Geldpolitik SNB erhöht Leitzins auf 1,75 Prozent

uh

22.6.2023 - 09:37

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verschärft ihren Kampf gegen die Inflation weiter. Sie erhöht den sogenannten SNB-Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent.

uh

Damit wirke sie dem mittelfristig abermals gestiegenen Inflationsdruck entgegen, erklärte die SNB am Donnerstag. Es sei zudem nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten.

Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, sei die Nationalbank zudem weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein. Im gegenwärtigen Umfeld stünden dabei Devisenverkäufe im Vordergrund, heisst es unverändert zu früheren Aussagen.

Die heutige Zinserhöhung ist der fünfte Zinsschritt in Folge. Genau vor einem Jahr hatte die SNB die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder etwas angezogen, danach folgten bis im vergangenen März drei weitere Zinsschritte.

Auch wenn die Inflation seit Februar deutlich zurückgekommen ist auf zuletzt 2,2 Prozent im Mai, liegt sie damit weiterhin über der von der SNB angepeilten Bandbreite von 0 bis 2 Prozent. Eine weitere Zinserhöhung war denn auch bei professionellen Beobachterinnen und Beobachtern fast unisono erwartet worden.

Inflationsprognose für 2024 und 2025 erhöht

Unter Berücksichtigung der heutigen Zinserhöhung erwartet die SNB für dieses Jahr eine durchschnittliche Inflation von 2,2 Prozent, für 2024 ebenfalls 2,2 Prozent und für 2025 2,1 Prozent. Die 2023er-Prognose wurde damit deutlich gesenkt, diejenigen für 2024 und 2025 wurden hingegen leicht nach oben angepasst. Ohne die heutige Zinserhöhung wäre die Inflationsprognose in der mittleren Frist noch höher, betont die Bank.

In Bezug auf die Konjunktur gibt sich die SNB vorsichtig. Für den weiteren Jahresverlauf rechnet sie jedenfalls nur mit einem «bescheidenen Wachstum». Dämpfend wirkten die verhaltene Nachfrage aus dem Ausland, die teuerungsbedingten Kaufkraftverluste und die restriktiveren Finanzierungsbedingungen. Insgesamt dürfte das BIP dieses Jahr um rund 1 Prozent wachsen. Die Arbeitslosigkeit werde in diesem Umfeld vermutlich leicht ansteigen, und die Auslastung der Produktionskapazitäten dürfte etwas zurückgehen, heisst es bei der SNB.

Im ersten Quartal sei die Schweizer Wirtschaft derweil noch solide gewachsen. Der Dienstleistungssektor habe an Schwung gewonnen, und auch die Wertschöpfung in der Industrie sei leicht angestiegen. Die BIP-Schätzung für das Gesamtjahr 2023 ist gegenüber der letzten Prognose vom März unverändert.

Grosse Unsicherheiten

Die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz als offene Volkswirtschaft hängt bekanntlich stark von der Auslandkonjunktur ab. Gemäss SNB sind auch die Wachstumsaussichten für das Ausland über die kommenden Quartale lediglich verhalten. Gleichzeitig dürfte die Inflation global vorläufig erhöht bleiben.

Die SNB betont in diesem Zusammenhang aber vor allem auch die Unsicherheiten bzw. Risiken der Prognose. Sowohl für das Ausland wie auch für die Schweiz unterlägen diese grosser Unsicherheit, heisst es. Hauptrisiko sei dabei eine ausgeprägtere konjunkturelle Abschwächung im Ausland. Insbesondere könnte die hohe Inflation in einigen Ländern persistenter ausfallen als erwartet. Und ebenso könnte sich die Energiesituation in Europa im kommenden Winterhalbjahr wieder verschärfen.

Auch die Lage am Immobilienmarkt wird von der SNB genau beobachtet, da ein Einbruch die Konjunkturaussichten ebenfalls stark trüben würde. Sie gibt diesbezüglich allerdings zumindest leichte Entwarnung. Das Preiswachstum bei den Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen über die letzten Quartale habe sich verlangsamt, während die Preise für Mehrfamilienhäuser zurückgegangen seien. Das Wachstum der Hypotheken sei derweil weitgehend unverändert geblieben. Die Verwundbarkeiten am Hypothekar- und Immobilienmarkt blieben aber dennoch bestehen.