CS-Rettung SNB-Präsident Jordan fordert bessere Krisenvorbereitung der Banken

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1.11.2023 - 14:16

Sie schritten am 19. März zur Rettung der Credit Suisse: SNB-Präsident Thomas Jordan (links), Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Bundespräsident Alain Berset (rechts). (Archivbild)
Sie schritten am 19. März zur Rettung der Credit Suisse: SNB-Präsident Thomas Jordan (links), Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Bundespräsident Alain Berset (rechts). (Archivbild)
Keystone

Die Vorgänge um die CS sollen ein Einzelfall bleiben: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will grundsätzlich Finanzinstituten keine Notfallliquidität ohne Sicherheiten gewähren.

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Die der Credit Suisse in der Krise gewährten ausserordentliche Liquiditätshilfe solle nicht zu einem ordentlichen geldpolitischen Instrument der SNB werden, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Mittwoch an einer Veranstaltung.

Die Credit Suisse habe zu wenig Sicherheiten für eine Einlieferung bei der SNB vorbereitet, um in massivem Umfang ausserordentliche Liquiditätshilfe zu erhalten, stellte Jordan in seiner Eröffnungsrede an der Konferenz «The SNB and its Watchers» in Bern fest. Der Fall der CS habe aber auch exemplarisch gezeigt, dass Kundeneinlagen heute viel schneller und umfangreicher abfliessen könnten als in der bisherigen Regulierung angenommen.

Die SNB stellte der CS im März die Liquiditätshilfe ELA+ (Emergency Liquidity Assistance") basierend auf einer Notverordnung des Bundesrats zur Verfügung. Für diese Kredite musste die CS keine Sicherheiten hinterlegen, es galt lediglich ein Konkursprivileg der SNB. Sie ergänzte die klassische Liquiditätshilfe (ELA) sowie die durch den Bund garantierten Darlehen (Public Liquidity Backstop PLB). In der Spitze stellte die SNB der Credit Suisse 168 Milliarden Franken bereit, so Jordan.

Lehren für die Zukunft

Der SNB-Präsident zog daraus Lehren für die Zukunft: «Erstens muss die Liquiditätsregulierung auf die neue Realität von potenziell schnelleren und grösseren Abflüssen von Depositen ausgerichtet werden.» Zweitens sei es für die Zukunft von allergrösster Wichtigkeit, dass die Banken ausreichend Sicherheiten für die Übertragung an die SNB und andere Zentralbanken vorbereiten würden.

Und drittens brauche es einen wirksamen PLB, der es der SNB erlaubt, Banken in Schwierigkeiten Liquidität auszuleihen, die nicht über genügend Sicherheiten verfügen. PLB steht für Public Liquidity Backstop und war ein weiteres Darlehen der SNB, für das aber der Bund haftet.

«Dieser Ansatz entspricht der etablierten Rollenaufteilung zwischen Bund und Zentralbank in einer Bankenkrise. ELA+ sollte nicht Teil des ordentlichen Instrumentariums der SNB werden», hielt Jordan in seiner Rede fest.

Vorgesehene Rollenverteilung

Die Bereitschaft und Fähigkeit der SNB zur Liquiditätsvergabe seien ausschlaggebend gewesen für die Bewältigung der akuten Krise der Credit Suisse und somit für die Vermeidung einer Finanzkrise mit grossen wirtschaftlichen Folgen für die Schweiz und den Rest der Welt. Aber, so Jordan: «Die Nationalbank muss sich auch in einer akuten Krisensituation an den gesetzlichen Rahmen und die darin vorgesehene Rollenverteilung der Behörden halten.»

Auf Vorwürfe, die nach der CS-Rettung aufgekommen waren, wonach die SNB früher hätte eingreifen sollen, ging Jordan in seiner Rede nicht ein. Er betonte lediglich: «Dem Handlungsspielraum der Nationalbank im Bereich der Finanzstabilität sind gesetzliche Grenzen gesetzt. Weitere für die Stabilität des Finanzsystems ebenfalls wichtige Aufgaben fallen in den Aufgabenbereich anderer Behörden.»