oracle hostet nämlich bereits seit 2020 die US-Daten der App auf seinen Cloud-Servern. Aber eben: still, im Hintergrund. Jetzt aber wird aus dem Schattenprojekt ein Symbol: für die immer engere Allianz zwischen Trump und der Tech-Industrie.
Eine Annäherung, in deren Zentrum Larry Ellison steht – der Mann, über den 1997 eine Biografie erschien mit dem Titel: «Der Unterschied zwischen Gott und Larry Ellison? Gott glaubt nicht, dass er Larry Ellison ist.» Und den das Magazin «Wired» im September 2025 als «Schattenpräsidenten der USA» bezeichnete.
«Wenn ich es zu 100 Prozent MAGA machen könnte, würde ich es tun», sagte Trump bei der Unterzeichnung der Anordnung über TikTok noch. Und weiter: «Aber leider wird es so nicht funktionieren.» Mit Larry Ellison an seiner Seite könnte er diesem Ziel allerdings so nah kommen wie nie zuvor.
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US-Präsident Donald Trump hat mit einer Verordnung den Weg für den Verkauf des US-Geschäfts von TikTok an eine Gruppe von US-Investoren freigemacht. Die am Donnerstag unterzeichnete Anordnung stellt fest, dass der Plan die nationalen Sicherheitsanforderungen eines Gesetzes aus dem Jahr 2024 erfüllt. Die neue US-Firma werde mit rund 14 Milliarden Dollar bewertet, sagte Vizepräsident JD Vance und nannte damit erstmals einen Preis für die populäre Video-App. Sie werde komplett amerikanisch betrieben, sagte Trump.