«Grenzt an Erpressung» SBB wollen Preise erhöhen – dann knallt es hinter verschlossenen Türen

Sven Ziegler

15.2.2025

Bei den SBB knallt es hin
Bei den SBB knallt es hin
sda

SBB Cargo will die Preise massiv erhöhen. Bei einem Treffen mit Grosskunden eskalierte die Situation, nun prasselt heftige Kritik auf die Bahngesellschaft ein.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • SBB Cargo erhöht die Preise im Wagenladungsverkehr teils um bis zu 300 Prozent
  • Kunden wie ACTS kritisieren das Vorgehen als erpresserisch und rücken von der SBB ab
  • Die SBB streichen 80 Stellen und planen bis 2030 weitere drastische Einsparungen

Ein Treffen zwischen der SBB-Führung und wichtigen Kunden aus der Transport- und Wirtschaftswelt, darunter Holcim und Nestlé, führte zu einem handfesten Eklat. Hintergrund sind massive Preiserhöhungen bei SBB Cargo, die bei den Verladern auf vehemente Ablehnung stossen. Verkehrsminister Albert Rösti war von den Kunden eingeschaltet worden, weil sie um den Schienengütertransport in der Schweiz fürchteten.

Laut «NZZ» war die Stimmung beim Treffen angespannt. Vor allem der Auftritt von SBB-Cargo-Chef Alexander Muhm sorgte für Unmut. Er lehnte Verhandlungen mit einem kleineren Kunden kategorisch ab und stellte anderen ein Ultimatum: Wer bis Ende März keine Einigung bei den Preisen finde, müsse mit eingestellten Fahrten rechnen. SBB-CEO Vincent Ducrot hielt sich zurück – sein Schweigen löste laut Bericht Irritation aus.

Mitte-Präsident Gerhard Pfister, der die Zementindustrie vertrat, platzte schliesslich der Kragen. Er warf der SBB-Führung Arroganz vor. Frank Furrer, ehemaliger Chef des Verbands der verladenden Wirtschaft, sprach gar von einem beispiellosen Umgang mit Kunden.

SBB Cargo baut 80 Stellen ab

Besonders drastisch zeigte sich Daniel Zumkehr, Geschäftsleiter des Transportunternehmens ACTS. Gegenüber der «NZZ» sagte er: «Was SBB Cargo macht, grenzt an Erpressung.» Kunden hätten kaum Zeit, sich auf die massiven Preiserhöhungen einzustellen.

SBB Cargo rechtfertigt die Anhebungen mit jahrelangen Verlusten und hohen Kosten im Wagenladungsverkehr. Laut Sprecher Moritz Weisskopf sind die Preise in diesem Bereich nicht kostendeckend. Die Preiserhöhungen liegen im Schnitt bei 20 Prozent, können aber in Einzelfällen bis zu 300 Prozent betragen. ACTS prüft bereits Alternativen zur SBB, ähnlich wie Coop mit Railcare.

Für weiteren Unmut sorgt der Abbau von 80 Stellen bei SBB Cargo im laufenden Jahr. Bis 2030 sollen rund 20 Prozent des Personals abgebaut werden. Die Bahngewerkschaft SEV und mehrere Unternehmen zweifeln an der Nachhaltigkeit dieser Strategie und befürchten einen schleichenden Abbau des WLV-Netzes. Die Zukunft von SBB Cargo steht auf der Kippe.

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