Geschäftszahlen geschönt?Migros reicht Klage gegen Gründer eigener Tochterfirma ein
Sven Ziegler
18.2.2025
Migros hat Bestsmile 2022 übernommen.
sda
Nach der Übernahme der Zahnkorrektur-Kette Bestsmile durch die Migros eskaliert der Streit: Der Detailhändler klagt gegen die Gründer, während diese die Vorwürfe als haltlos abtun. Nun muss das Gericht entscheiden.
Der Streit um die Übernahme des Zahnkorrektur-Start-ups Bestsmile durch die Migros erreicht einen neuen Höhepunkt: Der Schweizer Detailhändler hat eine Klage gegen die Gründer des Unternehmens eingereicht.
Bestsmile, gegründet von Ertan Wittwer, Philip Magoulas und Marcel Kubli, wurde 2022 vollständig von der Migros übernommen. Doch nach der Überprüfung der Geschäftsbücher kamen Zweifel auf: Die Migros wirft den Gründern vor, die Finanzzahlen vor dem Verkauf geschönt zu haben, um einen höheren Kaufpreis zu erzielen.
Die Zahnklinik-Kette, die einst 50 Millionen Franken Umsatz machte, wurde Ende Januar 2025 liquidiert – alle Filialen sind mittlerweile geschlossen, alle Mitarbeitenden entlassen. Laut Marktbeobachtern soll die Migros rund 100 Millionen für Bestsmile bezahlt haben – deutlich zu viel, wie sich nun zeigen soll.
Künstliche Aufblähung der Zahlen?
Migros-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir bestätigte die Klage gegenüber CH Media indirekt, wollte aber keine weiteren Details nennen. Für Ertan Wittwer kam die Nachricht überraschend: «Wir haben bis jetzt keine Information von der Migros oder von einem Gericht über eine Klage», sagte er und kritisierte, dass er über die Medien davon erfahren musste.
Die Migros soll laut Insidern das Gefühl haben, beim Kauf übervorteilt worden zu sein. Wittwer hingegen betont, dass Bestsmile zum Zeitpunkt der Übernahme ein erfolgreiches Unternehmen gewesen sei. Die Vorwürfe seien «absurd», insbesondere da der Geschäftsabschluss von der Revisionsgesellschaft BDO geprüft und bestätigt worden sei.
Besonders umstritten ist die Frage, ob die Umsatz- und Gewinnzahlen kurz vor dem Verkauf künstlich aufgebläht wurden. Wittwer verweist darauf, dass die Migros durch ihren Vertreter im Verwaltungsrat stets Zugang zu allen Zahlen gehabt habe und eine umfassende Prüfung vor dem Kauf durchgeführt worden sei.
Nun geht es vor Gericht vor allem ums Geld – wie viel genau, bleibt unklar. Sicher ist nur, dass die beiden Parteien keine gütliche Lösung gefunden haben und ein Richter das letzte Wort haben wird.
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