Umsatzeinbruch«Schauen alle Optionen an» – Swiss prüft Flotten-Verkleinerung
sda/awp/phi
4.3.2021
Die Fluggesellschaft Swiss ist vergangenes Jahr wegen der Coronakrise tief in die roten Zahlen gerutscht. Nun prüft die Airline einen Kurswechsel, der eine Flottenverkleinerung nach sich ziehen könnte.
04.03.2021, 12:17
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Um die hohen Verluste, die aufgrund den Reiserestriktionen im vergangenen Jahr anfielen, abzuschwächen, ist die Swiss 2020 stark auf die Kostenbremse getreten. «Es war wichtig, dass wir schnell drastische Kostensparmassnahmen eingeleitet haben», sagte Finanzchef Markus Binkert an der Medienkonferenz der Airline am Donnerstag.
Man habe die Fixkosten um ein Drittel senken können, sagte er. Die Airline habe allerdings viele Fixkosten, die sich nicht so einfach reduzieren liessen wie in anderen Branchen. Es seien mehr als zwei Drittel der Projekte gestoppt worden, nur die zwingend notwendigen seien weiterhin fortgeführt worden.
Auch das Marketingbudget wurde stark heruntergefahren. Zudem habe die Kurzarbeit der Airline sehr geholfen, die Personalkosten zu senken. Doch diese müssten auch langfristig gesenkt werden: Durch natürliche Fluktuation, die Einführung von neuen Teilzeitmodellen und Frühpensionierungen seien so bereits etwa 500 Stellen auf sozialverträgliche Weise reduziert worden, sagte er. Bis Ende 2021 soll sich diese Zahl nun auf 1000 Stellen verdoppeln.
Der Abbau betrifft dabei auch die Teppichetage: «Wir haben in den letzten Monaten 20 Prozent des Managements abgebaut», so der Swiss-Chef Dieter Vranckx. Auch die Geschäftsleitung wird von aktuell vier auf drei Mitglieder verkleinert. Vranckx übernimmt in Personalunion die Funktion von Thomas Frick als operationeller Leiter.
CEO prüft «verschiedene Szenarien»
Frick wiederum tritt per Ende März planmässig zurück. Die Verantwortung als Accountable Manager, die er ebenfalls inne hatte, geht jedoch nicht an den neuen Chef Vranckx über. Vielmehr übernimmt diese Oliver Buchhofer. Er wird per 1. April neuer Head of Operations der Airline, wie die Swiss in einem separaten Communiqué mitteilte.
Für den neuen CEO Vranckx wiederum war es am Donnerstag der erste grosse Auftritt seit seinem Eintritt bei der Airline Anfang Jahr. Sein Vorgänger Thomas Klühr hatte stets betont, ohne Kündigungen durch die Krise kommen zu wollen. Vranckx war an der Medienkonferenz diesbezüglich zurückhaltender.
Es sei zwar nicht das Ziel, Personal abzubauen, sagte er. Doch die Swiss prüfe aktuell eine Restrukturierung, bei der «verschiedene Szenarien» in Betracht gezogen würden. «Ein Teil davon betrifft natürlich die Grösse der Flotte und die Organisationsstruktur», sagte Vranckx. Ein Entscheid dazu sei allerdings noch nicht gemacht und es sei noch zu früh, darüber zu sprechen. «Wir schauen uns alle Optionen an», so Vranckx.
Liquidität noch dieses Jahr sicher
Von den 1,5 Milliarden Kreditsumme, die der Bund der Swiss zugesprochen hat, sei aktuell noch etwa eine Milliarde übrig, sagte Finanzchef Binkert gegenüber den Medien. «Ohne diesen Kredit hätte die Swiss das Jahr nicht überstehen können», sagte er und bedankte sich beim Bund für diese Hilfe.
Die Gerüchte, dass der Swiss bis im Sommer das Geld ausgehen könnte, wies Binkert ab. «Wir werden das aktuelle Jahr bezüglich Liquidität gut überstehen», sagte er. Es hänge allerdings auch stark davon ab, wie sich die Buchungslage entwickle. «Wenn wir 50 Prozent der Kapazität in der Luft haben, können wir den Mittelabfluss stoppen», sagte er.
Für 2021 dürfte die Fluggesellschaft nach ihren eigenen Schätzungen diese Zahl nur knapp erreichen. Es wird mit 40 bis 50 Prozent der Kapazitäten gerechnet, die man vor der Krise hatte. Im Hochsommer dürfte die Nachfrage aber steigen und eine Kapazität von 65 Prozent erreicht werden.