Raiffeisen-Chef Patrik Gisel erhält weiterhin Rückhalt: Nach dem Rücktritt von Raiffeisen-Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm hat der interimistische Präsident Pascal Gantenbein Gisel an einer Medienkonferenz in Zürich sein vollstes Vertrauen ausgesprochen.
Der abtretende Raiffeisen-Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm will derweil mit seinem Rücktritt ermöglichen, dass die Vergangenheit "unbelastet abgeklärt werden kann": "Viele Genossenschafter und Kunden sind irritiert, enttäuscht und frustriert über das, was zu Tage getreten ist", sagte Rüegg-Stürm.
Er habe überlegt, wie die aktuelle Krise beigelegt werden könne und wolle mit diesem Schritt nun Verantwortung übernehmen. "Wir setzen ein Zeichen, dass wir die Situation nutzen, um die Zukunftsfähigkeit zu stärken", sagte Gantenbein.
Raiffeisen hatte am Donnerstagabend bekannt gegeben, dass Rüegg-Stürm sein Amt per sofort niederlege. Begründet wurde dieser Schritt mit den jüngsten Entwicklungen in Zusammenhang mit dem eingeleiteten Strafverfahren gegen den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz sowie dem noch immer laufenden Verfahren der Finanzmarktaufsicht Finma gegen Raiffeisen Schweiz.
Angesichts dessen sei "dies ein wichtiger Schritt, um die Glaubwürdigkeit von Raiffeisen Schweiz langfristig zu erhalten", hiess es in der Mitteilung vom Donnerstagabend.
Rüegg-Stürm mache den Weg frei, um den Verwaltungsrat der drittgrössten Bank der Schweiz zu erneuern. Der 1961 geborene HSG-Professor präsidierte den Verwaltungsrat im 50-Prozent-Pensum seit 2011. Ins Gremium berufen wurde er 2008.
Der interimistische Nachfolger Gantenbein wurde 2017 als unabhängiges Mitglied in das Aufsichtsgremium von Raiffeisen Schweiz gewählt. Gantenbein, Professor für Finanzmanagement an der Universität Basel, ist zuvor vom Verwaltungsrat zum Vizepräsidenten ernannt worden.
Vorwurf der persönlichen Bereicherung
Rüegg-Stürm hatte noch vergangenen Sonntag in einem Zeitungsinterview gesagt, er wolle zwei weitere Jahre als Präsident antreten. Das gegenwärtige Management mit Raiffeisen-Chef Gisel nahm er in Schutz und bestritt, dass der Verwaltungsrat zu wenig genau hingeschaut habe.
Vincenz sitzt seit letzter Woche in Untersuchungshaft. Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher ungetreuer Geschäftsbesorgung. Vincenz soll bei Firmenübernahmen der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Investmentgesellschaft Investnet ein Doppelspiel gespielt und persönlich abkassiert haben. Aduno reichte im letzten Dezember Anzeige ein.
Zuvor hatte Ende Oktober die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ein Verfahren zu Corporate-Governance-Themen gegen Raiffeisen eingeleitet.
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