Über 500 in den USA aktivSo stellen sich Schweizer Firmen auf Trumps Zollpläne ein
SDA
20.1.2025 - 11:51
Donald und Melania Trump am 8. Januar in Washington.
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Die USA sind der wichtigste Handelspartner der Schweiz: Was denken hiesige Firmen über die Zölle, mit denen Donald Trump droht?
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Keystone-SDA, Redaktion blue News
20.01.2025, 11:51
21.01.2025, 09:14
SDA
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Die USA sind der wichtigsten Handelspartner der Schweiz: 2023 wurden Waren und Dienstleistungen im Wert von 56,6 Milliarden Franken dorthin exportiert.
Über 500 Schweizer Firmen sind in den USA aktiv.
Die von Trump angedrohten Zölle würden die grossen dieser Firmen kaum treffen, da sie in der Regel in den USA produzieren.
Anders sieht es bei der Pharmaindustrie aus, die zudem befürchtet, dass unter Trump die Medikamentenpreise fallen.
Donald Trump wird am heutigen Montag in Washington als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Für seinen ersten Tag im Amt hat er eine «Rekordzahl» von Dekreten angekündigt.
Für seine Zollpläne zumindest sehen sich die Schweizer Unternehmen dank ihrer Präsenz vor Ort gut gewappnet. Die USA sind 2021 der wichtigste Handelspartner der Schweiz, noch vor Deutschland. Im Jahr 2023 exportierte die Schweiz Waren im Wert von 56,6 Milliarden Franken in die Vereinigten Staaten.
Wer aber in den USA selber produziert, wähnt sich auf der sicheren Seite. Laut Rahul Sahgal, Direktor der Handelskammer Schweiz-USA, sind insgesamt mehr als 500 Schweizer Unternehmen in den USA aktiv. Viele von ihnen haben mehrere Tochtergesellschaften in verschiedenen Bundesstaaten, insgesamt mehr als 4000.
Von den börsenkotierten Schweizer Unternehmen sind deren rund 100 in den USA präsent. Viele produzieren und verkaufen vor Ort und wären kaum von den höheren Zöllen betroffen, mit denen Trump Europa droht, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur von AWP ergibt.
«95 Prozent von dem, was wir in den USA verkaufen, wird in den USA produziert», erklärte etwa eine Sprecherin von des Nahrungsmittelherstellers Nestlé. Der Umsatz in der Zone Nordamerika, zu der die USA und Kanada gehören, belief sich im Jahr 2023 auf 26 Milliarden Franken und stand damit für gut ein Viertel der gesamten Verkäufe.
Nestlé-Hauptsitz in Vevey: Der Konzern ist in den USA gut aufgestellt.
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Ähnlich lautet der Tenor beim Bauchemie- und Klebstoffhersteller Sika, der jenseits des Atlantiks 50 Fabriken betreibt. «Der Einfluss ist gleich Null, da wir alles, was wir in den USA verkaufen, vor Ort produzieren», sagte ein Sprecher. Der Zuger Konzern erwirtschaftete 2023 in dem Land einen Jahresumsatz von rund 2,3 Milliarden Franken.
Pharma härter betroffen
Auch Emmi ist längst mit eigenen Produktionsstätten in den USA präsent. «Der Grossteil unserer Käsespezialitäten wird in den USA vor Ort produziert und wir exportieren einen Teil auch aus der Schweiz», sagte eine Sprecherin des Luzerner Milchherstellers.
«Von den Produkten, die unsere Gruppe in den USA verkauft, werden 75 Prozent lokal hergestellt», sagte auch ein ABB-Sprecher. Das Energie- und Automatisierungstechnikunternehmens erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von 8,3 Milliarden Franken auf der anderen Seite des Atlantiks.
Die Pharmaindustrie dürfte hingegen härter von höheren US-Zöllen getroffen werden. Der Handel mit Medikamenten ist stark von der US-Politik abhängig, stellten die UBS-Ökonomen in einer bereits letzten Herbst vor den Wahlen publizierten Analyse fest.
Insgesamt machen die chemisch-pharmazeutische Produkte rund die Hälfte der Schweizerischen Gesamtexporte aus. Ein Viertel der Pharmaexporte verschickt die Schweiz in die grösste Volkswirtschaft der Welt.
Pharma-Lobby wirbt in Washington um Gehör
Weder die beiden Pharmariesen Novartis und Roche, noch der Auftragsfertiger Lonza wollten sich auf Anfrage von AWP zu dem Thema äussern. «Unsere Tochtergesellschaften jenseits des Atlantiks werden weiterhin mit der neuen US-Regierung zusammenarbeiten», liess eine Roche-Sprecherin ausrichten.
Ganz abgesehen von den Zöllen treibt die Branche noch weitere Sorgen um: Die neue US-Regierung hatte im Wahlkampf versprochen, sich für eine «radikale» Senkung der Medikamentenpreise einzusetzen. Und der designierte Gesundheitsminister Robert Kennedy gilt als erklärter Impfgegner und Verbreiter von Verschwörungstheorien.
Um den Status quo zu sichern, wird hinter den Kulissen offenbar kräftig lobbyiert, wie Recherchen des «SonntagsBlick» vom Wochenende zeigten. Die Schweizer Pharmariesen gehörten gemäss Zahlen der Nichtregierungsorganisation Open Secrets zu den aktivsten Konzernen in Washington.
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