«Schweiz-Zuschlag» Bei Coop kostet ein Poulet dreimal so viel wie in Frankreich

tafi

21.1.2020

In der Schweiz sind die Preise für Lebensmittel deutlich höher als im Ausland. (Symbolbild)
In der Schweiz sind die Preise für Lebensmittel deutlich höher als im Ausland. (Symbolbild)
Keystone/Martin Ruetschi

Gleiches Produkt und Verpackung, aber dreimal so teuer: Dass ein Freiland Poulet in der Schweiz massiv mehr kostet als in Frankreich, bringt Coop in Erklärungsnöte – und illustriert den «Schweiz-Zuschlag» einmal mehr. 

«Wir werden dies mit unserem Lieferanten besprechen und überlegen, das Produkt nächstes Jahr nicht mehr in unser Sortiment aufzunehmen» – die Coop-Medienstelle gab sich gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» betont einsilbig.

Die Sendung hatte von einer Hörerin berichtet, die für ein Freiland-Poulet des gleichen Herstellers beim Coop im aargauischen Kaiseraugst 29,50 Franken pro Kilo hätte bezahlen müssen. Bei einem Detailhändler im nur 20 Minuten entfernten Saint-Louis, Frankreich, entdeckte sie dasselbe Produkt für gerade mal 8,65 Franken pro Kilogramm.

Das Poulet wurde in beiden Läden in identischer Verpackung des Herstellers «Les Fermiers de Loué» angeboten. Dass die Geflügelspezialität in der Schweiz fast dreieinhalbmal so teuer ist wie im Nachbarland, bringt Coop in Erklärungsnot. Eine Sprecherin bestätigte gegenüber SRF, dass das «Poulet Jaune» seit mehreren Jahren in der Vorweihnachtszeit im Coop-Sortiment war. Wie der hohe Preis zustande kam, erklärte sie jedoch nicht. So bleibt unklar, ob nur der Lieferant dafür verantwortlich ist.



Volksinitiative gegen «Schweiz-Zuschlag»

Ein Einzelfall ist dieses «Poulet-Gate» mitnichten. Die Preise für Lebensmittel sind in der Schweiz generell etwa 1,6 Mal so hoch wie im EU-Durchschnitt, für Fleisch zahlen Herr und Frau Schweizer gar 2,3 Mal so viel. Nicht verwunderlich, dass die Initiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise» zuletzt eine hohe Zustimmungsrate erfuhr.

Die Initianten, darunter die Stiftung für Konsumentenschutz, Gastrosuisse und der Wirtschaftsverband Swissmechanic, haben dem «Schweiz-Zuschlag» den Kampf angesagt. Sie wollen unterbinden, dass Hersteller und Lieferanten mit der Kaufkraft der Schweizer gehörig Kasse machen.

Eine Anfang Jahr vorgestellte repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts GFS Zürich, über die unter anderem die Landwirtschaftszeitung «Schweizer Bauer» online berichtet hat, zeigt, dass die Initiative in der Bevölkerung grossen Rückhalt findet. Demnach befürworten 68 Prozent der Befragten das zentrale Anliegen und wollen das «Wettbewerbsrecht gegen ungerechtfertigte Preiszuschläge für Schweizer Kundinnen und Kunden stärken». 20 Prozent teilen das Anliegen nicht, zwölf Prozent sind noch unentschlossen.

Bundesrat will Preisdiskriminierungen eindämmen

Dem Bundesrat gehen die Vorschläge der «Fair-Preis-Initiative» zwar zu weit, aber auch Bern will den hohen Preisen in der Schweiz an den Kragen. Unternehmen, die Waren im Ausland beziehen, sollen keinen «Schweiz-Zuschlag» mehr bezahlen müssen.



Mit einem indirekten Gegenvorschlag zur Initiative will der Bundesrat Unternehmen verpflichten können, Firmen in der Schweiz auch über Lieferkanäle im Ausland zu beliefern. Damit werde ungerechtfertigten Preisdiskriminierungen konsequent entgegengetreten. Die geplante Änderung des Kartellgesetzes nimmt das von der Initiative vorgeschlagene Konzept der relativen Marktmacht auf, begrenzt es aber auf die Abschottung des Schweizer Marktes.

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