Petra TschudinSNB-Währungshüterin betont Wichtigkeit von Negativzinsen für Wechselkurs
Helene Laube
14.2.2025 - 05:55
Petra Tschudin gehört seit vergangenem Oktober dem dreiköpfigen Direktorium der Schweizerischen Nationalbank an. (Archivbild)
Bild:SNB
Petra Tschudin, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB), betont in einem Interview die Bedeutung von Negativzinsen für die Schweiz.
Keystone-SDA, Helene Laube
14.02.2025, 05:55
14.02.2025, 06:04
SDA
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Petra Tschudin, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB), betont in einem Interview die Bedeutung von Negativzinsen für die Schweiz.
«Wir führen eine Geldpolitik im Gesamtinteresse des Landes», antwortete sie auf die Frage, ob die SNB mit ihrem Fokus auf den Wechselkurs Exportförderungspolitik betreibe.
Es gehe nicht darum, einen Wirtschaftssektor speziell zu unterstützen, sagte Tschudin.
Vielmehr habe der Wechselkurs in der Schweiz einen grossen Einfluss auf die Preisstabilität.
Für die Schweiz als «kleine, offene Volkswirtschaft ist das Instrument Negativzins wichtig, weil wir mit ihm die Zinsdifferenz auch in einem Tiefzinsumfeld wenn nötig so steuern können, dass der Franken gegenüber anderen Währungen weniger attraktiv wird und damit nicht übermässig aufwertet», sagte Tschudin in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».
«Wir führen eine Geldpolitik im Gesamtinteresse des Landes», antwortete sie auf die Frage, ob die SNB mit ihrem Fokus auf den Wechselkurs Exportförderungspolitik betreibe. Es gehe nicht darum, einen Wirtschaftssektor speziell zu unterstützen, sagte Tschudin.
Vielmehr habe der Wechselkurs in der Schweiz einen grossen Einfluss auf die Preisstabilität. Diese zu gewährleisten und die Teuerung zwischen null und zwei Prozent zu halten, sei das Ziel der SNB, erinnerte Tschudin. «Wenn die Inflation regelmässig unter null fällt, müsste man regelmässig die Löhne kürzen», sagte die Ökonomin, zu deren Aufgabe es laut NZZ gehört, die Devisenreserven der SNB anzulegen. Tschudin leitet das SNB-Departement, das unter anderem für den Devisenhandel, den Geldmarkt und die Anlagepolitik zuständig ist.
Notenbanken können eine Deflation mit Zinssenkungen bekämpfen, allerdings ist der Spielraum der SNB mit einem aktuellen Leitzins von 0,5 Prozent nicht mehr allzu gross.
SNB-Chef Martin Schlegel hatte Ende Januar Negativzinsen nicht ausgeschlossen. «Auch die SNB mag keine Negativzinsen», sagte Schlegel zu Bloomberg TV am Weltwirtschaftsforum in Davos. Sollte der Schritt notwendig werden, werde die SNB ihn gehen.
Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im Januar weiter gesunken. Der Rückgang hielt sich aber in Grenzen, was für die Nationalbank eine gute Nachricht ist. Die Inflation im Januar betrug noch 0,4 Prozent nach 0,6 Prozent im Dezember, wie das Bundesamt für Statistik am Donnerstag mitteilte.
Über die Auswirkungen der jüngsten Inflationsdaten auf den nächsten Zinsentscheid der SNB gehen die Meinungen auseinander. Einige Ökonomen rechnen mit einem Verharren auf dem aktuellen Niveau. Für andere stellt sich die Frage, wann die SNB den Leitzins auf Null senken wird – und wie der geldpolitische Kurs danach aussehen wird.
SNB senkt Leitzins überraschend deutlich
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt den Leitzins um überraschend deutliche 50 Basispunkte auf 0,50 Prozent. Und auch mit dem gesenkten Leitzins geht sie für 2025 von einer tieferen Teuerung aus. Weitere Zinssenkungen sind somit möglich. Die Preisstabilität, also eine Teuerung von 0 bis maximal 2 Prozent, ist laut SNB mit dem auf 0,50 Prozent gesenkten Leitzins gewährleistet. Für 2025 wird nur noch mit einer Teuerung von 0,3 Prozent gerechnet, im September waren es – bei einem Leitzins von 1,00 Prozent – noch 0,6 Prozent gewesen. Die Prognose für 2026 lautet nun auf 0,8 statt 0,7 Prozent.