Medienberichte «Mall of Switzerland»: Krise statt Kaufrausch

Nicolai Morawitz

9.7.2018

Verfehlte Umsatzziele, teils noch leerstehende Ladenflächen und fehlende Strahlkraft: Das erst im November eröffnete Shoppingcenter «Mall of Switzerland» soll in der Krise stecken.

Das zweitgrösste Shopingcenter Schweiz im luzernischen Ebikon hat 450 Millionen Franken gekostet. Rund neun Monate nach der Eröffnung zeigt sich, dass einzelne Mieter der 65'000 Quadratmeter grossen Mall nur einen Viertel des geplanten Jahresumsatzes erzielen. Das berichtet die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf einen Informanten.

Eine neue Projektgruppe soll demnach nun Wege für eine andere Nutzung der noch unvermieteten 3000 Quadratmeter aufzeigen. Darauf hätten die Investoren aus Abu Dhabi gedrängt. Mall-Chef Jan Wengeler erklärte, für die Ladenflächen im Attikageschoss würden Konzeptanpassungen erarbeitet. Parallel dazu führe man Gespräche mit potenziellen Interessenten. Ebenfalls prüfe man eine Zwischennutzung. Weil bereits Mieter abgesprungen sind, gewährt das Einkaufszentrum der Zeitung zufolge bestehenden Geschäften Mietzinssenkungen, um sie zu halten.

Internet macht Shoppingcentern Konkurrenz

Gut ein halbes Jahr nach der Eröffnung schon Umnutzungs­pläne: Damit erhalten die Skeptiker recht, welche die Probleme bei dem 2005 lancierten gigantischen Projekt von Anfang an haben kommen sehen. Die «Mall of Switzerland» ist scheinbar zu gross und der Standort in Ebikon für solche Dimensionen der falsche. 

Die Lage im Schweizer Detailhandel hat sich zudem in den drei Jahren vor der Eröffnung der Mall drastisch geändert: Während die Gesamtumsätze der Branche rückläufig waren, legte der Onlinehandel zu – allein im vergangenen Jahr um 8,7 Prozent auf 8,6 Milliarden Franken. Diese Verlagerung des Geschäfts ins Internet bekommen nun auch die Shoppingcenter schmerzhaft zu spüren.

Neue Indoor-Surfwelle im Herbst

Am 13. September soll die schon lange erwartete Indoor-Surfwelle im Center eröffnet werden. «Wir haben eine hervorra­gende Betreiberin gefunden», sagte Jan Wengeler gegenüber der «SonntagsZeitung». Der deutsche Unternehmer Jochen Schweizer ist dabei aber offenbar nicht mehr mit im Boot.

Einige Pop-Up-Stores haben die Mall unterdessen auch schon wieder verlassen - sie hatten sich allerdings ohnehin nur für die Anfangszeit eingemietet. Der US-Hersteller von Elektroautos Tesla blieb immerhin länger als ursprünglich geplant.

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