Signa-Tochter insolventMilliardär Kühne aus Schindellegi SZ prüft Elbtower-Übernahme
sda/tgab
27.11.2023 - 13:47
Die Signa-Tochter Signa Real Estate Management Germany GmbH hat einen Insolvenzantrag gestellt. Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne erwägt einen Einstieg beim Wolkenkratzer-Projekt Elbtower in der Hamburger Hafencity. Auf der Baustelle passiert seit Wochen nichts mehr.
Keystone-SDA, sda/tgab
27.11.2023, 13:47
27.11.2023, 17:42
SDA
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Die Signa-Gruppe steckt seit einigen Wochen in der Krise.
Nun hat auch die Signa-Tochter Signa Real Estate Management Germany GmbH Insolvenz angemeldet.
Davon betroffen ist der im Bau befindliche Elbtower in Hamburg.
Der in der Schweiz lebende deutsche Milliardär Klaus-Michael Kühne erwägt einen Einstieg in das Projekt.
Die Signa Real Estate Management Germany GmbH verwaltet und entwickelt Immobilien der Signa-Gruppe. Laut der Online-Veröffentlichung zu Insolvenzbekanntmachungen ist sie auch als Bauträger tätig. Im Geschäftsjahr 2021 arbeiteten dort einer Veröffentlichung im Bundesanzeiger zufolge 139 Menschen.
Signa baut unter anderem in Hamburg den 245 Meter hohen Elbtower. Medienberichten zufolge soll der in der Schweiz lebende deutsche Milliardär Klaus-Michael Kühne, der in Signa investiert hat, erwägen, das Projekt zu übernehmen.
«Die Kühne Holding evaluiert derzeit Möglichkeiten, wie sie zu einer Lösung des Elbtower-Problems beitragen kann», teilte eine Sprecherin der Kühne Holding AG in Schindellegi SZ am Montag mit. Allerdings gebe es derzeit keine Gespräche mit der Stadt Hamburg «und keine aktuellen Verhandlungen». Zu Details äusserte sich die Sprecherin nicht.
Zuvor hatte das deutsche «Handelsblatt» berichtet, Kühne prüfe eine Übernahme des Elbtowers. Das fast eine Milliarde Euro teure Projekt ist die prominenteste Baustelle der vom österreichischen Milliardär René Benko gegründeten Signa-Gruppe, die in die Krise gerutscht ist. Benko selbst hat sich inzwischen aus dem Geschäft der Signa zurückgezogen. Die Geschäfte werden vom deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz geführt.
Auch Globus wäre bei Signa-Zusammenbruch betroffen
Von einem allfälligen Zusammenbruch des Firmenimperiums Benkos wäre auch die Schweizer Warenhauskette Globus betroffen. Sie gehört – mitsamt ihren Immobilien - zur Hälfte der Signa. Die andere Hälfte gehört der Central Group aus Thailand beziehungsweise der schwerreichen Familie Chirathivat.
Zudem gibt es einen weiteren Schweizer Bezug. Benko und seine Signa-Holding stehen bei Julius Bär mit 606 Millionen Franken in der Kreide. Es handle sich um die grösste Einzelposition innerhalb des Private-Debt-Kreditbuchs von insgesamt 1,5 Milliarden Franken, teilte Julius Bär am Montag mit, ohne den Namen von Benko zu nennen. Dass es sich um den Österreicher handelt, wurde der Nachrichtenagentur AWP jedoch von gut informierten Kreisen bestätigt.
Welche Folgen die Insolvenz der Signa Real Estate Management Germany GmbH für weitere Teile der Signa-Gruppe hat, blieb zunächst unklar. Wie am Montag aus einer Online-Veröffentlichung zu Insolvenz-Bekanntmachungen hervorging, wird der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini zum Insolvenzverwalter bestellt.
Auf mehrere Anfragen, ob auch andere Teile der Signa-Gruppe insolvent seien, reagierte Signa nicht.
US-Investor für Signa laut Insider derzeit letzte Hoffnung
Bei der angeschlagenen Signa-Gruppe rund um den Tiroler Investor René Benko könnten Insidern zufolge weitere Insolvenzanträge für Konzerngesellschaften in Deutschland folgen. Solche Insolvenzanträge seien in Vorbereitung, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.
Dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» und dem Magazin «News» zufolge verhandelt Signa nun nur noch mit dem US-Hedgefonds Elliott über einen Finanzspritze. Finde sich nicht kurzfristig ein Kreditgeber, könnte die gesamte Gruppe fallen, hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt. Dies sei Benkos «letzte Chance», hiess es dem Bericht zufolge aus seinem Umfeld.
Bei anderen Investoren wie Mubadala Investment, der staatlichen Investmentgesellschaft aus Abu Dhabi, oder dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF und dem Vermögensverwalter Attestor Capital sei Signa abgeblitzt. Ein Elliott-Sprecher wollte sich nicht dazu äussern.
Wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtete, müsste ein Investor kurzfristig 500 bis 600 Millionen Euro zuschiessen, wobei das Geld nur zum Teil besichert wäre. Dementsprechend hoch wären die Zinsen: Gemeinsam mit zusätzlichen Gebühren könnten demnach Kreditkosten von über 20 Prozent pro Jahr entstehen.