Die Schweizer Börse verlängert ab dem 22. Juni ihre Handelszeiten um zehn Minuten. Damit will die Börse einen Teil des ausserbörslichen Handels nach der Schlussauktion auf ihre Plattform zurückholen. Händler äussern sich skeptisch.
Am 22. Juni werde eine neue Handelsperiode eingeführt, der «Handel zum Schlusskurs», teilte die Schweizer Börse am Dienstag in einem Schreiben an die Händler mit. Diese so genannte «Trading-at-last (TAL)«-Periode findet jeweils unmittelbar nach der Schlussauktion um 17.30 Uhr statt und dauert zehn Minuten.
«Wir haben gesehen, dass die Bedeutung der Schlussauktion zugenommen hat», sagte ein SIX-Sprecher am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Im letzten Jahr hätten rund ein Viertel aller Aktienhandelsgeschäfte zum Börsenschluss stattgefunden. Die neue Funktion biete Händlern die Möglichkeit, zum Schlusskurs zu handeln, falls in der Schlussauktion zu wenig Liquidität vorhanden gewesen sei oder die Händler an der Schlussauktion nicht teilgenommen hätten.
Damit könnten die Händler in der zehnminütigen Periode Kauf- und Verkaufsaufträge nur noch zum Schlusskurs ausführen. Es finde keine Preisbildung mehr statt, hiess es.
Ziel sei es, «Off-Exchange- und Over-The-Counter-Aktivitäten» – also Handel, der nicht über die Börse läuft oder nach Börsenschluss stattfindet – zu reduzieren und auf einer Plattform – also der SIX – zusammenzuführen, erklärte der Sprecher.
Deshalb wird entsprechend auch die Publikationszeit für Ad-hoc-Mitteilungen angepasst. Weil der Handelsschluss erst auf 17.40 Uhr falle, verlängere sich auch die handelskritische Zeit um zehn Minuten, gab die Regulierungsstelle der Schweizer Börse (SER) ihrerseits am Mittwoch in einem Communiqué bekannt.
Damit verschiebe sich die Publikationszeit für Unternehmensnachrichten mit möglicherweise kursrelevantem Inhalt um zehn Minuten nach hinten. Ad-hoc-Mitteilungen seien deshalb ab dem 22. Juni vor 7.30 Uhr oder nach 17.40 Uhr zu publizieren, schrieb die Regulierungsstelle weiter.
Keine Freude bei Händlern
Von AWP befragte Händler äusserten sich zurückhaltend zu den neuen Handelszeiten. Dies sei zwar eine zusätzliche Möglichkeit, um allfällige Preisabweichungen im Closing auszunutzen, sagte ein Händler. Er rechne aber deswegen nicht mit grossen Volumen.
Die Bedeutung der Schlussauktion habe zugenommen, sagte ein anderer Händler. «Das grosse Volumen dürfte aber nach wie vor in der üblichen Auktion gehandelt werden.»
Die Verlängerung der Handelszeiten sei eher der Wunsch der SIX nach noch mehr Umsätzen auf der eigenen Plattform, sagte wieder ein anderer Börsianer. «Meiner Meinung nach müssten die Börsenhandelszeiten nicht verlängert sondern verkürzt werden», so der Händler. Die Umsätze nähmen dadurch nicht zu, sie würden lediglich auf noch längere Handelszeiten verteilt.
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