Um den Boden nachhaltig zu nutzen, sollte man seine Beschaffenheit kennen. Da diese Informationen aber für weite Gebiete der Schweiz fehlen, empfehlen Forschende eine flächendeckende Bodenkartierung.
Der Boden leistet im Verborgenen Wesentliches. Er bietet nicht nur die Grundlage für den Ackerbau, er filtert auch Trinkwasser und dient als Speicher von Treibhausgasen. Für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, Trinkwasseraufbereitung und Raumplanung ist ein fundiertes Wissen über den Aufbau des Untergrunds und die Beschaffenheit der Böden daher zentral.
Solche Informationen sind aber nicht flächendeckend verfügbar, wie aus dem Bericht des Nationalen Forschungsprogramms "Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden" hervorgeht. Damit stehe die Schweiz - trotz dem hohen Druck auf den Boden - im europäischen Vergleich schlecht da.
Boden bleibt unberücksichtigt
Die Servicestelle für Bodenkartierungen wurde 1996 eingestellt. Die Aufgabe wurde den Kantonen überlassen. Nur wenige Kantone konnten gemäss dem Bericht seither die Datenlücken schliessen: Heute sind lediglich für 10 bis 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Bodeninformationen in ausreichender Qualität erfasst. Dies sei der Grund, warum der Boden bei vielen politischen Entscheidungen kaum oder gar nicht berücksichtigt werde.
Die Forschenden schlagen vor, eine schweizerische Bodeninformationsplattform zu schaffen. Diese soll eine schnellere Erhebung ermöglichen. Zudem sollen die Bemühungen schweizweit koordiniert werden.
Zentraler Punkt ist dabei, dass die klassische Erhebung im Feld mit neuen, digitalen Techniken ergänzt wird, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt. Damit sei es möglich, auch grössere Gebiete als bisher zu kartieren.
Bei der Datenerhebung als auch bei der Analyse der Bodenproben soll zudem vermehrt auf automatisierte Verfahren gesetzt werden. Erhoben werden neben Kennwerten zum Humusanteil auch Informationen zum Wasserhaushalt, zum Bodenleben und zu Nährstoff- und Schadstoffgehalten.
Besserer Zugang zu Informationen
Zuerst sollen diejenigen Böden kartiert werden, die für die nachhaltige Nutzung und den Schutz der Böden am wichtigsten sind, etwa siedlungsnahe Fruchtfolgeflächen. Es sei absehbar, dass für die Ernährungssicherung in der Schweiz alle noch verfügbaren fruchtbaren Böden unverzichtbar seien, heisst es im Bericht.
Nach Meinung der Autoren muss auch der Zugang zu den Informationen verbessert werden. So besteht mit der nationalen Bodenbeobachtung Nabodat zwar schon eine vergleichbare Plattform. Diese sei allerdings nur auf die Bedürfnisse der Vollzugsbehörden von Bund und Kantonen ausgerichtet und nur ihnen zugänglich. Die Autoren empfehlen, auch Landwirten oder Planungsbüros Zugang zu den Bodendaten zu geben.
Kosten machen sich bezahlt
Der Aufbau der neuen Plattform würde schätzungsweise 15 bis 25 Millionen Franken pro Jahr kosten. Dabei schlagen hauptsächlich die Kartierung durch private Ingenieurbüros und die Infrastrukturkosten zu Buche.
Allerdings liesse sich mit der Plattform auch wieder Geld einsparen, so die Forschenden. So könnten die Kosten allein bei der Trinkwasseraufbereitung um jährlich 7 bis 10 Millionen Franken gesenkt werden. Ausserdem hälfen die Bodeninformationen, Schäden durch Erosion zu vermindern oder Düngemittel gezielter einzusetzen.
Die Wissenschaftler beziffern den Nutzen verbesserter Bodendaten auf 55 bis 132 Millionen Franken pro Jahr. "Jeder in die Bodenkartierung investierte Franken macht sich somit für die Gesellschaft und künftige Generationen mehrfach bezahlt", wird Erstautor Armin Keller von Agroscope in der Mitteilung zitiert.
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