Relikt des Snowboard-Booms Otto's will die Modemarke Alprausch wieder flottmachen

smi

26.9.2024

Andy Tanner, hier neben seinem Sohn Timmy, hat seine Modemarke zum Verkauf angeboten. Otto's-Inhaber Marc Ineichen hat zugeschlagen.
Andy Tanner, hier neben seinem Sohn Timmy, hat seine Modemarke zum Verkauf angeboten. Otto's-Inhaber Marc Ineichen hat zugeschlagen.
Alprausch

Otto's-Inhaber Marc Ineichen hat die Markenrechte des Streetwear-Labels Alprausch gekauft. Er will die vor allem unter Snowboardern in den 2000er-Jahren beliebte Marke weiterentwickeln.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Marc Ineichen, Inhaber der Discounter-Kette Otto's, hat die Markenrechte des Schweizer Snowboard- und Streetwear-Brands Alprausch gekauft.
  • Alprausch war besonders in den 2000er-Jahren populär unter Snowboarder*innen. Inhaber Andy Tanner hat die Marke zum Kauf angeboten.
  • Restposten-König Ineichen will das nicht ganz günstige Streetwear-Label weiterentwickeln. 

Weiter können zwei Schweizer Marken fast nicht auseinander liegen: hier Alprausch, die Zürcher Streetwear von Snowboard-Pionier Andy Tanner, dort die Discounter-Kette Otto's.

Doch schon seit Frühling 2024 gehören die Markenrechte an Alprausch Marc Ineichen, Inhaber der Restposten-Läden mit dem Zeigefinger im Logo, wie die «Handelszeitung» herausgefunden hat. Der bisherige Inhaber hat sie zum Verkauf angeboten.

Kultmarke aus den 2000ern

Doch zuerst zu Alprausch, der Marke, die Schweizer*innen der Generation X in Erinnerung sein dürfte. Besonders jenen, die in den Neunzigern und 2000ern Snowboard gefahren sind. Selbst von Victoria Beckham ist ein Foto überliefert, das sie in einer Alprausch-Jacke im Schnee zeigt, wenn auch ohne Sportgerät.

Der geschäftstüchtige Andy Tanner, der schon die Surf-, Skate- und Snowboard-Läden namens Beach Mountain aufgebaut hatte, dehnte das Alprausch-Sortiment bald auf Alltagsmode aus.

Was den Zürcher auch auszeichnet: Er weiss, wann es Zeit ist, sich von einem Baby zu trennen. Die Ladenkette Beach Mountain hat er schon Mitte der Neunziger an Jelmoli verkauft, als der Snowboardsport in seiner Blüte stand.

Ende 2023 heisst es auf der Website von Alprausch plötzlich, die Marke mache eine ausgedehnte Sommerpause. Im März 2024 findet die «Handelszeitung» heraus, dass eine Marc Ineichen gehörende Firma als neuer Inhaber von Alprausch erscheint. Der Brand sei zum Verkauf gestanden, bestätigt Ineichen in der «Handelszeitung», also habe er zugeschlagen.

Vielleicht gibt's ein Alprausch-Caquelon

Jetzt hat der Herr über Otto's erstmals Auskunft darüber gegeben, was er mit Alprausch vorhat und wie er sich in einem höheren Preissegment etablieren will, als sich die Restposten-Läden bewegen.

Die neue Kollektion stammt bereits von einem Team des neuen Inhabers. Vorerst gibt es Alprausch-Mode nur online, er habe aber bereits Anfragen von Sportfachhändlern, erzählt Ineichen der «Handelszeitung». In ihren besten Jahren sei Alprausch in über 500 Shops in zehn Ländern erhältlich gewesen, zitiert die «Handelszeitung» einen Beitrag der NZZ von 2006. 

Er könne sich vorstellen, künftig nicht nur Textilien und Accessoires unter dem Label Alprausch zu vermarkten, sondern weitere Produkte «bis hin zum Fondue-Caquelon». Er sei fasziniert von den Emotionen, die die Marke auslöse – auch wenn es eher die über 40-Jährigen seien, die Alprausch überhaupt kennen.

Es sei ein kleines Team, das nun die ersten Schritte mit dem Label mache. Natürlich wollten sie etwas daraus machen. Das Rezept sei aber, einfach mal auszuprobieren, so der Unternehmer. Wenn es nicht klappe – was genau er darunter versteht, präzisiert Ineichen nicht – könne er den Ausverkauf über die eigenen Kanäle, also über Otto's steuern. Da bewegt er sich dann wieder auf seinem angestammten Terrain.

Und was macht Andy Tanner, der in naher Zukunft das Rentenalter erreicht? Den sozialen Medien zufolge hat er neben seiner seit Jahrzehnten betriebenen Event-Halle ein neues Projekt: Er nimmt online Aufträge für Leuchtschriften entgegen und produziert diese.