Die französisch-japanische Autoallianz von Renault, Nissan und Mitsubishi wechselt vor dem Hintergrund der Corona-Krise und wegen Absatzeinbrüchen ihre Strategie.
Rentabilität und milliardenschwere Kostensenkungen stehen nun im Vordergrund, machte Renault-Präsident Jean-Dominique Senard am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz deutlich. Mit einer besseren Zusammenarbeit könnten Kosten für neue Automodelle um bis zu 40 Prozent sinken.
Das Bündnis mit über zehn Millionen Autos im Jahr verabschiedet sich damit endgültig von der Ära des früheren Autobosses Carlos Ghosn. Er hatte die Allianz geschmiedet und vor allem auf hohe Absatzzahlen getrimmt. Ghosn stürzte das Bündnis dann in eine schwere Krise – denn der Automanager wurde Ende 2018 wegen Vorwürfen in Japan festgenommen. Er flüchtete später unter dubiosen Umständen in den Libanon.
___ Arbeitsteilung
Die neue Strategie zieht Führungsrollen der jeweiligen Partner für Fahrzeugklassen, Technologien und Regionen vor. So soll Nissan für selbstfahrende Fahrzeuge verantwortlich sein. Renault ist bei den Regionen unter anderem für Europa und Nordafrika zuständig.
Senard erteilte einem Zusammenschluss der Partner eine Absage: «Wir brauchen keine Fusion, um effizient zu sein.» Renault hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan, in der Vergangenheit war immer wieder über einen Zusammenschluss spekuliert worden. Die Allianz lag beim Absatz 2019 weltweit hinter den Branchenriesen VW und Toyota.
Sowohl Renault als auch Nissan sind in Turbulenzen geraten. Renault braucht im Heimatland einen staatlich garantierten Kredit von fünf Milliarden Euro. Der Autobauer wird am Freitag einen Sparplan von zwei Milliarden Euro präsentieren – laut Medien könnten in Frankreich bis zu 5'000 Stellen abgebaut und Werke geschlossen werden. Renault nahm bisher dazu keine Stellung.
___ Massiver Abbau bei Nissan
Auch Nissan geht es nicht gut – am Donnerstag wird der Konzern seine Jahresbilanz vorlegen, und die dürfte düster aussehen. Nissan teilte bereits im vergangenen Sommer mit, dass 12'500 der rund 140'000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Nach einem unbestätigten japanischen Medienbericht sind sogar 20'000 Jobs gefährdet.
Der Experte Ferdinand Dudenhöffer beurteilt die neue Strategie der Autopartner eher skeptisch. Unter Ghosn habe die Allianz lange funktioniert, weil einer für alle Allianzpartner an der Spitze gestanden habe. «Der grosse Nachteil der Allianz bleibt», sagte Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur: «Es ist eine Zusammenarbeit, die eben komplizierter und von den Entscheidungen langsamer ist als ein klassischer Konzern.»
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